07.11.2024, 09:46 Uhr
Nach den Abflüssen im Vorjahr hat die Bank Vontobel in den ersten neun Monaten 2,6 Milliarden Franken Neugeld bekommen. Das Plus resultiert dabei aus dem Geschäft mit Privaten.
Eine Einigung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU ist derzeit nicht absehbar. Eine Investition in britische Titel sei erst attraktiv, wenn auch die Kosten für die Währungsabsicherung sinken, meint Ludovic Colin von Vontobel Asset Management.
Am 23. September sind es noch 100 Tage bis Brexit. Eine Einigung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU ist jedoch derzeit nicht absehbar. Das toxische Umfeld in Westminster habe die EU in eine passiv-aggressive Haltung gedrängt, sagt Ludovic Colin, Head of Flexible Bonds bei Vontobel Asset Management.
Aus seiner Sicht liegt das Hauptproblem darin, dass bis zum Ablauf der Frist nicht mehr viel Zeit bleibt, so dass es praktisch unmöglich sei, noch eine Einigung zu erzielen. Würden die EU und Grossbritannien einen legalen Weg finden, um die Übergangsfrist zu verlängern, würden die Chancen für eine Einigung steigen. Allerdings scheint auch diese Option als sehr unwahrscheinlich, da zahlreiche gesetzliche Bestimmungen eine Verlängerung nahezu unmöglich machen.
Die wirtschaftliche Situation Grossbritanniens nach Covid-19 ist eine der schlechtesten in der entwickelten Welt. Fügt man noch einige harte Handelsbarrieren mit dem grössten Partner hinzu, zeichnet sich ein düsteres Bild. "Die EU wird von einem harten Brexit weniger betroffen sein, und die Konsequenz liegt auf der Hand: Negativzinsen im Vereinigten Königreich, eine GBP-Krise und eine massive Unterperformance britischer Vermögenswerte", so Colin.
Die jüngste Kursentwicklung auf den verschiedenen Märkten zeigt, dass Gilts dazu neigen, ein schlechtes Ergebnis einzupreisen. Auch die Kreditspreads haben ein gewisses Risiko integriert, aber vermutlich noch nicht genug. Das Pfund zeigt sich momentan noch optimistisch, und es ist zu erwarten, dass dort die grössten Preissprünge zu sehen sein werden, sollte sich das schlechte Szenario bestätigen.
Angesichts des Risikos eines harten Brexits und der wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 sollten Anleger gegenüber dem Pfund vorsichtig bleiben, empfiehlt Colin. Währungen insgesamt werden zunehmend volatiler werden, da neben anstehenden US-Wahlen auch die Covid-19-Krise zu bewältigen ist. Daher scheint es attraktiver das Pfund gegenüber dem Euro als gegenüber dem US-Dollar zu verkaufen. Anleger, die einen "No-Deal"-Brexit befürchten, müssten das Pfund bis zum Jahresende untergewichten.
"Abgesehen von einigen spezifischen Ausnahmen, erscheinen britische Titel im Vergleich zu anderen geografischen Gebieten als zu riskant angesichts der wirtschaftlichen Wachstumserwartungen für Grossbritannien in Kombination mit einem potenziellen 'No-Deal'-Brexit", betont Colin. Sollten die Märkte jedoch anfangen, eine höhere Risikoprämie für britische Titel einzupreisen, könnte eine selektive Investition mit einem langfristigen Horizont in Erwägung gezogen werden – allerdings nur dann, wenn die Kosten für die Währungsabsicherung ebenfalls sinken.