07.11.2024, 09:46 Uhr
Nach den Abflüssen im Vorjahr hat die Bank Vontobel in den ersten neun Monaten 2,6 Milliarden Franken Neugeld bekommen. Das Plus resultiert dabei aus dem Geschäft mit Privaten.
Anfang August 2008 jährt sich zum ersten Mal der Ausbruch der
Subprimekrise. Zwölf Monate nach Ausbruch der Krise könnte die Stimmung
weltweit aber kaum schlechter
sein: die Aktienmärkte haben in dieser Zeit global rund 15% verloren,
die Finanztitel büssten 30% ein, wohingegen die Energietitel infolge
des rasant angestiegenen
Ölpreises gar um einige Prozentpunkte stiegen.
Die Mehrheit der
Analysten und Kommentatoren zeichnen heute gemäss der Bank Vontobel ein düsteres Bild der
wirtschaftlichen Aussichten. In der Tat
gibt es einige Hürden auf dem Weg zu einer raschen Erholung der
Konjunktur: so steigt zur Zeit die Arbeitslosigkeit in den USA an, die
Banken haben ihre
Kreditvergabestandards massiv erhöht, die US-Hypothekarzinsen sind
trotz Leitzinssenkungen noch nicht zurückgekommen, die Immobilienpreise
haben sich noch nicht
vollständig stabilisiert und die Banken leihen sich am Geldmarkt noch
immer nur unzureichend Geld aus. Dies deutet darauf hin, dass wir noch
nicht alles im Bereich der
Abschreibungen gesehen haben - vor allem solange die Immobilienpreise
sich noch nicht nach oben bewegen.
US-Wirtschaft entwickelt sich besser als erwartet
Nebst diesen Herausforderungen für die zweite Jahreshälfte gibt es
jedoch auch erfreuliches zu vermerken, beispielsweise die pragmatische
US-Geldpolitik, die im Falle
einer neuerlichen Krisenwelle nicht zögern würde, die Zinsen weiter zu
senken. Der Fiskus hat rasch und wirksam reagiert und mit
Steuerrabatten den Konsumenten unter die
Arme gegriffen. Die staatliche Hilfe für die grossen, halbstaatlichen
Hypothekeninstitute "Fannie" und "Freddie" wurde vom Markt positiv
aufgenommen. Die ordnungspolitische
Diskussion in diesem Fall ist jedoch überflüssig, da diese Unternehmen
ohnehin schon de facto eine Staatsgarantie hatten, die nun einfach
eingelöst wird. Diese
Staatsgarantie war der Grund, dass "Fannie" und "Freddie" überhaupt
eine derartige unverhältnismässig grosse Bedeutung erlangen konnten.
Auf der positiven Seite ist
weiter zu verbuchen, dass die US-Wirtschaft sich bisher besser als
erwartet entwickelt hat. Wir erwarten einen "U-förmigen"
Konjunkturverlauf, das heisst einige Quartale mit
moderaten Wachstumszahlen. Eine Rezession kann vermieden werden. Der
fallende Ölpreis schliesslich wird die Inflation günstig beeinflussen
und Druck von den
Zentralbanken nehmen.
Volatilitäten entwickeln sich seitwärts
Die Aktienmärkte haben ausserdem bereits viel Negatives in den
aktuellen Kursen eskomptiert. Eine Evidenz dafür ist der Umstand, dass
die Märkte sich seit Ende
Februar mit hoher Volatilität im Wesentlichen seitwärts entwickelten,
während die Gewinnerwartungen laufend nach unten genommen wurden.
Dieser Revisionstrend ist
noch nicht abgeschlossen. Im Falle des S&P 500 nehmen die aktuellen
Kurse eine Gewinnschrumpfung von rund 7% vorweg, die aktuellen
Analystenerwartungen liegen bei +8%. Eine
Trendwende an den Aktienmärkten wird jedoch vor dem Tiefpunkt der
Gewinnentwicklung und der Konjunktur erfolgen. Dies wird wie bei
früheren Krisen ein Zeitpunkt sein, wo
die wenigsten die Wende erwarten und die Nachrichten noch negativ sind.