Keine Angst vor dem Abschwung

Bild: Pixabay
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In den USA wächst die Sorge vor einer Rezession und Spekulationen über die Folgen einer Drehung der Zinskurve nehmen zu. Ken Rochard von T. Rowe Price empfiehlt, einen Schritt zurückzutreten, um zu verstehen, was eine inverse Zinskurve tatsächlich bedeutetet – und was nicht.

14.12.2018, 13:28 Uhr

Autor: sif / ase

Die wichtigste Frage nimmt Ken Rochard, Portfolio Manager bei T. Rowe Price, vorne weg: "Ist eine inverse Zinsstrukturkurve ein zuverlässiger Prädiktor für eine Rezession? Im Allgemeinen ja aber vielleicht nicht genau so, wie es oft angenommen würde. Inverse Zinskurven verursachen keine Rezessionen." Sie seien jedoch ein guter Indikator für die relative Straffheit der Geldpolitik, die sich im Laufe der Zeit auf die Realwirtschaft auswirkt. Die Daten würden zeigen, dass sämtlichen der letzten fünf Rezessionen seit 1976 eine inverse Zinsstrukturkurve vorausging und die Umkehrung über einen längeren Zeitraum anhielt, typischerweise mindestens 10 Monate. Vor der Rezession hätten sich die Zinskurven jeweils wieder verfestigt.

Rochard weist zudem darauf hin, dass die Verzögerung zwischen einer Umkehrung der Zinskurve und dem Beginn einer Rezession in der Vergangenheit unterschiedlich war und dabei zwischen sechs und 24 Monaten lag. Ursachen für Rezessionen sind vielfältig. Oft spielen Konjunkturschocks wie hohe Energiepreise, die US-Subprime-Krise im Jahr 2007 oder der Zusammenbruch der Dotcom-Blase im Jahr 2000 eine Rolle. Sollte sich die Kurve umkehren, könnte es noch einige Zeit dauern, bis die US-Wirtschaft in die Rezession fällt. Folglich sei es gemäss Rochard wichtig, andere Wirtschafts- und Marktindikatoren wie Rohstoffpreise und Credit Spreads auf Hinweise zu überprüfen, ob die wirtschaftliche Dynamik negativ wird.

Damit stellt sich eine weitere Frage: Ist es also wahrscheinlich, dass sich die Zinskurve bald umkehren wird? "Im Grossen und Ganzen denke ich, dass das vermutlich passieren wird", meint der Experte. Die Differenz zwischen zwei- und fünfjährigen Treasury-Renditen ist bereits Null. So führt er weiter aus: "Wenn sich die US-Notenbank (Fed) treu bleibt und die Leitzinsen noch ein- bis zweimal erhöht, werden sich die Auswirkungen auf die Realwirtschaft im Laufe des Jahres 2019 entwickeln, da auch die fiskalischen Impulse nachlassen." Unter diesen Umständen dürfte sich in Rochards Augen die Kurve Anfang nächsten Jahres zu einem bestimmten Zeitpunkt umkehren, wahrscheinlich gefolgt von einer Rezession 2021/22.

Eine Kurvenumkehr und Rezession sind nicht unvermeidbar
Die Fed könnte laut Rochard beschliessen, den Zinsanstieg zu verlangsamen oder sogar einzustellen, so dass die Wirtschaft in der Lage wäre, die Dynamik aufrechtzuerhalten und die Kurve wieder steiler würde. Zur Jahresmitte hätten sich die Indikatoren für den Wohnungsmarkt verschlechtert und in anderen Sektoren gebe es leichte Anzeichen einer Abschwächung. Wenn sich die schlechten Nachrichten auf den Arbeitsmarkt ausbreiteten, könnte die Fed davon überzeugt werden, ihre Haltung gegenüber Zinserhöhungen abzuschwächen.

All dies bleibe jedoch abzuwarten, beruhigt der Experte. Seiner Meinung nach täte im Moment jeder, der über der Aussicht auf eine Umkehrung der Renditekurve schwitzt, gut daran, sich an zwei Dinge zu erinnern: "Erstens, es ist es noch nicht passiert und es wird möglicherweise auch noch nicht dazu kommen. Und Zweitens: Selbst wenn die Kurve sich umkehrt, ist der Zeitpunkt einer späteren Rezession sehr schwierig zu benennen."

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