12 Monate Subprimekrise: Wo stehen wir?

11.08.2008, 08:50 Uhr

Anfang August 2008 jährt sich zum ersten Mal der Ausbruch der

Subprimekrise. Zwölf Monate nach Ausbruch der Krise könnte die Stimmung

weltweit aber kaum schlechter

sein: die Aktienmärkte haben in dieser Zeit global rund 15% verloren,

die Finanztitel büssten 30% ein, wohingegen die Energietitel infolge

des rasant angestiegenen

Ölpreises gar um einige Prozentpunkte stiegen.

Die Mehrheit der

Analysten und Kommentatoren zeichnen heute gemäss der Bank Vontobel ein düsteres Bild der

wirtschaftlichen Aussichten. In der Tat

gibt es einige Hürden auf dem Weg zu einer raschen Erholung der

Konjunktur: so steigt zur Zeit die Arbeitslosigkeit in den USA an, die

Banken haben ihre

Kreditvergabestandards massiv erhöht, die US-Hypothekarzinsen sind

trotz Leitzinssenkungen noch nicht zurückgekommen, die Immobilienpreise

haben sich noch nicht

vollständig stabilisiert und die Banken leihen sich am Geldmarkt noch

immer nur unzureichend Geld aus. Dies deutet darauf hin, dass wir noch

nicht alles im Bereich der

Abschreibungen gesehen haben - vor allem solange die Immobilienpreise

sich noch nicht nach oben bewegen.

US-Wirtschaft entwickelt sich besser als erwartet

Nebst diesen Herausforderungen für die zweite Jahreshälfte gibt es

jedoch auch erfreuliches zu vermerken, beispielsweise die pragmatische

US-Geldpolitik, die im Falle

einer neuerlichen Krisenwelle nicht zögern würde, die Zinsen weiter zu

senken. Der Fiskus hat rasch und wirksam reagiert und mit

Steuerrabatten den Konsumenten unter die

Arme gegriffen. Die staatliche Hilfe für die grossen, halbstaatlichen

Hypothekeninstitute "Fannie" und "Freddie" wurde vom Markt positiv

aufgenommen. Die ordnungspolitische

Diskussion in diesem Fall ist jedoch überflüssig, da diese Unternehmen

ohnehin schon de facto eine Staatsgarantie hatten, die nun einfach

eingelöst wird. Diese

Staatsgarantie war der Grund, dass "Fannie" und "Freddie" überhaupt

eine derartige unverhältnismässig grosse Bedeutung erlangen konnten.

Auf der positiven Seite ist

weiter zu verbuchen, dass die US-Wirtschaft sich bisher besser als

erwartet entwickelt hat. Wir erwarten einen "U-förmigen"

Konjunkturverlauf, das heisst einige Quartale mit

moderaten Wachstumszahlen. Eine Rezession kann vermieden werden. Der

fallende Ölpreis schliesslich wird die Inflation günstig beeinflussen

und Druck von den

Zentralbanken nehmen.

Volatilitäten entwickeln sich seitwärts

Die Aktienmärkte haben ausserdem bereits viel Negatives in den

aktuellen Kursen eskomptiert. Eine Evidenz dafür ist der Umstand, dass

die Märkte sich seit Ende

Februar mit hoher Volatilität im Wesentlichen seitwärts entwickelten,

während die Gewinnerwartungen laufend nach unten genommen wurden.

Dieser Revisionstrend ist

noch nicht abgeschlossen. Im Falle des S&P 500 nehmen die aktuellen

Kurse eine Gewinnschrumpfung von rund 7% vorweg, die aktuellen

Analystenerwartungen liegen bei +8%. Eine

Trendwende an den Aktienmärkten wird jedoch vor dem Tiefpunkt der

Gewinnentwicklung und der Konjunktur erfolgen. Dies wird wie bei

früheren Krisen ein Zeitpunkt sein, wo

die wenigsten die Wende erwarten und die Nachrichten noch negativ sind.

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