18.12.2024, 14:33 Uhr
Während in den USA und Europa die Zahl der Börsengänge im laufenden Jahr noch zugenommen hat, ist das Geschäft in China eingebrochen. Dort sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahr laut EY um 65 Prozent.
China ist künftig Mitglied im MSCI-Index für Schwellenländer. Der Indexanbieter bezieht ab August 222 chinesische A-Aktien in die Berechnung des Index ein.
Mit dem vierten Versuch ist die Aufnahme Chinas in den prominenten Index endlich gelungen. In der Vergangenheit lehnte MSCI die Anträge Chinas mehrfach ab. Grund dafür war der eingeschränkte Zugang von Investoren zum chinesischen Kapitalmarkt sowie regelmässige Unterbrechungen beim Aktienhandel.
Nick Beecroft, Portfolio Specialist, Asian Equity bei T. Rowe Price sagt, dass er diesen Entscheid schon länger antizipiert habe. Auch wenn er die anfänglichen Auswirkungen als gering einschätzt, denkt er, dass bei zunehmender Liberalisierung und weiteren Reformen China auf lange Zeit deutlich an Gewicht in diesem breiten Index gewinnen werde. "Während sich dieser Markt weiter öffnet, müssen die globalen Investoren viel Zeit aufbringen, um die Eigenheiten dieses Marktes zu verstehen, um die daraus entstehenden Möglichkeiten zu erkennen", erklärt Beecroft.
Auch Sean Taylor, Asien-Pazifik CIO der Deutschen Asset Management sieht es ähnlich: "Die Einbindung Chinas in den MSCI wird zunächst nur einen kleinen Einfluss auf das ausländische Kapital haben, das in den chinesischen Markt fliesst."
Zum einen würden die A-Aktien nur einen Anteil von 0,73 Prozent am MSCI Emerging Markets Index darstellen. Zum anderen dürfte der Entschluss erst in zwei Etappen im Mai und August 2018 umgesetzt werden.
"Der Markt für chinesische Festlandaktien unterliegt kurzfristig den Liquiditätsrisiken aufgrund von Entschuldung des Bankensystems oder vermehrter Regulierung von Schattenbanken", sagt Taylor. Aus diesem Grund gehe er davon aus, dass Investoren weiterhin vor allem an Aktien chinesischer Unternehmen interessiert sein dürften, die entweder in Hong Kong oder am US-Markt gehandelt werden.
Mittelfristig dürfte die Entscheidung des Indexanbieters das Interesse der Investoren aber steigern, genauso wie die Zuversicht für den Markt chinesischer Festlandaktien. Da die Aktien aktuell im sogenannten "Connect Programme" gehandelt werden, stelle dies für internationale Investoren einen deutlich verbesserten Zugang zum chinesischen A-Markt dar und Bedenken hinsichtlich Kapitalrückführungen können ausgeräumt werden, denkt Sean Taylor.
"Das Aktienuniversum des chinesischen Festlands umfasst über 3000 Titel, wodurch sich Diversifikationsmöglichkeiten deutlich erhöhen werden", streicht Greg Kuhnert, Manager des Investec All China Equity Fund, heraus. Der Portfolio Manager glaubt, dass China in regionalen sowie Schwellenländer-Portfolios eine übergeordnete Rolle spielen wird und eine einzigartige Anlageklasse für die Vermögensallokation weltweit werden wird.
Für Schwellenländerinvestoren birgt die Aufnahme sowohl Chancen als auch Risiken, so JO Hambro Experte James Syme. Zum einen öffnen sich einige bedeutende chinesische Unternehmen wie beispielsweise der Spirituosen-Hersteller Kweichai Moutai den Investoren. «Wir sehen weiterhin gutes Wachstum im chinesischen Konsumgüter- und Dienstleistungsbereich. Neue Zugangsmöglichkeiten zu diesen Sektoren wäre eine sehr positive Entwicklung».
Gleichzeitig bedeutet die Aufnahme der «A-Aktie», dass sich die Indexgewichtung in chinesische Finanz- und Immobilientitel noch verstärken würde. «Viele Beobachter sind zu Recht besorgt über das jüngste Kreditwachstum in der chinesischen Wirtschaft. Chinesische Finanztitel wurden in den letzten Jahren aggressiv abgewertet, scheinbar, weil Investoren sich Sorgen über die Gesundheit des Finanzsystems machen. Die Aufnahme der A-Aktien würde das Exposure, insbesondere für passive Investoren, noch erhöhen.