07.11.2024, 15:21 Uhr
«Der Goldpreis steigt vor dem Hintergrund des wachsenden Goldbedarfs», schreibt Christian Brenner, Geschäftsführer philoro Schweiz. Laut World Gold Council konnten die weltweiten physisch besicherten...
Im dritten Quartal 2024 wurde so viel Gold gekauft wie noch nie. Das lag vor allem an zwei Käufergruppen. Das zeigen Zahlen des Branchenverbands World Gold Council (WGC).
Demnach ist die Goldnachfrage im dritten Quartal um fünf Prozent auf 1313 Tonnen gestiegen. Treiber des Nachfragewachstums zwischen Juli und September waren unter anderem Zuflüsse in mit Gold gedeckte ETFs. Das dritte Quartal war das erste mit einer positiven Bilanz seit dem ersten Quartal 2022.
Die Goldrally im Frühjahr und Sommer war noch von Schwellenland-Zentralbanken und asiatischen Käufern dominiert. Westliche Investoren, die vor allem auf Gold-ETFs setzen, hielten sich indessen noch zurück. Nun hat sich die Dynamik auf dem Goldmarkt gewandelt.
Anleger wollen sich mit Gold-Investitionen gegen geopolitische und makroökonomische Unsicherheiten absichern, erklärt Krishan Gopaul, Senioranalyst für die EMEA-Region beim World Gold Council, im Gespräch mit dem Handelsblatt. «Die schwächelnde Wirtschaft, der Krieg im Nahen Osten und die US-Wahlen machen Anleger vorsichtig», sagt er.
Dieser Faktor spiele auch bei einer anderen Investorengruppe eine grosse Rolle: Den OTC-Käufern. Mit Over-the-counter-Käufen bei denen es oft um sehr grosse, 12,5 Kilogramm schwere Goldbarren geht, sind für die Statistiker des WGC unsichtbar. Sie können ihr Volumen nur anhand bestimmter Parameter abschätzen, etwa mittels Long-Positionen an den Terminmärkten.
Die geschätzte OTC-Nachfrage hat sich laut Mitteilung im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppelt, von rund 69 auf gut 137 Tonnen. Ohne diese Steigerung der OTC-Käufe wäre die Goldnachfrage in diesem Quartal nicht auf ein Rekordniveau gestiegen. Vielmehr wäre sie im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesunken – von 1180 auf 1174 Tonnen.
Die vermögenden Einzelinvestoren und Family Offices wollen sich mit den Goldkäufen unter anderem gegen die Sorgen um das steigende US-Haushaltsdefizit und die damit einhergehenden Zinsrückzahlungen absichern.
Bereits in den vergangenen Quartalen war die OTC-Nachfrage einer der treibenden Faktoren der Gold-Rekordjagd. Im zweiten Quartal lagen die ausserbörslichen Käufe sogar bei fast 300 Tonnen. Die Gründe waren auch hier die steigende US-Staatsverschuldung, geopolitische Risiken und die schwächelnde globale Wirtschaft.
Neben den OTC-Käufen gehörte auch die Zentralbanknachfrage in der Vergangenheit zu den Treibern der Goldrally. So haben Zentralbanken 2023 und 2022 laut dem Branchenverband WGC jeweils mehr als 1000 Tonnen Gold gekauft. Zuvor lag diese Menge zehn Jahre lang in der Regel bei 400 bis 600 Tonnen.
Auch in diesem Jahr kaufen Zentralbanken weiterhin grosse Mengen Gold, jedoch weniger als in den vergangenen zwei Jahren. So ging die Goldnachfrage der Notenbanken im dritten Quartal um 49 Prozent auf 186 Tonnen zurück. Zusammengerechnet haben Zentralbanken im laufenden Jahr 693 Tonnen Gold gekauft.
Einer der grössten Goldkäufer der Vergangenheit, die chinesische Zentralbank, hat im dritten Quartal keine Käufe getätigt. Stattdessen führten zwei europäische Zentralbanken die Liste der Topkäufer an: Polen und Ungarn.
Die polnische Zentralbank hat ihren Reserven 42 Tonnen Gold hinzugefügt und hat nun einen Goldanteil von 16 Prozent in ihrem Portfolio. Zentralbank-Präsident Adam Glapinski will den Anteil auf 20 Prozent erhöhen.
Erstmals seit März 2021 hat die ungarische Zentralbank im September Gold gekauft, insgesamt 14 Tonnen. In einer Mitteilung begründete sie den Goldkauf so: «Angesichts der zunehmenden Unsicherheit in der Weltwirtschaft ist die Rolle von Gold als sicherer Hafen und Wertaufbewahrungsmittel von besonderer Bedeutung, da es das Vertrauen in das Land stärkt und die finanzielle Stabilität unterstützt.»
Weitere Goldkäufer waren die Zentralbanken aus Indien, Aserbaidschan, der Türkei, Usbekistan, Serbien, Tschechien, Katar, Jordanien und dem Irak. Als einer der Gründe, warum vor allem Schwellenland-Zentralbanken Gold kaufen, wird von Experten auch der Schutz vor Sanktionen der G7 aufgeführt.