01.10.2024, 09:28 Uhr
Eine deutliche Lockerung der Geldpolitik in den USA mit weiteren absehbaren Schritten sowie anhaltend hohe Fiskalausgaben werden «risky assets» nach oben drücken. Für Stefans Zoffoli von der Zürcher Kantonalbank...
Die Weltwirtschaft läuft zurzeit auf niedrigen Touren. In Deutschland entwickelt sich die Industrieproduktion seit Monaten rückläufig, in China hat die Industrie im August das schwächste Wachstum seit 2002 verzeichnet, und selbst in den USA ist das Produktionswachstum praktisch zum Erliegen gekommen.
Vor allem im Industriesektor, der unter dem Handelskonflikt zwischen den USA und China besonders leidet, sei es zu einer starken Eintrübung gekommen, sagt Christoph Schenk, Chief Investment Officer bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Der noch immer wachsende Dienstleistungssektor sorge aber dafür, dass Beschäftigung und Löhne in den wichtigsten Volkwirtschaften der Welt weiterhin steigen.
Am stärksten ist dies in den USA zu beobachten. Angesichts der konjunkturellen Eintrübung und der hartnäckig zu niedrigen Inflation drücken die besorgten Notenbanken geldpolitisch nochmal aufs Gaspedal. So hat die US-Notenbank im September den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr um 25 Basispunkte gesenkt und die Europäische Zentralbank (EZB) drückte den Einlagesatz für Geschäftsbanken tiefer in den negativen Bereich.
Darüber hinaus nimmt sie das Wertpapierkaufprogramm wieder auf unbestimmte Zeit auf. Auch in vielen Schwellenlän-dern setzen die Notenbanken den geldpolitischen Lockerungskurs fort, um die konjunkturellen Abwärtsrisiken einzudämmen. "Mit anderen Worten: Die Phase ultraniedriger bzw. negativer Renditen dürfte noch lange anhalten. Zudem wächst die Bereitschaft der Staaten, mit fiskalpolitischen Instrumenten gegen die wirtschaftliche Schwäche vorzugehen, so etwa in Deutschland", sagt Schenk. Vor diesem Hintergrund hält er Aktien weiterhin für die beste Anlageklasse.
Nach dem Tiefpunkt im August sind die Renditen am Obligationenmarkt wieder angestiegen, was die Kurse gemäss Schenk belastet hat. Aus Bewertungsperspektive erscheinen ihm Aktien immer noch attraktiver, weshalb die ZKB die Untergewichtung der Obligationen weiter ausbaut. Bei der regionalen Allokation reduziert die Bank die Quote in der Eurozone. Durch die expansive Geldpolitik der EZB dürfte sich der Euro weiter abschwächen. Damit ist die ZKB in Europa insgesamt untergewichtet positioniert, obschon britische Staatsanleihen nach wie vor zu ihren Favoriten zählen. Zu den attraktiven Regionen gehören für Schenk auch die pazifischen Märkte Australien und Japan. Er geht davon aus, dass weitere Zinssenkungen der Reserve Bank of Australia den Obligationenmarkt unterstützen werden und die verhaltene Konjunkturdynamik für den japanischen Yen spricht.
Spiegelbildlich zu den Obligationen baut das Team rund um Christoph Schenk Aktien der Eurozone auf. Zwar hat sich das konjunkturelle Umfeld in der Währungsgemeinschaft nochmals eingetrübt, doch die expansive Geldpolitik – und damit verbunden ein schwächerer Euro – sowie mögliche fiskalpolitische Stimuli sollten dabei helfen, die Gewinnsituation der Unternehmen im Vergleich zum Rest der Welt zu verbessern. Trotz schwacher Konjunktur sind diesbezüglich bereits erste Stabilisierungsanzeichen erkennbar. Mit der Aufstockung der Eurozone ist die Region Europa jetzt insgesamt neutral gewichtet. Darüber hinaus hat das Investment-Team keine Änderungen vorgenommen. Unterdurchschnittliches Potenzial sieht Schenk nach wie vor in UK und Japan. Favorisiert bleiben für ihn die USA und die Schweiz.
Bei den alternativen Anlagen – Gold, Rohstoffe und Schweizer Immobilien – gibt es keine deutlichen Impulse für eine Veränderung, weshalb die ZKB neutral investiert bleibt.