Boom bei Themenfonds – Modeerscheinung oder nachhaltiger Trend?

Eduard von Kymmel, Leiter VP Fund Solutions
Eduard von Kymmel, Leiter VP Fund Solutions

Das Interesse von Investoren und Fondsinitiatoren an Themenfonds hat in den letzten Jahren bedeutend zugenommen. Starke Treiber sind Megatrends wie Nachhaltigkeit, Gesundheit oder Schwellenländer. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, deuten die Zeichen jetzt auf einen nachhaltigen Trend hin.

22.06.2020, 12:00 Uhr

Autor: Von Eduard von Kymmel, Leiter
VP Fund Solutions

Laut Zahlen des Finanznachrichten- und Analyseunternehmens Morningstar, haben sich die verwalteten Vermögen von Themenfonds in den letzten drei Jahren bis Ende 2019 von USD 75 Mrd. auf USD 195 Mrd. nahezu verdreifacht. Wurden vor zehn Jahren nur 0.1% der insgesamt in Aktienfonds investierten Anlagen in Themenfonds verwaltet, so ist dies nun bereits 1%. Relevante Themen gibt es viele. Von der fortschreitenden Digitalisierung, Automatisierung/Robotik bis hin zur Urbanisierung, Ernährungsthematik oder hin zum demografischen Wandel reicht das Spektrum der Megatrends, die für Investoren grosse Ertragschancen bieten können.

Erfahrene Investoren haben Themenfonds allerdings eher in schlechter Erinnerung. So wurden in der Vergangenheit solche Fonds oft spätzyklisch aufgelegt, nachdem ein Thema schon lange überdurchschnittliche Erträge erzielt hatte und die zugrundeliegenden Aktien hoch bewertet waren. Als Beispiele können hier der Internetsektor und das Biotechsegment um die Jahrtausendwende genannt werden. Nachdem es zu Kurskorrekturen gekommen war, wurden solche Fonds von den Fondsinitiatoren häufig wieder rasch geschlossen und Investoren mussten bedeutende Verluste realisieren – oft genau zu einem Zeitpunkt als ein Thema von der Bewertungsebene her betrachtet wieder eher attraktiv geworden war. Zudem lies damals auch die Qualität des Fondsmanagements häufig zu wünschen übrig. Die Gefässe wurden meist nicht von spezialisierten Teams verwaltet, sondern oft beiläufig gemanagt, was zu schwacher Performance und entsprechender Enttäuschung bei den Investoren führte.

Unserer Ansicht nach ist der jüngste Trend hin zu Themen- und Sektorfonds nun aber wesentlich nachhaltiger. Das sind die Gründe:

  1. Aktives Portfoliomanagement steht vonseiten günstiger, passiver Investmentmöglichkeiten wie ETFs und Indexfonds seit längerer Zeit unter massivem Druck. Dies führt dazu, dass sich insbesondere kleinere Vermögensverwalter immer weiter spezialisieren müssen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Kann im Zuge dieser Spezialisierung eine Nische mit einem glaubwürdigen Investitionsansatz und der entsprechenden Kernexpertise besetzt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Investoren für ein entsprechendes Produkt begeistert werden können.
  2. Vermögensverwalter und Family Offices müssen ihren Kunden immer wieder aufzeigen, wie Themen- und Sektorfonds Mehrwerte schaffen. Das rechtzeitige Erfassen und erfolgreiche Abbilden von Zukunftstrends kann hier im Rahmen der Asset Allocation ein probates Mittel darstellen. Der Vermögensverwalter kann zudem bei der Produktauswahl seine Selektionsexpertise unter Beweis stellen.
  3. Erfahrene Fondsinitiatoren haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und führen ihre Produkte sehr häufig auch weiter, wenn diese durch eine zyklische Korrektur temporär grösseren Rückgaben von Fondsanteilen ausgesetzt sind. Gelingt es dann weiterhin eine gute Performance zu erzielen, sind solche Produkte umgehend auf der Kaufliste von Investoren, sobald das fragliche Thema wieder an Aktualität gewinnt. In diesem Kontext sind z. B. Wasserfonds zu nennen, die teilweise schon über 15 Jahre erfolgreich am Markt sind.
  4. Es ist wahrscheinlich, dass Investoren in ihren Portfolios weiterhin verstärkt dezidierte Megatrends akzentuiert abbilden werden und dies, obwohl das Investieren in Themenfonds besonders herausfordernd ist. Zum einen muss zunächst das richtige Thema identifiziert werden, welches zudem von der Bewertungsseite her die positiven, langfristigen Perspektiven noch nicht vollständig vorweggenommen hat und somit über weiteres Potenzial verfügt. Zum anderen wird Selektionskompetenz benötigt, um den richtigen Investmentfonds und den richtigen Manager zu identifizieren.

Fazit: Unserer Ansicht nach werden Themenfonds weiterhin hoch in der Gunst der Investoren stehen und ihren Wachstumstrend fortsetzen. Dies betrifft liquide Anlagestrategien ebenso wie Strategien im illiquiden Private-Markets-Bereich, wie z. B. Cleantech, Infrastruktur etc. Anlegern sollte allerdings bewusst sein, dass das Investieren in Themenfonds besonders anspruchsvoll ist und besondere Kompetenzen erfordert.

Fondspromotoren sollten insbesondere prüfen, ob man von einem Trendthema langfristig tatsächlich so überzeugt ist, dass man auch in zyklischen Schwächephasen das Produkt weiterführen will und kann. Es ist zudem essenziell über eine besondere Expertise und einen glaubwürdigen und durchdachten Investmentansatz im betreffenden Thema zu verfügen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, wie dies bei einigen Produkten von Kunden der VP Fund Solutions der Fall ist, kann ein gutes Themenprodukt rasch zu einer Erfolgsgeschichte werden.

Eduard von Kymmel ist Leiter VP Fund Solutions, Vaduz und Luxemburg

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