22.11.2024, 08:36 Uhr
Von Juli bis September legte das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal um 0,1 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt in einer zweiten Schätzung mitteilte. Ende Oktober hatte die Behörde anhand vorläufiger Daten...
Japans Wirtschaft ist angesichts der gestiegenen Inflation im Schlussquartal 2022 geringer gewachsen als zunächst berechnet. Nach revidierten Daten stieg das Bruttoinlandsprodukt der drittgrössten Volkswirtschaft hochgerechnet um 0,1 Prozent. Zunächst hatten die amtlichen Statistiker ein Plus von 0,6 Prozent errechnet.
Laut dem Ökonomen Wakaba Kobayashi vom Daiwa Institute of Research dürfte die steigende Inflation den Konsum gedämpft haben. Zudem sei die Erholung im Servicesektor nach der Lockerung der Corona-Restriktionen nicht so stark wie erwartet ausgefallen. Wie aus den BIP-Daten hervorgeht, legte der private Konsum, mit rund 60 Prozent das Rückgrat der japanischen Wirtschaft, nur um 0,3 Prozent zu. In einer ersten Schätzung war das Plus noch auf 0,5 Prozent taxiert worden. Angesichts der globalen Konjunkturflaute macht Japans stark exportabhängige Wirtschaft die schleppende Nachfrage aus dem Ausland zu schaffen.
Die Regierung dringt mit Blick auf die im Frühjahr anstehenden Tarifrunden auf Lohnerhöhungen in der Wirtschaft, damit der Privatkonsum in Zeiten einer Rekordinflation richtig Fahrt aufnehmen kann. Doch vielen Firmen setzt die schwächelnde Nachfrage zu. Daher ist es zweifelhaft, ob es zu nachhaltigen Lohnsteigerungen kommen wird, die die Zentralbank als Schlüssel zum stabilen Erreichen ihres Inflationsziels von zwei Prozent ansieht.
«Die Wirtschaft bleibt ab April in einer schwierigen Lage, da die Gefahr zunimmt, dass das Wachstum in Europa und Nordamerika wegen der beharrlichen Straffung der Geldpolitik ins Stocken gerät», sagte Takeshi Minami, Chefökonom am Norinchukin Research Institute. Führende Notenbanken wie etwa die Fed in den USA oder die Europäische Zentralbanksteuern im Kampf gegen die hohe Inflation längst einen straffen Kurs und stehen vor weiteren Zinserhöhungen. Japan widersetzt sich diesem Trend: Dort verfolgt die Bank of Japan bereits seit 2016 eine Politik der Zinskurven-Steuerung. Dabei peilen die Währungshüter Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an.
Die japanische Notenbank wird beim Zinsentscheid am Freitag voraussichtlich ihre ultra-lockere Linie beibehalten. Es wird zugleich die letzte Zinsentscheidung in der 10-jährigen Amtszeit von Notenbankchef Haruhiko Kuroda sein, der Anfang April abtritt. Sein designierter Nachfolger Kazua Ueda hat Spekulationen über eine rasche Zinswende bereits gedämpft.