07.11.2024, 09:46 Uhr
Nach den Abflüssen im Vorjahr hat die Bank Vontobel in den ersten neun Monaten 2,6 Milliarden Franken Neugeld bekommen. Das Plus resultiert dabei aus dem Geschäft mit Privaten.
Wer sich von seiner Anlage mehr Einkommen wünscht, sollte verschiedene Anlageklassen mischen sagt Dominik Zörner, Senior Porfolio Manager bei Vontobel Asset Management.
Die hartnäckig tiefen Zinsen der letzten Jahre waren für die Finanzmärkte untypisch. Sie forderten viele Investoren heraus. Besonders jene, die auf Anleihen setzten, gerieten ins Dilemma. Die Krux: Die bescheidenen Renditen reichten kaum mehr, um die gesteckten finanziellen Ziele zu erreichen. Da klangen werberische Reden von Aktienanlegern verlockend, die sich in der anhaltenden Hausse sonnten und auf Anleihen pfiffen, meint Dominik Zörner und stellt die Frage "Hatten sie ob der traumhaften Renditen glatt vergessen, dass Aktienanlagen mit mehr Risiko verbunden sind?" Prompt erwischte sie im Februar ein Kurseinbruch auf dem falschen Fuss. Er war zu ihrem Glück nur kurz, mahnte aber an das Gebot der Vorsicht, kommentiert der Experte. Die Märkte bewegen sich jüngst auf ihrem Weg zurück zur Normalität wilder auf und ab und spiegeln, wie unsicher die Anleger geworden sind. Trotz ernüchterndem Kurzzeitschock und nervösen Zickzackmustern habe sich der Wunsch vieler nach mehr Einkommen nicht in Luft aufgelöst resümiert Zörner.
Diversifiziert aus dem Dilemma
Wer sich von seiner Anlage ein attraktives Einkommen wünscht, kommt kaum darum herum, die möglichen Einkommensquellen zu erweitern. Nimmt man zum Beispiel nebst Anleihen auch Aktien in sein Anlageportfolio, kann man zusätzlich zu den Anleihen-Coupons auch Aktien-Dividenden verdienen. Damit sich aber die Risiken aller hinzugenommenen Märkte nicht gefährlich auftürmen, muss das Portfolio diversifiziert werden.
Beweglich statt starr
Die Rückseite der Medaille: Je mehr Titel ins Portfolio aufgenommen werden, desto komplexer wird es, sie im Einklang mit dem Marktgeschehen zu verwalten. Denn wer einmal investiert ist, tut gut daran, die eingegangenen Risiken sorgfältig unter Kontrolle zu halten, da diese sich aufgrund von Ereignissen jederzeit verändern können. Das Portfolio darf also nicht passiv ruhen, sondern muss immer wieder dynamisch angepasst werden. Wenn die Aktienrenditen tendenziell attraktiver sind als die Anleihenrenditen, kann mehr Ertrag aus der Aktien-Komponente herausgeholt werden, indem der Aktienanteil im Portfolio erhöht wird und umgekehrt, wenn die Anleihenrenditen interessanter sind. Wenn die Märkte ausgeprägter schwanken, lassen sich ausserdem auf den Aktien im Portfolio je nach Kursaussichten zu attraktiven Prämien Optionen verschreiben als zusätzliche Einkommensquelle nebst Coupons und Dividenden. Der langfristige Anlageerfolg hänge gemäss Zörner massgeblich von den aktiven Anlageentscheidungen ab.
Der Experte erklärt, wie man das hinkriegt: "Falsch wäre, sich von hohen Coupons und Dividenden allein leiten zu lassen." Ratsam sei es, mit System vorzugehen und sich stets an die Strategie zu halten, die durch das Anlageziel, die Risikogrenze und den Anlagehorizont bestimmt wird, erklärt Zörner. Dazu befolge man am besten einen klaren Anlageprozess mit Schwerpunkt auf der Risikokontrolle. So seien gute Resultate auch wiederholbar. Am Anfang stehe die fundierte Analyse. Sie sei sehr zeitintensiv. Erst dann können gezielte Anlageentscheide so getroffen werden, dass einerseits attraktive Erträge in Aussicht stehen und andererseits das Gesamtrisiko nicht aus dem Ruder laufe. Ein Anlageportfolio, das verschiedene Anlageklassen mischt, um einen attraktiven Einkommensstrom zu erzielen, setze auf Titel von Qualitätsunternehmen, die nicht nur attraktive Coupons- und Dividendenzahlungen, sondern auch einen soliden künftigen Geschäftsgang versprechen. Eine breite Auswahl aus dem globalen Anleihen- und Aktienuniversum verstärkt den eingangs erwähnten Diversifikationseffekt. Und nicht zuletzt nehme man für das Erreichen des Anlageziels die Sicht eines Kreditgebers ein, der das investierte Geld am Ende der vereinbarten Frist zurück haben und für das Ausleihen belohnt werden will.