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Was aus der Kreditkrise gelernt werden kann

10.06.2008, 16:51 Uhr

Von "Heuschrecken" und "Marktmonstern" - oder was können wir aus der Kreditkrise lernen? Nachdem ein deutscher Politiker vor einigen Jahren für Hedge Funds den Begriff "Heuschrecken" eingeführt hatte, doppelte kürzlich kein geringerer als der deutsche Bundespräsident nach, indem er Banken als "Marktmonster" und "Alchemisten" bezeichnete.

Zielführender als das Erfinden immer neuer Bezeichnungen für einen der wichtigsten Wirtschaftszweige in Europa - der in der Schweiz rund 10%, in Deutschland immerhin rund 4% des Bruttoinlandprodukts ausmacht - sind nach der Meinung von Dr. Thomas Steinemann, Chefstratege der Vontobel-Gruppe, Überlegungen, was nun eigentlich aus der US-Immobilienkrise gelernt werden kann, damit die Banken für Unvorhergesehenes besser gewappnet sind.

Der Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank, Philipp Hildebrand, hat es kürzlich auf den Punkt gebracht: Es könne nicht sein, dass nun als Reaktion auf die Kreditkrise eine Flut von regulatorischen Massnahmen auf die Banken einprassle. Denn jegliches regulatorisches "Finetuning" führe dazu, dass der Regulator quasi selbst das Geschäft der Banken übernehme und suggeriere, er kenne im Detail alle Risiken besser als die Banken selbst. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass in Deutschland ausgerechnet die Staatsbanken - insbesondere die inzwischen konkursite Sachsen Landesbank und die West LB - mit zu den am stärksten von der US-Krise betroffenen Instituten gehören. Versuche man, so Hildebrand, sich lediglich an der aktuellen Krise auszurichten, so verpasse man mit Sicherheit die nächste Krise, da diese wieder einen ganz anderen Ursprung haben werde.

Er empfiehlt deshalb, die Banken mit besseren "Stossdämpfern" auszurüsten, damit sie für jegliches, auch unbekanntes Gelände besser vorbereitet seien. Banken hingegen, die grundsätzlich auf "ebener Piste" unterwegs seien, typischerweise Privatbanken oder Retailbanken, könnten wie bisher verfahren. Banken mit riskanteren Geschäftsmodellen dagegen müssten mit höheren Eigenkapitalanforderungen ausgerüstet sein. Diese Idee erscheint sinnvoll und akzeptabel. Die Herausforderung wird allerdings sein, diese Überlegungen auch international durchzubringen, damit alle Institute mit gleich langen Spiessen operieren können. In der Schweiz liegt der Ball nun bei der Eidgenössische Bankenkommission.

Aus anlagepolitischer Sicht muss leider festgehalten werden, dass zwar das Schlimmste im Zusammenhang mit der Bankenkrise wohl vorüber ist, die Banken global aber noch nicht völlig aus dem Schneider sind. Verschiedene Kennzahlen zeigen an, dass sich die Banken noch immer nicht ausreichend Kapital ausleihen und somit weiterer Abschreibungsbedarf nicht ausgeschlossen werden kann. Entschieden helfen würden sich stabilisierende Häuserpreise in den USA. Einzelne Häuserpreisindikatoren deuten dies an. Somit bleibt das Anlageumfeld vorderhand noch volatil. Wir erwarten aber unverändert eine Stabilisierung während der zweiten Jahreshälfte.

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