07.11.2024, 09:46 Uhr
Nach den Abflüssen im Vorjahr hat die Bank Vontobel in den ersten neun Monaten 2,6 Milliarden Franken Neugeld bekommen. Das Plus resultiert dabei aus dem Geschäft mit Privaten.
Im Investmentkommentar für das 1. Quartal 2008 geht Vontobel weiter von einem starken Rückenwind von regulatorischer und politischer Seite aus. Was aufgrund des Strebens nach ökologischer Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit vor allem dem Wind und Solarsektor sowie dem Bereich Energieeffizienz zugute kommen sollte. Die mittelfristigen Wachstumsperspektiven und soliden Fundamentaldaten für das langfristige Anlagethema erneuerbare Energien und Energieeffizienz haben weiterhin Bestand.
Das erste Quartal erwies sich für die internationalen Märkte als sehr ruppiger Start in das Jahr 2008, geprägt von Panikverkäufen, hoher Volatilität, kräftigen Zinssenkungen und schliesslich der Rettung der Investmentbank Bear Stearns. Im Bereich alternative Energien lässt sich die Volatilität am Beispiel der Renewable Energy Corporation (REC) verdeutlichen. Aus einem "Star" wurde in nur wenigen Wochen ein "Sternchen", als es bei dem norwegischen Schwergewicht im Polysilikon- und Wafer-Bereich im Quartalsverlauf zu einem Kurseinbruch um 55% kam. Hintergrund war eine zweimonatige Verzögerung bei einem neuen Produktionsprozess (Wirbelschichtreaktor), die den Investitionsaufwand erhöht und die Profitabilität kurzfristig belastet. In den beiden nächsten Monaten folgte hingegen eine Erholung um 32%. Ungeachtet der Kursschwankungen bei den Solaraktien die vor allem das breitere Marktgeschehen widerspiegelten blieb der Newsflow sowohl aus der Politik als auch von der Unternehmensfront eindeutig positiv für den Sektor.
Die europäischen Entscheidungsträger verpflichteten sich auf ein bindendes EU-weites Ziel, bis 2020 den Energiebedarf zu 20% aus erneuerbaren Energien wie Biomasse, Wasserkraft, Wind und Sonnenenergie abzudecken. Um dieses Ziel zu erreichen, ist jedes der 27 Mitgliedsländer aufgefordert, den Anteil erneuerbarer Energien gegenüber dem Niveau des Jahres 2005 um 5.5% zu erhöhen; der verbleibende Anstieg wird auf Basis des Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts (BIP) ermittelt. Dieses Energieziel markiert eine weitere politische Vorgabe für den Anteil erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung, die sich inzwischen weltweit auf mindestens 66 Länder, 29 US-Staaten sowie neun kanadische Provinzen erstrecken.
Auf Unternehmensseite wirkte im ersten Quartal 2008 das letztjährige IPO von Iberdrola Renovables nach, der Sparte erneuerbare Energien von Iberdrola, das ein Rekordvolumen von USD 7.2 Mrd. hatte. Energias de Portugal gab Pläne für eine Aktiennotierung ihrer Einheit im Bereich erneuerbare Energien bekannt und RWE kündigte die Ausgliederung seines Wind- und Wasserkraftportfolios in eine eigenständige Gesellschaft (RWE Innogy) an. E.ON will bis 2030 seinen Anteil an erneuerbarem Strom auf 20% und die CO2-freie Strommenge auf mehr als 50% ausweiten.
Branchenentwicklung
Im ersten Quartal gab es einige sehr interessante Entwicklungen sowohl im Wind- als auch im Solarenergiesektor. Neue Anbieter von Silizium wie DC Chemical und M. Setrek verfügen über umfangreiches Know-how aus ihren Aktivitäten in der Chemieindustrie. Dank ihrer Erfahrungen gelang es diesen Anbietern, ihre Produktionslinien in sehr kurzer Zeit erfolgreich hochzufahren und neue Kapazitäten in der Siliziumproduktion zu schaffen.
Solarenergiesektor
Allerdings gab es auch eine Reihe von Neulingen, die beim Produktionsanlauf auf Probleme stiessen oder entsprechende Pläne wieder aufgaben. Der zunehmende Wettbewerb unterstreicht die Bedeutung der Unternehmensauswahl in diesem Sektor. Allerdings erfolgen die Produktionsausweitungen nicht schnell genug, um zur ständig steigenden Nachfrage aufzuschliessen. Wir gehen daher davon aus, dass der Upstream-Teil der Wertschöpfungskette, die Siliziumproduktion, in den kommenden Jahren ein wesentlicher Engpass bleiben wird.
Windenergiesektor
Der Windsektor ist eine globale Branche. Wir erwarten eine positive Entwicklung des Sektors, trotz der Kreditklemme und der Konjunkturabkühlung. Die meisten Windturbinenhersteller verzeichnen eine anhaltend starke Nachfrage, ein gutes Preisniveau und nur moderaten Aufwärtsdruck bei den Komponentenkosten. Den Turbinenproduzenten gelang es, durch Verbesserungen in der Lieferkette, eine höhere Zuverlässigkeit der Turbinen sowie eine stärkere Position in den Preisverhandlungen ihren Bedarf an Umlaufvermögen zu optimieren. Die American Wind Energy Association schätzt, dass in den USA 2007 rund 5.2 Gigawatt (GW) an neuen Kapazitäten hinzugekommen sind, ein Plus von 45% gegenüber dem Vorjahr. Die jährlich stattfindende Europäische Windenergiekonferenz verwies auf das in den vergangenen Jahren stärker als erwartete Wachstum in den USA und in China sowie die aufkommenden chinesischen Hersteller, die zu einer Entspannung der weltweiten Angebotssituation beitragen. Die weltweiten Windinstallationen haben inzwischen die Marke von 100 GW überschritten und werden Prognosen zufolge bis 2012 auf 240 GW steigen.
Im Bereich Energieeffizienz legte die britische Regierung einen Vorschlag vor, Eigenheimerwerbern, die binnen eines Jahres die Energieeffizienz verbessern, einen Nachlass bei der Grunderwerbssteuer (Stamp duty) zu gewähren. Darüber hinaus hat der US-Bundesstaat Maryland eine vorläufige Zustimmung zu Kostenerstattungen auf energieeffiziente Installationen und Wohnhausbauten erteilt.