22.11.2024, 08:36 Uhr
Von Juli bis September legte das Bruttoinlandsprodukt zum Vorquartal um 0,1 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt in einer zweiten Schätzung mitteilte. Ende Oktober hatte die Behörde anhand vorläufiger Daten...
«Konsumgüter sind Anlegerklassiker: Faktoren wie Rohstoffknappheit, gestörte Lieferketten und Inflation setzen die Freude der Konsumenten aber unter Druck. Doch bieten strukturell wachsende Kategorien wie Kaffee oder Heimtiernahrung Chancen - ebenso wie die stetig wachsende Mittelschicht in den Schwellenländern», schreibt Manuel Zeuch, Analyst im Bereich Research & Portfoliomanagement bei DJE Kapital.
Nachdem der (Basis-)Konsumgütersektor über zwei Jahre lang verlässlich stieg, flaute das Wachstum im vergangenen Jahr ab. Während der Pandemie hatten vor allem Unternehmen mit einer robusten Lieferkette und einer hohen Verfügbarkeit von Produkten und Waren Vorteile. Zudem profitierten Unternehmen mit einem hohen Anteil an Online-Umsätzen - bei L’Oréal zum Beispiel machen diese 28 Prozent aus - und einem geringen Umsatz aus Schwellenländern.
Herausfordernd waren vor allem die weiterhin angespannten Lieferketten und die rasant steigenden Inputkosten: Herstellungskosten machen rund 50 Prozent vom Umsatz aus, wovon wiederum etwa 80 Prozent auf Rohstoffkosten entfallen. Diese stiegen im Vergleich zu 2021 um rund 16 Prozent. «Um die Schwierigkeiten auszugleichen, haben die Unternehmen die Lieferketten gestärkt, die Produktion durch mehr Automatisierung effizienter und flexibler aufgestellt und auch die Preise deutlich erhöht; bei den Branchenriesen lagen diese Preisanstiege zuletzt bei neun bis 13 Prozent», schreibt Manuel Zeuch.
Anfang Juni fand die grösste Investmentkonferenz im Bereich Konsumgüter in Paris statt, an der über 90 Unternehmen aus den Bereichen Basiskonsumgüter, Luxusgüter sowie Lebensmittel- und Non-Food-Einzelhandel teilnahmen. Die Stimmung war «konstruktiver als von vielen Investoren erwartet, da die Unternehmen bei Volumenentwicklung und weiteren Preisanpassungen optimistischer waren.» Eine der Hauptsorgen der Investoren sei die Entwicklung in den USA, einem der wichtigsten Märkte für viele Unternehmen. Dort sei eine Abschwächung unter anderem bei Grossprojekten in diskretionären, das heisst aufschiebbaren oder gar verzichtbaren Bereichen wie Wohnungsbau oder Heimwerkermarkt bereits sichtbar. Entgegen den Erwartungen zeigten sich Konsumenten in den USA aber weiterhin noch robust. Die Nachfrage sei trotz der hohen Preisanpassungen weiterhin stabil und scheine sich nicht weiter zu verschlechtern. Die Arbeitslosenquote ist mit 3,7 Prozent weiterhin niedrig, und die Ersparnisse der Konsumenten liegen noch über dem Niveau von 2019. «Im Gegensatz dazu leiden europäische Konsumenten unter gestiegenen Kosten. Dennoch entwickelt sich auch das Vertrauen der europäischen Konsumenten besser als erwartet, gemessen am Vertrauensindikator der europäischen Kommission für die Eurozone.»
China ist für den Konsumgütersektor sehr wichtig, erhole sich nach der Corona-Wiedereröffnung allerdings deutlich langsamer als von vielen erwartet. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China lag im Mai mit 48,8 unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Dies sei nur eine leichte Erholung im Vergleich zum pandemiegeprägten Dezember 2022 mit 47 Punkten. Einige Unternehmen, die an der Investorenkonferenz in Paris teilnahmen, verzeichneten inzwischen aber eine spürbare Nachfragebeschleunigung in China. Gleichzeitig berichteten verschiedene Unternehmen, dass die chinesischen Kunden immer anspruchsvoller in Bezug auf Marken und deren Wertversprechen würden.
Darüber hinaus stand die Entwicklung der Kosten im Fokus, die zuletzt stark gestiegen waren und Unternehmensmargen und -gewinne belasteten. Aktuell erwarten die meisten Unternehmen, dass der Druck von steigenden Inputkosten in der zweiten Jahreshälfte abnehmen sollte. Unilever erwartet für das Gesamtjahr 2023 eine Nettomaterialinflation in Höhe von 2,2 Milliarden Euro, wobei zwei Drittel der Kosten auf das erste Halbjahr und ein Drittel auf das zweite Halbjahr entfallen. Das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr in Höhe von 4,5 Milliarden Euro. Weiter werde erwartet, dass positives Volumenwachstum zurückkehrt und die Margen wieder ansteigen werden.
Während der Pandemie haben Unternehmen mit einem hohen Umsatzanteil aus Schwellenländern stark gelitten. «Diese Regionen beginnen, sich nun nach der Pandemie wieder zu erholen, obwohl sie teilweise mit hohen Inflationsraten zu kämpfen haben», schreibt Analyst im Bereich Research & Portfoliomanagement bei DJE Kapital. Wie wichtig die Schwellenländer für die Unternehmen sind, zeigten Unilever und Nestlé auf der Konferenz in Paris. Die Unternehmen berichteten davon, dass das Umsatzwachstum in Schwellenländern anderthalb Mal schneller war als in entwickelten Ländern und die Margen deutlich höher waren. Für das Wachstum gebe es verschiedene Gründe, unter anderem eine stetig wachsende Bevölkerung, die den Fokus mehr auf erschwingliche und gleichzeitig hochwertige Produkte legt. Darüber hinaus seien gesundheitsfördernde Produkte sowie Waren, die den täglichen Nährstoffbedarf decken, gefragt. Für die Unternehmen seien die Schwellenländer auch in Zukunft sehr interessant, da laut aktuellen Prognosen das durchschnittliche Wirtschaftswachstum deutlich (anderthalb bis zweimal so gross) über dem der Industriestaaten liegen sollte. Das steigere den Wohlstand und lasse die Mittelschicht, die tendenziell mehr konsumiert, in diesen Regionen weiterwachsen: Bis 2030 sollen nach Schätzungen weitere 800 Millionen Menschen in die globale Mittelschicht aufsteigen.
In den vergangenen Jahren waren Heimtiernahrung und Kaffee zwei strukturell stark wachsende Kategorien. Der globale Markt für Heimtiernahrung ist rund 115 Milliarden Euro gross und wuchs in den vergangenen fünf Jahren um rund 9 Prozent pro Jahr. Es wird erwartet, dass das Wachstum auch in den kommenden vier Jahren bei über 7 Prozent liegen wird. Der grösste Markt für Heimtiernahrung ist die USA, welcher 6,5-mal grösser ist als der zweitgrösste Markt China. Tiere sind ein Teil der Familie geworden und für viele eine Art «Kinderersatz». Das zeigt auch die Entwicklung der Ausgaben: Die Pet Products Association in den USA beziffert die Ausgaben für Tiernahrung und «Leckerlis» in den USA im vergangenen Jahr auf 58 Milliarden Dollar, 2019 waren es erst 36 Milliarden Dollar gewesen. Das entspricht einem Wachstum von 18 Prozent pro Jahr. Neben dem starken Wachstum ist das Margenlevel besonders attraktiv – es ist eines der höchsten im Sektor.
Dass Kaffee ein beliebtes Getränk ist, zeigt die weltweite Marktgrösse von 495 Milliarden Dollar. Zwei Drittel des Konsums entfallen dabei auf die Kategorie ausser Haus. In den letzten 40 Jahren ist der Markt unabhängig vom makroökonomischen Zyklus kontinuierlich gewachsen. Innovationen wie verschiedene Geschmacksrichtungen je nach Saison und der Ausbau des Angebots an individuellen Kaltgetränken spielen dabei eine wichtige Rolle. Der amerikanische Branchenprimus erzielte im Jahr 2022 rund 70 Prozent seiner Umsätze in den USA aus Kaltgetränken im Vergleich zu noch etwa 45 Prozent im Jahr 2018. Die Kategorie wuchs insgesamt in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt mit 7 Prozent pro Jahr, zurückzuführen auf den zunehmenden Konsum an Kaffee pro Person und die «Premiumisierung» des Angebots.
Aktuell entfallen rund 50 Prozent der globalen Kaffeeverkäufe auf Nordamerika und Westeuropa. Der nordamerikanische Markt ist in den letzten fünf Jahren allerdings nur im niedrigen einstelligen Bereich gewachsen. Inzwischen kommt das Wachstum immer mehr aus den Schwellenländern, vor allem aus dem Mittleren Osten und Afrika. Dort ist die Kategorie in den letzten vier Jahren um 10 Prozent pro Jahr gewachsen. Laut Nestlé haben Schwellenländer auch in Zukunft enormes Potenzial im Bereich Kaffee. Der aktuelle Konsum von Kaffee in China, Indien und Afrika liegt bei 32 Tassen pro Kopf und damit deutlich unter dem Konsum der restlichen Welt, wo er bei über 200 Tassen pro Person liegt. Nestlé baute in den letzten Jahren seine Präsenz im Kaffee-Segment, welches rund elf Prozent des Gruppenumsatzes ausmacht, weiter aus, unter anderem durch eine Vermarktungspartnerschaft mit dem amerikanischen Branchenprimus. Dessen Produkte machen jetzt etwa ein Drittel vom gesamten Kaffeeumsatz in den USA aus - insgesamt ein kluger Schachzug von Nestlé.
«Mittel- bis langfristig bestehen weiterhin attraktive Wachstumsmöglichkeiten für Konsumgüter-Unternehmen. Besonders in unsicheren und rezessionsgeprägten Zeiten hat sich für Anleger der Sektor in der Vergangenheit des Öfteren als defensiver Value-Bereich erwiesen. Die Richtung für den Sektor ist klar vorgegeben: Unternehmen, die durch Innovation (neue Produkte & Produktlösungen), eine breite regionale Präsenz und Lieferketten sowie die richtigen Vertriebskanäle verfügen, sollten in den kommenden Jahren Wettbewerbsvorteile besitzen. Sie können weiterhin über dem Markt wachsen und weitere Marktanteile hinzugewinnen», heisst es im jüngsten Ausblick von DJE Kapital.