07.11.2024, 09:46 Uhr
Nach den Abflüssen im Vorjahr hat die Bank Vontobel in den ersten neun Monaten 2,6 Milliarden Franken Neugeld bekommen. Das Plus resultiert dabei aus dem Geschäft mit Privaten.
Allokationen in thematische Strategien nehmen stark zu, wie eine Umfrage von Vontobel zeigt. Über vier Fünftel der Befragten haben mit der Integration thematischer Ansätze in ihre Portfolios begonnen und knapp die Hälfte erwartet eine Erhöhung ihrer Anlagen in den nächsten drei Jahren.
Wie die aktuelle Umfrage von Vontobel unter 300 führenden institutionellen Anlegern und Intermediären in Europa zeigt, teilt mehr als die Hälfte der Befragten (57%) mindestens 20% der Allokation ihrer Aktienportfolios über einen thematischen Ansatz zu, und jeder Fünfte davon verwaltet 40% oder mehr seines Vermögens mit einem thematischen Ansatz. Die Akzeptanz fällt jedoch je nach Region und Unternehmensgrösse unterschiedlich aus.
Befragte in der Schweiz und den Benelux-Staaten weisen besonders häufig eine hohe Allokation in thematischen Strategien auf – drei Viertel der Befragten gaben mehr als 20% an. Bei institutionellen Anlegern in Deutschland und (40%) und Frankreich (44%) fällt der Anteil etwas geringer aus. Zudem setzen grössere Kunden eher auf einen thematischen Ansatz: 89% der Befragten mit einem verwalteten Vermögen (AuM) von mehr als 50 Mrd. USD sind zu mindestens 20% auf diese Weise investiert.
Die Nachfrage nach thematischen Anlagefonds hat in den vergangenen zwölf Monaten stark zugenommen. Sowohl aktive Fonds als auch passive Vehikel haben erhebliche Mittelzuflüsse verzeichnet. Die AuM in thematischen börsengehandelten Fonds haben sich im Jahr 2020 mehr als verdoppelt. Und im Bereich aktiver Anlagen haben thematische Fonds dem Trend der Mittelabflüsse getrotzt, der 2020 in den meisten Sektoren zu beobachten war.
Dieses bemerkenswerte Wachstum ist laut Vontobel auf eine Vielzahl treibender Faktoren zurückzuführen. Bereits vor der Pandemie erfreuten sich zahlreiche Themen mit grösserer Reichweite – darunter der Klimawandel, die technologische Transformation sowie demografische Veränderungen – grosser Beliebtheit. Die Covid-19-Pandemie hat nun als Katalysator für viele dieser Themen gewirkt, und auch der Marktzyklus scheint sich zugunsten thematischer Anlagen verschoben zu haben.
Die Studie zeigt auch, dass es sich bei thematischen Anlagen nicht nur um eine reine Aktienstrategie handelt. Eine erhebliche Zahl der Befragten wendet einen thematischen Ansatz bereits für eine Vielzahl von Anlageklassen an. Befragte mit höherem AuM halten besonders häufig thematische Engagements in Infrastruktur, festverzinslichen Anlagen, Rohstoffen oder Immobilien.
Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, die Anzahl der von ihnen beauftragten externen Manager in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen. Dabei legen sie bei ihrer Auswahl mehr Wert auf Kriterien wie Glaubwürdigkeit und Zielsetzung als auf die Performance in der Vergangenheit Die Befragten wählen Manager insbesondere nach Kriterien wie Qualität des Researchs und Transparenz der Zielsetzung aus.
Der Wunsch, Risiken zu mindern und zu steuern, ist ebenso wichtig für die zunehmende Verbreitung thematischer Anlagen wie die Suche nach einer überdurchschnittlichen Performance. Womöglich ist das Risiko gar noch entscheidender: 56% der Befragten sind der Auffassung, dass ihr thematischer Ansatz dazu beitragen kann, andere Portfoliorisiken zu kompensieren, während 46% der Ansicht sind, dass sie auf diese Weise Diversifikationsvorteile erzielen können.
Viele Anleger glauben, dass die Themen, in die sie derzeit investiert sind, auch in Zukunft für Wachstum sorgen werden – 51% sind der Ansicht, dass diese Allokationen überdurchschnittliche Anlagerenditen liefern werden –, im Gegensatz zu vielen Bereichen, in denen traditionelle Länder- oder Sektorfonds ihre Schwerpunkte setzen. In diesem Sinne kann ein Wechsel zu thematischen Strategien als ein Schritt zur Reduzierung des Risikos einer Underperformance angesehen werden, die durch ein Engagement in Anlagen bedingt ist, bei denen der optimale Verkaufszeitpunkt verpasst wurde. Anders ausgedrückt möchten die Befragten die thematischen Fonds zur Reduzierung ihrer Abhängigkeit von konventionelleren Anlageansätzen einsetzen.