11.11.2024, 13:42 Uhr
Trotz hoher Volatilität und fallender Kurse in zahlreichen Märkten verzeichneten europäische ETFs im Oktober deutliche Mittelzuflüsse von 29,9 Mrd. US-Dollar, was den besten Monat des Jahres darstellt und das...
Die europäische Asset-Management-Industrie muss laut einer aktuellen Studie angesichts sinkender Margen deutlich fokussierter und kosteneffizienter agieren, sofern sie profitabel wachsen will.
Wie eine aktuelle Studie der Strategie- und Managementgesellschaft zeb zeigt, steht die Asset-Management-Industrie nach Jahrzehnten ungebrochenen Wachstums vor grossen strukturellen Herausforderungen insbesondere in den Bereichen Innovationskraft, Produktgestaltung und Vertriebsmanagement. Analysiert wurden 46 europäische Asset Manager mit starkem Geschäft in Europa, die mit insgesamt 29,3 Billionen Euro rund einen Drittel der global verwalteten institutionellen Vermögen betreuen.
Small is beautiful
Im Detail ergab die Studie, dass neben den spezialisierten Asset Managern, die sich über Themen oder Anlageklassen deutlich von ihren Mitbewerbern differenzieren, insbesondere die im internationalen Kontext kleineren Anbieter, die Teil eines starken, eigenständigen Vertriebsnetzes sind, im Untersuchungszeitraum erfolgreich waren. Am schwächsten entwickelten sich mittelgrosse, sowohl aktive als auch passive Investmentstrategien anbietende Akteure mit einer vergleichsweise hohen Cost-/Income-Ratio und dem niedrigsten Neugeldzufluss, der deutlich unter dem Durchschnitt lag.
Vor allem jene Unternehmen, die versuchten, nahezu alle Anlagethemen oder jede Anlageklasse abzudecken und dabei keine signifikanten Skaleneffekte erzielten, zeigten unterdurchschnittliche Ergebnisse. Norman Karrer, zeb-Studienmitautor bestätigt: "Insgesamt erzielten im Berichtszeitraum nur wenige Asset Manager ein profitables Wachstum, also eine Steigerung der Profitabilität bei gleichzeitiger Gewinnung von Neukunden. Die Top-Liga der Asset Manager zeichnet sich vor allem durch ein überdurchschnittliches Wachstum, eine überdurchschnittliche Profitabilität und ein sinkendes Aufwand- und Ertragsverhältnis aus."
Mythen im Asset Management
Angesichts der im Vergleich zum institutionellen Geschäft höheren Gebührenstruktur wird laut zeb häufig angenommen, dass die Ausweitung des Retail-Geschäfts per se zu einem profitableren Geschäftsmodell führt. Dies konnte in der Studie nicht bestätigt werden, da kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Anteil des Retailgeschäfts am gesamten verwalteten Vermögen eines Anbieters und seiner Gewinnmarge zu erkennen war. Auch eine signifikante Korrelation zwischen dem Anteil höherpreisiger, nicht traditioneller Anlagestrategien an der Vermögensbasis eines Asset Managers und seinen Gewinnmargen war gemäss der Studie nicht nachzuweisen.
Margen stehen unter Druck
Die absoluten Kosten der Asset Manager sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Das Kostenproblem der Branche wurde aber weitestgehend durch die im Untersuchungszeitraum stark gestiegenen Aktien- und Rentenmärkte verdeckt mit der Folge, dass die Kostenmargen weitestgehend konstant blieben. Ein signifikanter Rückgang der Assets wie in 2018 und in der Studie durchgeführte Simulationen mit differenzierten Annahmen über das Marktwachstum machen die Anfälligkeit der Asset Manager deutlich.
Demgegenüber sind in derselben Zeit die Preise der Asset-Management-Produkte über fast alle Anlageklassen sowohl im Retail- als auch im institutionellen Geschäft gesunken. Die Gründe dafür liegen auf der Hand und werden nach Ansicht der Studienautoren den Preisdruck auch weiter verstärken: Neben dem andauernden Niedrigzinsumfeld sind das vor allem unterdurchschnittliche Leistungen aktiver Manager, höhere Kostentransparenz - beispielsweise durch Einführung von MiFID II - und ein zunehmender Wettbewerbsdruck, getrieben vor allem durch kostengünstige passive Investment-Strategien.
Es lohnt sich passiv zu sein
Die Verschiebung vom aktiven zum passiven Asset Management hat sich in den letzten Jahren weiter akzentuiert. Insbesondere das starke Wachstum der ETFs zeige, wie attraktiv passive Strategien inzwischen für Anleger geworden seien, so die Studienautoren. Während passive Investments nahezu kostenlosen Zugang zur Marktperformance böten, wiesen aktive Strategien oft hohe Produktgebühren auf und zeigten in der Breite eine unterdurchschnittliche Performance.
Dies verschaffe passiven Strategien einen Wettbewerbsvorteil und werde weiterhin einen hohen Druck auf die Gebühren für aktive Produkte ausüben. "Viele Anbieter bieten inzwischen passive Strategien an und werden am Wachstum dieser Strategien überproportional partizipieren, sofern sie in der Lage sind, diese kostengünstig zu produzieren", kommentiert Carsten Wittrock von zeb.