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Historischer Absturz der Ölpreise

Immer mehr Tanker werden als schwimmende Lager genutzt. (Bild: Shutterstock.com)
Immer mehr Tanker werden als schwimmende Lager genutzt. (Bild: Shutterstock.com)

Am US-Ölmarkt zeichnet sich nach dem historischen Verfall eines Terminkontrakts und allgemein hohen Verlusten zum Wochenauftakt eine Beruhigung ab. Der Preis für die Nordseesorte Brent war hingegen am Dienstagmorgen im freien Fall und verlor über 25%.

21.04.2020, 11:31 Uhr
Alternatives

Redaktion: rem

Am Montag brach der Preis für den Terminkontrakt auf die US-Sorte WTI für Mai um knapp 56 Dollar auf minus 37,63 Dollar je Barrel (159 Liter) ein. Das entspricht einem Rückgang von 306 Prozent. Käufer stehen jedoch vor dem Problem, dass die Kapazitäten der Lager bald erschöpft sein dürften. Experten schätzen, dass in ein bis zwei Monaten die Tanks weltweit zum Überquellen gefüllt sein werden. Die Corona-Pandemie hat die Öl-Nachfrage weltweit um fast ein Drittel einbrechen lassen. Der Absturz des Mai-Kontrakts liess auch andere fallen. US-Öl zur Lieferung im Juni verlor 18% auf 20,43 Dollar je Barrel. Die Nordsee-Sorte Brent sank fast 9% auf 25,57 Dollar.

Angebot und Nachfrage klaffen auseinander

Der Ausnahmezustand am Ölmarkt zeigt einerseits, wie stark Angebot und Nachfrage derzeit auseinanderklaffen. Die Corona-Pandemie legt die ohnehin schon in billigem Öl schwimmende US-Wirtschaft lahm - der Bedarf an dem Rohstoff sinkt dadurch kräftig. Andererseits handelt es sich auch um ein spezielles Phänomen, bedingt durch den am Dienstag verfallenden Terminkontrakt auf US-Öl, wie die Nachrichtenagentur AWP berichtet. Bei solchen Verträgen verpflichtet sich der Verkäufer, eine Menge Öl zu einem festen Preis und Termin zu liefern. Doch Verwendung für den Rohstoff haben viele am Finanzmarkt gar nicht, sie spekulieren nur auf Preisschwankungen - und mussten zum Kontraktende diesmal teuer dafür bezahlen.

Am Dienstag in den frühen Handelsstunden zeichnete sich nun eine Beruhigung ab. So zog der Preis für amerikanisches Leichtöl (WTI) zur Auslieferung im Juni um rund einen Dollar oder knapp fünf Prozent auf 21,44 Dollar an, nachdem er am Vortag noch um fast ein Fünftel gefallen war. Auch der Mai-Terminkontrakt, der am Dienstag ausläuft, drehte zumindest wieder ins Plus und kostete zuletzt etwas mehr als einen Dollar. Erstmals seit Aufnahme des Future-Handels im Jahr 1983 hatten am Montag Käufer bei der Abnahme von Öl Geld erhalten. Zudem war der Preisunterschied zwischen zwei aufeinanderfolgende Terminkontrakte noch nie so hoch. Die Nordseesorte Brent gab am Dienstagmorgen (bis um 11.20 Uhr) jedoch um bis zu 26% nach und notierte bei rund 20 Dollar.

Viele Arbeitsplätze gehen verloren

Der Ölmarkt hält Anleger nicht erst seit Wochenbeginn in Atem. Die Preise sind schon länger auf Talfahrt, obwohl sich grosse Erdölproduzenten wie Russland und Saudi-Arabien unlängst auf deutliche Förderkürzungen geeinigt hatten. Dass die Länder ihren Preiskrieg beendeten und ein Abkommen erreicht wurde, hatte sich vor allem US-Präsident Donald Trump auf die Fahne geschrieben. Doch den Preisverfall konnte das von Trump gefeierte Abkommen nicht aufhalten. Aus der Not will der US-Präsident jetzt eine Tugend machen, indem die US-Regierung die Situation nutzt, um ihre strategischen Reserven aufzufüllen. Es sei geplant, bis zu 75 Millionen Fässer Rohöl zu kaufen, sagte Trump am Montagabend (Ortszeit) im Weissen Haus.

In der Zwischenzeit bedrohen die niedrigen Preise jedoch massiv Arbeitsplätze im Energie-Sektor. Bereits vor dem gestrigen Absturz wurde die US-Ölindustrie durch die niedrigen Preise schwer belastet. Im März waren bereits rund 51 000 Arbeitsplätze im Ölsektor verloren gegangen - das entspricht zirka 9% der Stellen.

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