Historische Verluste in Japan

Die Anleger möchten gar nicht hinschauen beim Ausverkauf der Aktien in Japan. (Bild metamorworks/Shutterstock)
Die Anleger möchten gar nicht hinschauen beim Ausverkauf der Aktien in Japan. (Bild metamorworks/Shutterstock)

Der Ausverkauf an den asiatischen Aktienmärkten hat sich zu Beginn der neuen Börsenwoche fortgesetzt. Der Nikkei-Index verlor zweistellig, zeitweise musste der Handel unterbrochen werden.

05.08.2024, 09:30 Uhr
Finanzplätze | Konjunktur

Redaktion: awp/św

Die Sorgen um eine womöglich harte Landung der Konjunktur in den USA verschreckte auch am Montag die Investoren. Zudem litten Technologiewerte unter einem Bericht, dem zufolge der Chip-Produzent Nvidia den Start neuer KI-Chips wegen sogenannter Designmängel verschiebt. Nvidia war zuletzt als grosser KI-Profiteur das Zugpferd der allgemeinen Börsen-Rally.

Vor allem in Japan nahmen Anleger weitere Kursgewinne mit. Der Leitindex Nikkei 225 brach am Ende um 12,4 Prozent ein auf 31.458,42 Zähler. Das war der tiefste Stand seit November 2023. Zwischenzeitlich wurde der Handel wegen der starken Kursausschläge unterbrochen. Weil der Nikkei vom jüngsten Rekordhoch nun mehr als 20 Prozent eingebüsst hat, sprechen Börsianer von einem Bärenmarkt.

Yen-Anstieg als Auslöser

Nach einer monatelangen Kurs-Rally in Japan hatte der Nikkei 225 Mitte Juli bei gut 42 400 Punkten eine Höchstmarke erreicht. Dann aber erlebte die Landeswährung Yen innerhalb kurzer Zeit einen starken Anstieg, was die Aktienkurse der exportabhängigen japanischen Unternehmen stark belastete. Zum US-Dollar etwa fiel der Yen am Montag auf den niedrigsten Stand seit Jahresanfang.

Die japanische Investmentbank Nomura rechnet nun mit drei weiteren Zinsschritten von jeweils 0,25 Prozent bis Ende 2025. Damit droht ein Treiber des globalen Aktienbooms wegzufallen, der bei vielen Anlegern beliebte Yen-Carry-Trade.

Bei dieser Anlagestrategie nehmen Anleger in einem Land mit niedrigen Zinsen und fallender Währung Geld als Kredite auf, um es in Währungen, Aktien oder Anleihen in Ländern mit höheren Renditen zu investieren. Dabei diente der Yen als Ausgangspunkt, Ziele der Investition waren Währungen wie der mexikanische Peso, Krypto-Anlagen und Aktien besonders im Tech-Sektor in den USA.

Riesige Carry-Trades

Doch die Aussicht auf eine schrumpfende Zinsspanne und vor allem der plötzliche Anstieg des Yens könnten den Anlegern nun plötzlich hohe Verluste einbringen. Das könnte eine Abwärtsspirale am Aktienmarkt auslösen. Denn um Verluste zu reduzieren, verkaufen Investoren die Anlagen wieder, um ihre Yen-Kredite zurückzubezahlen.

Das Problem: Nicholas Smith, Stratege der CLSA in Tokio, sagt, niemand wisse, wo genau die Gelder investiert worden seien und wie gross der Yen-Carry-Trade sei. «Aber er hat sich über mehrere Jahrzehnte aufgebaut und ist nun eindeutig riesig», sagt Smith.

Die Devisenexperten der Commerzbank sprachen von einer «Panik am Markt im Hinblick auf die US-Konjunktur». Die globalen Aktienindizes seien Risikoscheu und verkauften Aktien. Mit Blick auf die USA stelle sich die Frage, ob angesichts zuletzt schwacher Konjunkturdaten und eines «beispiellosen Zinserhöhungszyklus» eine Rezession vermieden werden kann.

Besser als die japanischen Indizes hielten sich die chinesischen Börsen. Der Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong fiel zuletzt um 2,7 Prozent auf 16 494 Punkte. Der CSI 300 mit den 300 wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen hielt sich mit minus 1 Prozent auf 3.351 Punkte noch etwas besser. Beide Indizes hatten allerdings in den vergangenen Wochen bereits deutlich verloren.

Auch die australische Börse vermochte sich den schwachen Vorgaben nicht zu entziehen. Der S&P/ASX 200 rutschte um 3,7 Prozent auf 7649,60 Punkte ab.

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