Asien wird als Anlageregion vernachlässigt

Während alle Augen Tesla gerichtet sind, steigen asiatische Elektroautohersteller wie BYD zu Weltmarktführern auf. (Foto Shutterstock/ssi77)
Während alle Augen Tesla gerichtet sind, steigen asiatische Elektroautohersteller wie BYD zu Weltmarktführern auf. (Foto Shutterstock/ssi77)

Während der Fokus europäischer Investoren auf die Aktienmärkte in den USA und Europa gerichtet ist, wird Asien nahezu sträflich vernachlässigt, schreibt Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege bei M&G Investments. Dabei ist Asien mit rund 27 Prozent der globalen Marktkapitalisierung grösser als der europäische Aktienmarkt.

24.07.2025, 17:00 Uhr
Aktien

Redaktion: cwe

Beim Megatrend künstliche Intelligenz spielt Asien neben den USA eine führende Rolle. "Aus unserer Sicht gibt es daher kaum einen plausiblen Grund, eine derart grosse und wichtige Region mit einer derart vielfältigen Unternehmenslandschaft in einem global diversifizierten Aktienportfolio auszuklammern", schreibt Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege bei M&G Investments.

Asien spielt bei diversen Innovationen und Zukunftstrends ganz vorne mit

  • Künstliche Intelligenz: Spätestens seit DeepSeek ist der Welt klar, dass die USA nicht der einzige Akteur im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) sind. Auch Asien verfügt über Technologieunternehmen, die seit Jahren massiv in KI investieren und dort Innovationen vorantreiben. Neben Taiwan Semiconductor (TSMC) zählen hier wohl die chinesischen Technologiekonzerne Baidu, Tencent und Alibaba zu den bekanntesten Vertretern. Doch das asiatische KI-Spektrum beschränkt sich bei weitem nicht auf diese asiatischen Big-Tech-Unternehmen. "Viele aufstrebende Unternehmen dürften in den kommenden Jahren hervortreten und neue Chancen für Anleger eröffnen. Wer global gestreut in KI investieren möchte, kommt aus unserer Sicht an Asien nicht vorbei", ist Domjanic überzeugt.
  • Grüne Energie: Auch wenn es auf den ersten Blick derzeit noch nicht den Anschein habe, sei Asien bereits auf dem Weg, bei der Energiewende eine tragende Rolle zu spielen. So wird erwartet, dass China und Indien noch in diesem Jahrzehnt gemeinsam fast die Hälfte der globalen Kapazitäten für erneuerbaren Energien bereitstellen werden. Entsprechend gross sei das Potential für asiatische Unternehmen, die die Energiewende vorantreiben. Auch wenn die Branche derzeit mit Überkapazitäten zu kämpfen hat, dürfte der langfristige Wachstumspfad kaum zu stoppen sein.
  • Elektromobilität: Während alle Augen auf den US-Elektromobilitätsriesen Tesla gerichtet sind, steigen diverse asiatische Elektroautohersteller zu Weltmarktführern auf. Als Beispiel hierfür nennt Domjanic der chinesische Elektroauto- und Batteriehersteller BYD, der mit über 3 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen im Jahr 2024 an der Spitze der globalen EV-Hersteller stand. Zudem beliefert das Unternehmen zahlreiche Automobilhersteller mit seinen hauseigenen Batterien. Neben BYD expandieren auch weitere chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen nach Europa und in die USA und stellen die heimischen Automobilhersteller vor Herausforderungen. Es sei daher nicht auszuschliessen, dass in Zukunft neue Weltmarktführer aus Asien den globalen Automobilmarkt dominieren werden.

Die asiatischen Aktienmärkte werden «erwachsen»

Ein Grund, weshalb viele Investoren vor Investitionen in Asien noch zurückschrecken, dürfte mit dem folgenden Aspekt zu tun haben: In der Vergangenheit hat sich bei globalen Investoren hinsichtlich einiger Länder – wie z. B. China, Korea und Japan – der Eindruck verfestigt, dass die Unternehmen zwar florieren, die Aktionäre dabei jedoch mehr oder weniger leer ausgehen. Lange Zeit waren die asiatischen Aktienmärkte geprägt von Intransparenz, staatlichen Einflüssen und einer aktionärsunfreundlichen Unternehmenskultur. In den letzten Jahren hat laut Domjanic jedoch bei einer zunehmenden Anzahl von Unternehmen ein Umdenken stattgefunden, was unter anderem daran erkennbar sei, dass die Aktionäre häufig über steigende Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe vermehrt am Unternehmenserfolg beteiligt werden.

Den Startschuss für das Umdenken gab zweifellos Japans ehemaliger Premierminister Shinzo Abe vor über zehn Jahren mit seiner Agenda der «drei Pfeile» (auch «Abenomics» genannt), die unter anderem darauf abzielte, die japanischen Unternehmen profitabilitätsorientierter und aktionärsfreundlicher zu machen und somit die Rendite für die Aktionäre zu steigern. Südkorea macht es Japan nun nach, und auch China scheint mittlerweile erkannt zu haben, dass ein aktionärsfreundliches Umfeld viele Vorteile haben kann. "Sollte sich dieser Trend fortsetzen (wovon wir stark ausgehen), dürfte sich dies in einer höheren Kapitalrendite, steigenden Unternehmensgewinnen sowie wachsenden Dividenden niederschlagen. Für Aktieninvestoren stellt dies aus unserer Sicht eine äusserst günstige Ausgangslage dar", schreibt der Kapitalmarktstratege.

Viele günstige Anlagechancen für bewertungsorientierte Stock-Picker

Neben zahlreichen Wachstumschancen bietet der asiatische Aktienmarkt auch ein breites Spektrum an Aktien, die teilweise extrem günstige Bewertungen aufweisen. Kurs-Gewinn-Verhältnisse unterhalb von 10 und Dividendenrenditen jenseits von 5% sind dabei keine Seltenheit. "Bei solch günstigen Bewertungen sind optimistische Wachstumserwartungen kaum notwendig, um attraktive Renditen zu erzielen. Für bewertungsorientierte Anleger bieten sich in Asien zahlreiche solcher Möglichkeiten", ist Domjanic überzeugt.

Der asiatische Aktienmarkt ist äusserst vielfältig. Er umfasst sowohl günstige Märkte wie z. B. Indonesien, Korea und China als auch Wachstumsmärkte wie Indien. Von «langweiligen», günstigen Substanzwerten über wahre Qualitätsaktien bis hin zu wachstumsorientierten Innovationstreibern – in Asien ist für jeden etwas dabei.

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