23.12.2024, 11:48 Uhr
Lichtblick für die kriselnde deutsche Baubranche: Im Oktober sind die Aufträge für das Bauhauptgewerbe deutlich gestiegen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank 2023 nach vorläufigen Daten preisbereinigt um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Aussichten für das laufende Jahr haben sich Volkswirten zufolge eingetrübt. Manche befürchten auch 2024 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung.
Nach dem Coronajahr 2020 ist es der zweite Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung in diesem Jahrzehnt. Ausgelöst haben die Konjunkturkrise diesmal vor allem die hohe Inflation, die globale Zinswende und die Unsicherheit in der Wirtschaft.
Die Statistiker meldeten für das vierte Quartal ebenfalls ein BIP-Minus von 0,3 Prozent. Diese erste, unvollständige Schätzung ist allerdings noch mit Unsicherheit behaftet.
Im Gesamtjahr 2023 fiel der Privatkonsum als Konjunkturstütze aus. Viele Menschen setzten angesichts deutlich gestiegener Verbraucherpreise den Rotstift an. Die Inflationsrate lag nach vorläufigen Daten im Jahresschnitt bei 5,9 Prozent. Dies war der zweithöchste Wert seit der Wiedervereinigung nach einer Teuerungsrate von 6,9 Prozent im Jahresschnitt 2022. Der Aussenhandel sorgte für einen positiven Beitrag, weil die Importe noch stärker sanken als die Exporte. Die Bauinvestitionen sanken binnen Jahresfrist deutlich.
Zahlreiche Volkswirte erwarten auch im laufenden Jahr keine nachhaltige Erholung in Europas grösster Volkswirtschaft. Viele Wirtschaftsforscher senkten zuletzt ihre Prognosen und rechnen nun mit einem Wachstum von teils deutlich weniger als einem Prozent.
Einige Ökonomen schliessen auch einen erneuten Rückgang des Bruttoinlandsproduktes nicht aus. Eine der Hauptursachen sieht das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung in der Schuldenbremse, die wichtige Investitionen in Klimaschutz und Infrastruktur erschwere. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November zwingt die Ampel-Koalition zum Sparen und engt den finanziellen Spielraum ein.
Im vergangenen Jahr gab der deutsche Fiskus erneut mehr Geld aus, als er einnahm. Nach vorläufigen Daten belief sich das Defizit von Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung auf 82,7 Milliarden Euro.
Dennoch hielt Deutschland nach zwei Ausreissern in den Corona-Jahren 2020 und 2021 im zweiten Jahr in Folge die europäische Verschuldungsregel ein: Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung betrug das Defizit den vorläufigen Berechnungen zufolge im vergangenen Jahr 2,0 Prozent. 2022 waren es 2,5 Prozent.
Der europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt erlaubt den EU-Staaten ein Haushaltsdefizit von höchstens drei Prozent und eine Gesamtverschuldung von höchstens 60 Prozent des nominalen BIP. Wegen teurer Corona-Hilfsprogramme waren die Regeln vorübergehend ausgesetzt worden. Kurz vor Weihnachten einigten sich die EU-Finanzminister auf Reformpläne: Vorgesehen ist, dass die jeweilige Situation der Länder künftig stärker berücksichtigt wird.