09.10.2024, 16:07 Uhr
Die deutsche Industrieproduktion stieg im August um 2,4 Prozent gegenüber dem Vormonat und damit deutlich stärker als die von den Ökonomen im Durchschnitt prognostizierten 0,8 Prozent. Dies ist das Ergebnis eines...
Nach mehr als einem Jahrzehnt der Aufwertung schwindet der Einfluss des US-Dollars. Davon können andere Währungen profitieren. Die besten Aussichten sieht Quentin Fitzsimmons von T. Rowe Price bei den G10-Währungen.
Der mehrjährige Aufwärtstrend des US-Dollars wurde von zwei Schlüsselfaktoren unterstützt. Zum einen durch das begünstigte Zinsdifferenzgefälle – der Dollar profitierte jahrelang von einem attraktiven Carry dank höherer US-Zinssätze im Vergleich zu Konkurrenten wie Japan, der Eurozone und der Schweiz, wo die Zinssätze negativ ausfielen. Zum anderen unterstützte die Outperformance der US-Wirtschaft gegenüber anderen grossen Volkswirtschaften den US-Dollar.
"Faktoren, die den US-Dollar so lange positiv beeinflussten, haben sich in diesem Jahr verflüchtigt, da die US-Notenbank die Zinsen drastisch auf nahezu Null gesenkt und die US-Wirtschaft durch die Auswirkungen der Pandemie Kollateralschäden erlitten hat", erklärt Quentin Fitzsimmons, Senior Portfolio Manager im Fixed-Income-Bereich von T. Rowe Price. Ausserdem sei die wirtschaftliche Erholung der USA bisher langsamer als in den meisten anderen westlichen Staaten verlaufen. Grund dafür seien die schwerwiegenden Auswirkungen des Lockdowns auf den umfangreichen Dienstleistungssektor der USA sowie die anhaltende Herausforderung, das Virus unter Kontrolle zu bringen. Diese Faktoren haben Druck auf den US-Dollar ausgeübt, der seit April gegenüber jeder anderen G10-Währung schwächer geworden ist.
Weitere Probleme für den Dollar ortet der Experte bei der jüngsten Entscheidung der US-Notenbank, moderate Überschreitungen ihres Inflationsziels von 2% zuzulassen, um potenzielle Unterschreitungen dieses Ziels auszugleichen: "Während viele Marktteilnehmer die jüngsten Nachrichten der Fed als positiv für die US-Treasuries interpretiert haben, ist anzunehmen, dass ein grösserer Effekt auf dem Devisenmarkt zu spüren sein wird. Die Fed hat effektiv eine 'ultra-low-for-longer'-Zinsstrategie angenommen, die den Zielbereich für die Inflation nach oben verschiebt. Dies wird wahrscheinlich Druck auf den Dollar ausüben."
Eine weitere potenzielle Belastung für den Dollar sieht Fitzsimmons in den Konjunkturprogrammen der Fed. Als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie unternahm die US-Zentralbank beispiellose Schritte zur Unterstützung des Marktgeschehens, darunter Zinssenkungen, verstärkte Ankäufe von Vermögenswerten und die Ankündigung neuer Kreditprogramme. Diese Massnahmen bleiben weitgehend in Kraft – und laut Fitzsimmons dürfte dies noch einige Zeit so sein: "Die Fed hat sich verpflichtet, den Markt mit reichlich Geldmitteln zu versorgen, was den Dollar wahrscheinlich unter Druck halten wird. Die Haushaltsdefizite werden als Folge der laufenden Massnahmen der Fed steigen, und in der Vergangenheit war dies für die Währung ein Nachteil."
Die Abwertung des US-Dollars beschränkte sich bisher meist auf Währungen der Industrieländer. Der Euro zum Beispiel hat dank umfangreicher Konjunkturprogramme und einer besseren Handhabung der Covid-19-Situation bisher stark von der Dollarschwäche profitiert –trotz erneut zunehmender Fallzahlen. Entsprechend habe der Euro noch etwas Spielraum, um gegenüber dem US-Dollar stärker zu werden, bevor die Europäische Zentralbank mit verbalen Interventionen eingreift.
Weniger profitiert haben die Währungen der Schwellenländer (EM). Dies, da sich die Haushaltslage in vielen Schwellenländern verschlechtert hat und die Zentralbanken die Zinssätze gesenkt haben, um ihre Volkswirtschaften zu stützen. "Einige Schwellenländer haben die fiskalische Disziplin beiseitegeschoben, was ihre Währungen unter Druck gesetzt hat", sagt Fitzsimmons. Besonders gute Beispiele seine diesbezüglich der brasilianische Real und die türkische Lira: Beide sind in diesem Jahr gegenüber dem US-Dollar stark gefallen. "Die Schwäche der EM-Währungen hat zu einigen sehr attraktiven Bewertungen geführt. Aber angesichts der erhöhten Risiken und des unsicheren Wachstumsumfelds ist ein selektives Vorgehen angebracht", betont Fitzsimmons. Die indische Rupie, der peruanische Sol oder der chilenische Peso seien dank ihres attraktiven Profils und einer niedrigen Volatilitätsstruktur besonders interessant.
Andere Währungen von Schwellenländern sind von politischen Unruhen bedroht. "Da Präsident Donald Trump eine 'Blame China'-Strategie als Kernstück seiner Wiederwahlkampagne verfolgt, könnte eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und China ein Risiko für den Renminbi darstellen", resümiert Fitzsimmons. Entsprechend sei die chinesische Währung ein Anwärter auf die Einführung einer Short-Position zur Absicherung gegen einen möglichen Anstieg der Spannungen im Vorfeld der US-Wahlen.