Tokenisierung entdeckt die Anlagemärkte und gräbt sie um

Noch stecken Handel und Vermögensanlage mit Krypto Assets in den Kinderschuhen. Doch Vorboten, was alles ändern könnte, gibt es bereits. (Bild: PD)
Noch stecken Handel und Vermögensanlage mit Krypto Assets in den Kinderschuhen. Doch Vorboten, was alles ändern könnte, gibt es bereits. (Bild: PD)

Mit der Einführung von Kryptovermögen erreicht die Digitalisierung der Finanzwelt die nächste Stufe. Besonders die Tokenisierung, reale Vermögenswerte in virtuelle Einheiten umwandeln und über die Blockchain handeln zu können, werde Kapitalmärkte und Finanzindustrie radikal verändern. So sieht es die deutsche Denkfabrik Feri Cognitive Finance Institute.

08.09.2021, 13:35 Uhr
Fintech

Redaktion: hf

Unlängst wurde als erstes Kunstwerk Picassos Gemälde "Fillette au béret" tokenisiert – eine Sensation. Denn erstmals wurden die Eigentumsrechte an einem Gemälde auf die öffentliche Blockchain übertragen. Wer will, kann über sogenannte Art Security Token Teilbesitzer des Bildes werden.

Doch das ist erst der Anfang, nicht nur am Kunstmarkt. Geht es nach den Autoren einer Studie der deutschen Feri-Gruppe resp. deren Denkfabrik, wird die Tokenisierung die Struktur der Anlagemärkte radikal verändern. Entsprechend müssen klassische Finanzintermediäre in den Augen von Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institutes, "ihre Geschäftsmodelle massiv überdenken."

Zeit- und Effizienzgewinne

Die Tokenisierung von Assets ermöglicht es, Bruchteile an einem beliebigen Vermögenswert in digitaler Form zu erwerben. Das erweitert nicht nur das Anlageuniversum für etablierte Investoren und schafft Opportunitäten in neuen Märkten wie zum Beispiel Kunst, Musik oder intellektuelle Eigentumsrechte. Auch bekommen Anlegergruppen Zugang zu Vermögensklassen, die zuvor ausserhalb ihrer Reichweite lagen.

Die Digitalisierung von Assets in einer Blockchain-Infrastruktur bietet hohe Zeit- und Effizienzgewinne im Handel. Auch Options- und Derivatemärkte können völlig neugestaltet werden, etwa durch den Einsatz selbstausführender Vertragselemente (Smart Contracts).

Dezentrales Finanzsystem

Digitale Kontrakte ermöglichen die Entwicklung digitaler Zahlungsströme und neuartiger Vermögenswerte (Smart Assets), nennt die Studie weitere Vorteile der neuen Krypto-Welt. "Der Handel und die Vermögensanlage mit Krypto-Assets stecken zwar noch in den Kinderschuhen, doch die Zukunftsvision einer ‚TokenÖkonomie‘ im Rahmen eines dezentralen Finanzsystems fordert das Finanz-Establishment schon jetzt heraus», ist Heinz-Werner Rapp überzeugt.

Gefragt ist aber auch der Gesetzgeber. Erste Schritte zu einem Rechtsrahmen sind bereits getan – etwa in Deutschland mit dem Gesetz über elektronische Wertpapiere. "Wir brauchen professionelle gesetzliche Grundlagen zu digitalen Vermögenswerten, um fairen Wettbewerb und gesellschaftliche Akzeptanz sicherzustellen", fordert Rapp.

Wie bei jedem technologischen Strukturbruch liegen Chancen und Risiken auch hier eng beieinander. Effizienzgewinnen durch den Wegfall von Gebühren, Fristen und anderen Transaktionshemmnissen steht die Befürchtung gegenüber, dass ein paralleles Schattenfinanzsystem entstehen könnte, auf das Aufseher keinen direkten Zugriff haben.

Beide Argumente haben ihre Berechtigung, was dem Feri Institute zufolge noch lebhafte Diskussionen und disruptive Entwicklungen garantiert.

Die Studie "Blockchain und Tokenisierung – Disruption des Finanzsystems durch Krypto-Assets und Decentralized Finance (DeFi)" steht zum Download unter https://www.feri-institut.de/media-center/publikationen/zur Verfügung.

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