25.11.2024, 14:58 Uhr
Laut Mitteilung hat Robeco seine ersten aktiven börsengehandelten Fonds an der SIX Swiss Exchange notiert. Die aktiven ETFs waren seit dem 15. Oktober an der Frankfurter Börse notiert, weitere europäische...
Wollen Vermögensverwalter und Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit glaubwürdig sein, müssten sie einen klaren ESG-Ansatz haben, diesen kommunizieren und sich daran halten. Das fordert André Thali, Head Client Group Core DACH von Axa Investment Managers. Eines Tages werde Greenwashing keine Rolle mehr spielen, blickt er voraus.
André Thali von Axa Investment Managers verweist auf eine neue Studie des Vermögensverwalters Quilter, die zeigt, dass Greenwashing das grösste Bedenken von Investoren bei ESG-Anlagen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) ist. 44% fürchten, dass ESG-Investments ihre Versprechen nicht halten. Die Schlagzeilen zu mutmasslichem Greenwashing reissen nicht ab, und verschiedene Unternehmen machen Projekte "grün", die es gar nicht sind.
"Aber zurzeit laufen wir Gefahr, dass die Angst vor Greenwashing – also der Verdacht, dass diese Praxis so verbreitet ist, dass gar nicht gezielt nachhaltig investiert werden kann – mehr Schaden anrichtet als das Greenwashing selbst", meint er. Wenn Investoren das Vertrauen verlieren und sich gegen nachhaltiges Investieren entscheiden, könne das die Bemühungen um CO2-Neutralität bis 2050 gefährden.
Ein Teil des Problems ist, hält der Kadermann von Axa IM fest, dass es keine allgemein gültige Definition für ESG gibt. Unternehmen wie Tesla erhalten von manchen Ratinganbietern hohe ESG-Werte und von anderen niedrige. Das hat auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung der ESG-Indizes. Sie enthalten oft Unternehmen, die auf den ersten Blick alles andere als grün sind.
Ist die Aufnahme eines Ölkonzerns in einen ESG-Index mit einem nachhaltigen Mandat vereinbar? Fondsmanager mit expliziten Ausschlusskriterien würden das ablehnen; andere sagen, die grossen Ölkonzerne spielten für die Energiewende eine wichtige Rolle.
Vermögenseigentümer und Asset Manager müssen selbst entscheiden, wie sie ihre Einschätzungen in Mandaten und Fonds umsetzen. Aber das ist gar nicht so einfach. Nuklearwaffen aus einem Portfolio auszuschliessen ist leicht, aber wie sieht es mit Herstellern von Passagierflugzeugen aus, deren Tochtergesellschaften Raketen produzieren, die Nuklearsprengsätze transportieren? Sollte man sie ausschliessen? Und was ist mit den Fluggesellschaften, die Maschinen dieser Flugzeugkonzerne einsetzen?
Wichtig ist vor allem eines, sagt Thali: Die Vermögensverwalter müssen einen klaren Ansatz haben, diesen kommunizieren und sich daran halten. Für Unternehmen gilt dasselbe. Wir alle kennen Firmen, die ihre Umweltfreundlichkeit vor sich hertragen, dabei aber unbequeme Tatsachen verschweigen.
Ein wichtiger Teil des Überwachungssystems, das Unternehmen zur Rechenschaft zieht, funktioniert: die Kontrolle durch die Medien. Auch Regulierungen zwingen Unternehmen und Fondsmanager auf einen besseren und nachhaltigeren Weg.
Wir alle wissen, wie problematisch es ist, dass es noch immer keine einheitlichen Definitionen gibt. Aber es gibt Fortschritte. Die EU hat festgelegt, was Greenwashing ist: "Unternehmen, die einen falschen Eindruck von ihren (positiven) Umweltauswirkungen vermitteln."
Auch die im März 2021 in Kraft getretene EU-Offenlegungsverordnung für Finanzunternehmen (SFDR) hilft. Sie sieht strenge und standardisierte Offenlegungspflichten für alle Unternehmen vor, die ihre Anlageprodukte als nachhaltige Investments vermarkten wollen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass alle, die diese Vorgaben nicht erfüllen, als "nicht nachhaltig" gelten.
Das ist gut. Nach Analysen von Morningstar ist die Zahl der europäischen Fonds mit Nachhaltigkeitsanspruch von gut 2000 im Jahr 2017 auf rund 3500 im vergangenen Jahr gestiegen. Zukünftig wird die SFDR Fondsinvestoren helfen, fundiertere Entscheidungen zu treffen.
Aber auch die Vermögensverwalter selbst müssen mehr Verantwortung übernehmen. Die Finanzbranche sollte noch mehr Emittenten dazu anhalten, ihre Unternehmen und ihr Vermögen grüner zu machen. Wenn sie das nicht tun, sollten wir unser Abstimmungsverhalten entsprechend anpassen und falls nötig nicht in sie investieren.
Bislang ist die Einschätzung, wie gut eine Strategie z. B. zur Erreichung eines Ziels für nachhaltige Entwicklung beigetragen hat, völlig subjektiv. Es gibt keine harten Daten, um die Wirkung der Investitionen zu messen. Wenn sich das bessert, kann mit Datenanalysen objektiv festgestellt werden, ob eine Strategie optimal auf ihr Ziel ausgerichtet war und zu seiner Erreichung beigetragen hat. Greenwashing oder Impact Washing wird sofort erkannt.
Auch bei den ESG-Ratings wird es Fortschritte geben, ist André Thali überzeugt. Irgendwann dürften sie genauso standardisiert sein wie Kreditratings. Bei Unternehmensanleihen diskutiert niemand darüber, ob ein Wertpapier High Yield ist oder Anlagequalität hat. Es gibt einen etablierten Rahmen zur Beurteilung der Kreditrisiken, an den sich die Marktteilnehmer halten.
Das könnte es in Zukunft auch für ESG-Anleihen geben. Die Daten werden zahlreicher und besser, und die Investoren orientieren sich an wenigen ausgewählten Anbietern. Die Faktoren, die die Ratinganbieter beurteilen – vom CO2-Fussabdruck über Biodiversität bis zur Orientierung am Pariser Klimaabkommen – entwickeln sich weiter.
Bessere Daten werden zu vertrauenswürdigeren Ratings führen und es den Investoren ermöglichen, informierte Entscheidungen zu treffen.
All das braucht Zeit, aber die Finanzbranche ist auf einem guten Weg, stellt Thali fest: "Greenwashing wird künftig so stark kontrolliert werden können, dass es keine Rolle mehr spielen wird. Angesichts der Probleme, die echte ESG- und Impact-Strategien zu lösen versuchen, dürfen wir nicht zulassen, dass die Angst vor Greenwashing den dringend notwendigen Fortschritt behindert."