18.12.2024, 14:33 Uhr
Während in den USA und Europa die Zahl der Börsengänge im laufenden Jahr noch zugenommen hat, ist das Geschäft in China eingebrochen. Dort sanken die Erlöse gegenüber dem Vorjahr laut EY um 65 Prozent.
Die zweitgrösste Bank Deutschlands profitiert von den nach wie vor hohen Zinsen. Die Commerzbank meldet einen Quartalsgewinn von fast 750 Millionen Euro. Sorgen bereitet weiterhin die polnische Tochter M-Bank mit ihren Krediten in Schweizer Franken.
Mit seinem Gewinn – dem höchsten in einem ersten Quartal seit 2011 – übertraf das Institut die Erwartungen der Analysten deutlich. «Wir sind mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet», sagte Vorstandschef Manfred Knof. Die Commerzbank profitiert dank ihres grossen Einlagengeschäfts mit Privat- und Firmenkunden besonders stark von den gestiegenen Zinsen. Die Europäische Zentralbank hat den Einlagenzins seit Sommer 2022 mehrmals angehoben, zuletzt auf vier Prozent.
Bei der Commerzbank stieg der Zinsüberschuss in der Folge im Vergleich zum Vorjahresquartal um neun Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr hob die Bank ihre Prognose an und rechnet nun mit 8,1 Milliarden Euro statt wie bisher mit 7,9 Milliarden Euro. Das Provisionsergebnis stieg im ersten Quartal dagegen lediglich um 0,5 Prozent auf 920 Millionen Euro. Dabei handelt es sich um Gebühreneinnahmen, die unabhängig vom Zinsumfeld sind.
Die Bank will das Provisionsergebnis in den kommenden Jahren deutlich ausbauen, um ihren Gewinn trotz der erwarteten Zinssenkungen der EZB weiter auszubauen. Für 2024 peilt das Institut weiter einen Zuwachs von vier Prozent an.
Im ersten Quartal schnitt erneut das Firmenkundensegment stark ab. Mit einem operativen Ergebnis von 661 Millionen Euro fuhr es einen Rekordgewinn ein. Verantwortlich dafür waren deutlich gestiegene Erträge, eine niedrigere Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite sowie geringere Kosten. Konzernweit fielen die Kosten im ersten Quartal um acht Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Das Verhältnis von Kosten zu Erträgen sank auf 58 Prozent. Damit steht die Commerzbank deutlich besser da als beispielsweise die Deutsche Bank mit 68 Prozent. Mit der Eigenkapitalrendite, die auf 10,5 Prozent stieg, schnitt die Commerzbank ebenfalls besser ab als ihr grösster heimischer Konkurrent mit 8,7 Prozent.
Finanzchefin Bettina Orlopp bekräftigte, dass die Commerzbank im laufenden Jahr mindestens 70 Prozent des Gewinns an ihre Aktionäre ausschütten will, in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen: «Sofern sich das zweite Quartal wie erwartet entwickelt, planen wir den nächsten Aktienrückkauf auf Basis der Ergebnisse des ersten Halbjahres bei der EZB und der Deutschen Finanzagentur zu beantragen.»
Im Privatkundengeschäft baute die Commerzbank ihren Betriebsgewinn im ersten Quartal fast um die Hälfte auf 423 Millionen Euro aus – vor allem dank eines florierenden Wertpapiergeschäfts und gestiegener Einlagen. Letztere erhöhten sich im Vergleich zu Ende 2023 um neun Milliarden auf 166 Milliarden Euro.
Weiterhin Sorgen bereitete der Commerzbank dagegen ihre polnische Tochter M-Bank. Diese musste die Rückstellungen für umstrittene Fremdwährungskredite im ersten Quartal um 318 Millionen Euro aufstocken und schrieb deshalb nur einen Minigewinn. Aufgrund niedriger Zinsen in der Schweiz hatten viele Polen einst Franken-Kredite aufgenommen, um ihr Haus zu finanzieren. Dann verlor die Landeswährung Zloty gegenüber dem Franken stark an Wert, wodurch die Belastungen für die Kreditnehmer stiegen.
Viele Betroffene gingen daraufhin wegen möglicherweise unrechtmässiger Klauseln vor Gericht gegen polnische Geldhäuser vor – und bekamen häufig recht. Die M-Bank musste ihre Risikovorsorge deshalb immer wieder aufstocken. Nun versucht sie, mit möglichst vielen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern aussergerichtliche Vergleiche zu schließen. Inzwischen hat die M-Bank fast 16 000 solcher Vergleiche unterschrieben – und ist der Ansicht, dass das Schlimmste nun überstanden ist.
Bei der Zahl der neuen Klagen sei der Höhepunkt inzwischen überschritten, sagte M-Bank-Chef Cezary Stypulkowski vergangene Woche. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Belastungen durch Franken-Kredite 2024 geringer ausfallen werden als im Vorjahr mit 1,1 Milliarden Euro.