18.12.2024, 10:08 Uhr
«Seit Jahren rüstet sich Indien auf, um mit China als führendem Technologieführer der Region konkurrieren zu können. Jetzt ziehen die Kapitalanlagen nach», schreibt Dina Ting von Franklin Templeton ETFs.
Früher dienten Exchange Traded Funds vor allem der Replikation von Marktperformance (Beta). Heute können ETFs auch konsistente Beta Plus-Performance generieren und aktive Strategien darstellen. Von der Weiterentwicklung traditioneller passiver Strategien können die Anleger profitieren. Wichtig dabei ist, die genauen Charakteristiken und möglichen Nachteile zu verstehen.
Von Mark Vallon*
Anleger, die in Exchange Traded Funds (ETFs) investieren, haben heute die Wahl zwischen Produkten, die Marktrenditen oder eine Überrendite erzielen wollen. Obwohl die Zahl aktiver ETFs derzeit noch überschaubar ist, wächst die Zahl passiver Produkte, die versuchen etablierte Basiswerte zu übertreffen. Häufig ist in diesem Zusammenhang von Smart Beta oder Beta Plus ETFs die Rede. Ein Beispiel hierfür ist der Man GLG Europe Plus Source Strategy (Bloomberg: GLGEURPL), der versucht eine Outperformance gegenüber dem breiten europäischen Aktienmarkt zu erreichen. Dabei bildet der Fonds einen speziell entwickelten Index ab, der die Aktienempfehlungen führender Broker filtert und umsetzt. Die Suche nach einer Outperformance im ETF-Universum muss also nicht zwingend zum Kauf eines aktiven Produkts führen. Vielmehr bieten auch passive Beta Plus-Produkte Anlegern interessante Anlagestrategien.
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen aktiven und passiven ETFs ist die dafür benötigte Expertise und Erfahrung. Viele ETF-Anbieter sind auf die Indexreplikation spezialisiert und verfügen über keinerlei Expertise auf dem Gebiet aktiver Investments. Kooperationen zwischen ETF-Anbietern und aktiven Asset Managern können sich daher als vorteilhaft erweisen und auf beiden Seiten Mehrwert bieten, denn auch aktive Manager dürften kaum die operative Erfahrung mitbringen, um einen ETF zu verwalten, respektive einen liquiden Sekundärmarkt zu organisieren. Anleger sollten gerade bei Produkten, die darauf abzielen eine Überrendite zu generieren, Lösungen wählen, die durch Erfahrung und Expertise in allen drei Bereichen überzeugen.
Voraussetzungen müssen stimmen
Vielen aktiven Managern gelingt es nicht, ihre Benchmark zu übertreffen. Auch Beta Plus-Konzepte können nur unter bestimmten Voraussetzungen oder in bestimmten Marktsegmenten erfolgreich sein. Insbesondere in stark korrelierten oder sehr transparenten Märkten, schneiden passive Investments gegenüber aktiven Strategien sehr gut ab. Unter welchen Voraussetzungen ein mehrwertorientierter Ansatz funktionieren kann, lässt sich anhand der bereits erwähnten Strategie zeigen. Für den zugrundeliegenden europäischen Aktienindex übermitteln führende Broker ihre professionellen Kauf- und Verkaufsempfehlungen an den Indexsponsor. Gerade aufgrund seiner Exklusivität viele Anleger haben keinen Zugang zu derartigen Investmentideen bringt er Potenzial für eine Überrendite gegenüber dem breiten europäischen Aktienmarkt.
Ein weiteres Feld, in dem sich aktives Management bezahlt machen kann, ist der Obligationenmarkt. Einerseits können illiquide Bestandteile häufig die Replikation von Fixed Income-Benchmarks erschweren. Andererseits spielen auch Kreditrisiken für Anleger eine immer grössere Rolle. Die Fähigkeit eines Managers, einzelne Wertpapiere gründlich zu prüfen, anstatt der Benchmark blind zu folgen, ist daher sehr wertvoll. Aber vor allem die Tatsache, dass ein guter Manager gerade während einer Niedrigzinsphase Renditechancen ausfindig machen kann, mit denen die Erträge verbessert werden können, ist am Obligationenmarkt wesentlich. Nicht umsonst dominieren daher im US-Markt für Fixed-Income ETFs die aktiven ETFs.
Vor- und Nachteile aktiver ETFs
ETFs stehen für Liquidität, Transparenz und operative Effizienz. Natürlich erwarten Investoren diese Vorteile auch von aktiven sowie Beta Plus-Vehikeln. Liquidität während des gesamten Handelstages ist dabei ein wesentliches Merkmal, an dem aktive Produkte jedoch nicht zwingend scheitern müssen. Die Liquidität eines einzelnen Fonds hängt von der Liquidität des jeweiligen Marktes sowie der Handelsaktivität der Market Maker ab, die am Sekundärmarkt Liquidität bereitstellen. Unter Umständen kann ein aktiv verwalteter, europäischer Aktien-ETF deutlich liquider sein und engere Geld-/Briefspannen besitzen, als ein passiver, in weniger liquiden Märkten positionierter Fonds.
Die Transparenz stellt für aktive ETFs eine grössere Herausforderung dar. Obwohl Investoren hinsichtlich der Gebühren und Kosten die volle Transparenz erwarten dürfen, kann dies bei den Fondsbestandteilen schwierig sein. Aus gutem Grund: Die Offenlegung der Zusammensetzung in Echtzeit würde es ermöglichen, eine Strategie nachzubilden, ohne dafür Managementgebühren zu zahlen. Noch problematischer ist, dass eine Veröffentlichung der Positionen für die Strategie unvorteilhafte Handelsaktivitäten auslösen könnte. Typischerweise verfügen aktive Strategien über begrenzte Kapazitäten und gehen mitunter konträre Positionen ein. Mit einer vollständigen Offenlegung in Echtzeit könnte die potentielle Outperformance verloren gehen, sobald zu viele Händler dieselben Handelstaktiken aufgreifen würden. Mit all diesen Fragen müssen sich aktive Manager auseinandersetzen, die in Erwägung ziehen, einen ETF oder eine überzeugende Strategie zu lancieren.
Natürlich kann es sein, dass für aktive ETFs höhere Gebühren anfallen, als für ein passives Produkt aus einem vergleichbaren Marktsegment. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob die Zusatzkosten gerechtfertigt sind. Ist der Manager erfolgreich und kann durch eine dauerhafte Überrendite tatsächlich Mehrwert generieren? Nur wenn es dem Fonds gelingt, unter Berücksichtigung sämtlicher Kosten besser abzuschneiden als die Benchmark, lassen sich auch höhere Gebühren rechtfertigen.
Es gibt keine Garantie, dass aktive ETFs oder Beta Plus-ETFs eine bessere Performance liefern als traditionelle Anlagefonds. Dennoch ermöglichen Transparenz und Flexibilität von ETFs dem Anleger, die Performance laufend einzuschätzen und die Positionen effizienter anzupassen.
*Der Autor ist Director Schweiz und Liechtenstein bei Source
Autor: Mark Vallon, Director Schweiz und Liechtenstein bei Source