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Chinas Wirtschaft wächst, Bevölkerung schrumpft

Im Dezember lebten rund 850 000 Menschen weniger in China, als noch ein Jahr zuvor. (Bild Shutterstock/Sevenke)
Im Dezember lebten rund 850 000 Menschen weniger in China, als noch ein Jahr zuvor. (Bild Shutterstock/Sevenke)

Trotz des Corona-Chaos vermeldet China ein offizielles Wirtschaftswachstum von drei Prozent. Gleichzeitig schrumpfte erstmals seit langem die einheimische Bevölkerung.

17.01.2023, 09:02 Uhr
Konjunktur

Redaktion: sw

Chinas Wirtschaft ist 2022 trotz wiederkehrender Lockdowns und chaotischer Öffnung offiziellen Angaben zufolge um drei Prozent gewachsen. Diese vorläufige Schätzung veröffentlichte die staatliche Statistikbehörde. Das Wachstum insbesondere im vierten Quartal fällt mit 2,9% höher aus als erwartet.

Das von der Staatsführung ausgegebene Ziel von rund 5,5 Prozent wurde erwartungsgemäss deutlich verfehlt. Im ersten Pandemiejahr 2020 war Chinas Wirtschaft um 2,2 Prozent gewachsen, 2021 hatte sie sich mit einem Plus von 8,4 Prozent stark erholt. Das offizielle Wachstum von 3 Prozent ist der zweitniedrigste Wert seit dem Beginn der Reform- und Öffnungspolitik Ende der 1970er.

Der Chef der Statistikbehörde, Kang Yi, gestand ein, dass die Grundlage für einen Aufschwung «noch nicht stabil» sei. Er verwies auf die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote betrug im Dezember 5,5 Prozent. Von den 16 bis 24-Jährigen waren 16,7 Prozent ohne Job.

Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran erwartet laut Reuters noch «schwierige Wintermonate», bevor es ab dem zweiten Quartal wieder aufwärts gehe. Chinas Wirtschaft stehe zum Jahresbeginn noch auf «sehr wackeligen Beinen». Entscheidend sei dabei nicht nur die Entwicklung im Land selbst, sondern auch die globale Nachfrage. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibe der Immobiliensektor. Letzterer trägt Schätzungen zufolge direkt und indirekt bis zu einem Drittel zur Wirtschaftsleistung bei.

Corona-Welle legte Wirtschaft teilweise lahm

Ein anderer wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Am 7. Dezember hatte Chinas Staatsführung überraschend zahlreiche Restriktionen der fast drei Jahre lang geltenden strikten Null-Covid-Politik abgeschafft. In der Folge stiegen die Coronainfektionen im bevölkerungsreichsten Land der Welt rasant.

Inzwischen sollen rund 900 Millionen Chinesen mit Corona infiziert gewesen sein, schätzten Forscher der Peking Universität Mitte Januar. Das entspricht rund 64 Prozent der Bevölkerung. Offiziellen Angaben zufolge sind seit der Lockerung im Dezember mehr als 60 000 Chinesen in Krankenhäusern an oder mit Corona gestorben. Der britische Datenverarbeiter Airfinity schätzt die Gesamtzahl der Todesopfer auf 350 000.

850 000 Menschen weniger

Doch selbst wenn es Chinas Staatsführung gelingt, die chinesische Wirtschaft 2023 nach dem Corona-Einbruch zu stabilisieren, bleiben die strukturellen Probleme ungelöst. Dazu zählen die starke Abhängigkeit von (staatlichen) Investitionen, sowie die schnell alternde Gesellschaft. Schon lange warnen Experten davor, China werde «alt, bevor es reich wird».

Erstmals seit der durch Mao Zedongs fehlgeschlagener Industrialisierungskampagne «Grosser Sprung nach vorn» ausgelösten Hungerskatastrophe schrumpft Chinas Bevölkerung. Ende Dezember lebten 1,412 Menschen in China, wie die Statistikbehörde ebenfalls bekannt gab. Es sind rund 850 000 Menschen weniger als im Jahr zuvor.

Die grosse Herausforderung ist dabei, mit einer schrumpfenden Arbeitsbevölkerung ein stetig steigendes Wirtschaftswachstum zu erzielen. Der wachsende Wohlstand ist die wichtigste Legitimation für die seit 1949 herrschende Kommunistischen Partei.

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