11.12.2024, 13:36 Uhr
Die Grossbank stellt laut «Wall Street Journal» ihr Vermögensverwaltungsgeschäft in den USA neu auf. Im Aussendienst gibt es statt zwei nationale Division neu vier Regionen, zusätzlich zu UBS International und...
Im Zuge der globalen Erholung sind die Einkaufspreise stark gestiegen und die Lieferfristen haben sich verlängert. Die erschwerte Beschaffungssituation hat Sorgen geschürt, dass die Erholung ein Ende finden könnte und der Wirtschaft gar die Stagflation drohe. Nach Meinung der UBS dürften die Engpässe vorübergehend sein.
Im Zuge der Corona-Krise ist die globale Industrie im Frühjahr 2020 eingebrochen. Neben einem starken Nachfragerückgang waren auch angebotsbedingte Faktoren für den Einbruch verantwortlich. Um die Pandemie einzudämmen wurden situativ Produktionsstätten geschlossen und der internationale Verkehr stark reduziert. Dies führte zu Produktionsausfällen und Unterbrüchen in den globalen Wertschöpfungsketten, wie die UBS-Ökonomen in ihrem aktuellen Report zur Schweizer Wirtschaft erläutern.
Ab der zweiten Jahreshälfte 2020 erholte sich die Industrie kräftig. Dank der fortschreitenden Impfprogramme übertraf sie bereits im 1Q21 in vielen Ländern das Vorkrisenniveau. Die Verzögerungen in den Lieferketten lösten sich aber nicht, vielmehr akzentuierten sie sich. In der Schweiz bekundeten gemäss einer Umfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im zweiten Quartal 2021 rund zwei Drittel der befragten Unternehmen Lieferschwierigkeiten. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Krise im zweiten Quartal 2020 war lediglich ein Drittel der Unternehmen mit Schwierigkeiten bei Beschaffungen konfrontiert.
Ein ähnliches Bild zeichnet laut den UBS-Ökonomen die monatliche Befragung der Schweizer Einkaufsmanager (PMI). Der Unterbruch der globalen Wertschöpfungsketten im Frühjahr 2020 schlug sich in einem Anstieg der Lieferfristen in der Schweiz nieder (graue Linie, Abb. 1). Mit dem Ende der ersten Welle und den globalen Shutdowns entspannte sich die Situation im Sommer 2020, bevor die Lieferfristen im Zuge der globalen Erholung wieder rasant anstiegen. Zudem machte sich die erschwerte Beschaffungssituation auch in stark steigenden Einkaufspreisen bemerkbar. Zuletzt verzeichneten rund 90% der Unternehmen einen Anstieg der Einkaufspreise (schwarze Linie).
Der Preisanstieg der Vorprodukte ist vorwiegend durch Rohstoffpreise getrieben. Die Produzentenpreise für Kohle und Erdöl stiegen im August im Vorjahresvergleich um mehr als 50%, bei Metallprodukten und Holz betrug die Preissteigerung zwischen 10 und 20%, bei Gummi und Kunststoffwaren noch 6%.
Gemäss Angaben der SNB bestimmt die verschärfte Beschaffungssituation zusammen mit dem weiteren Verlauf der Corona-Pandemie die Risikowahrnehmung der Unternehmen. Die längeren Lieferfristen und der Anstieg der Einkaufspreise können sich auch negativ auf die Gesamtwirtschaft auswirken, wenn auch auf unterschiedliche Weise.
Engpässe: Die steigenden Lieferfristen schüren insbesondere die Sorgen, dass Produktionsengpässe die wirtschaftliche Erholung gefährden können. Ein solches Szenario ist vorstellbar, wenn wichtige Zulieferer ausfallen, sodass es zu Produktionsstopps entlang der Wertschöpfungsketten kommt. Als Reaktion auf die Produktionsausfälle müssten Unternehmen ihr Personal reduzieren, was das Einkommen der Haushalte belasten würde. In Folge des reduzierten Konsums würden eine Mehrheit der Branchen negativ tangiert und so das Wirtschaftswachstum stark gedrosselt.
Inflation: Stark steigende Einkaufspreise können andererseits die Zentralbanken zu einer Reaktion zwingen und so das Wachstum stark verlangsamen, wie die beiden Ölkrisen in den 1970er Jahren zeigten.
Um die Konsequenzen der Engpässe auf die Wirtschaft abzuschätzen, ist es wichtig zu unterscheiden, ob die erschwerte Beschaffungssituation von der Nachfrage- oder von der Angebotsseite herrührt.
Einen Hinweis darauf, ob die derzeitigen Engpässe von den Unternehmen als nachfrage- oder angebotsinduziert wahrgenommen werden, liefert laut den Experten die Befragung der Einkaufsmanager (Abb. 1). In der Regel korrelieren die Lieferfristen und die Einkaufspreise mit den Bestelleingängen. In der Vergangenheit war also die starke Nachfrage nach Gütern der wichtigste Treiber für Verzögerungen in den Lieferfristen, so auch im Nachgang der grossen Finanzkrise. Als der Aufschwung einsetzte und sich die Auftragsbücher füllten, stiegen die Einkaufspreise und die Lieferfristen erhöhten sich.
Jüngst hat sich die Situation bei Lieferfristen und Einkaufspreisen verschärft, während das Momentum des Auftragsbestands rückläufig war – laut UBS-Ökonomen ein Hinweis darauf, dass angebotsbedingte Faktoren in dieser Erholung eine deutlich grössere Rolle spielen als vor zehn Jahren. Die Produktionskapazitäten wurden während der Pandemie reduziert, weil die Nachfrage ausblieb und können heute nur schrittweise wieder der erwachten Nachfrage angepasst werden. Zudem lasten Restriktionen in gewissen Bereichen des Welthandels weiterhin auf den Wertschöpfungsketten, beispielsweise die weitreichenden Lockdowns in China beim Auftreten von neuen Coronafällen.
Eine dauerhafte Entkoppelung des Bestelleingangs von den Lieferverzögerungen, was auf eine längerfristige Reduktion des Produktionspotenzials hindeuten würde, erscheint den UBS-Ökonomen aber unwahrscheinlich. In den Industriestaaten wurden dank der grosszügigen fiskalpolitischen Unterstützung Insolvenzwellen vermieden und speziell in Europa konnten viele Firmen durch die Kurzarbeitsregelungen ihre Belegschaft "erhalten". Das Produktionspotenzial dürfte langfristig intakt sein. Hierauf gründet sich die Zuversicht der Experten, dass sich längerfristig die Wertschöpfungsketten wieder normalisieren und die Lieferverzögerungen legen dürften.
Auf der Inflationsseite bedeuten die Engpässe einen Anstieg in diesem Jahr, aber wahrscheinlich nicht im nächsten Jahr. Bis jetzt gebe es keine Hinweise darauf, dass die höheren Produktepreise auf die Dienstleistungspreise übergreifen. Zudem sei der Inflationsanstieg hauptsächlich durch die gestiegenen Ölpreise getrieben. In der Schweiz gehen vom Anstieg der Konsumentenpreise von 0,9% im Vorjahresvergleich im September gut 0,6 Prozentpunkte auf das Konto von Erdölprodukten.
"In den kommenden Quartalen erwarten wir stabile Ölpreise, da mit dem steigenden Angebot der Markt in 2022 ausgeglichen sein dürfte. Und auch bei den weiteren von uns abgedeckten Rohstoffe erwarten wir langfristig stabile Preise, weil sich Nachfrage und Angebot einpendeln dürften. Das bedeutet aber auch, dass sich sowohl die Inflation bei Import- als auch bei Produzentenpreisen im nächsten Jahr stabilisieren dürfte. Bei Elektrizitätspreisen gilt das unter dem Vorbehalt, dass der Winter in Europa nicht allzu kalt ausfällt", so die UBS-Ökonomen.