Abenomics: Geniestreich oder Aberwitz?

Wie entwickelt sich der Nikkei bis Ende Jahr? Unsere aktuelle fondstrends-Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Marktbeobachter von weiteren Kursgewinnen ausgeht, während eine grosse Minderheit weitere Korrekturen erwartet.

02.07.2013, 09:15 Uhr

Redaktion: dal

Nach der Ankündigung des neuen japanischen Premierministers Shinzo Abe, mit einer expansiven Geldpolitik, gepaart mit massiven Investitionen in zukunftsträchtige Hochtechnologiebranchen und Infrastruktur, die Wirtschaft Japans wieder ankurbeln zu wollen, kamen Investoren ins Schwärmen. Nach jahrzehntelanger Deflation, lahmender Wirtschaft und politischer Blockade kam mit Abe ein Premier ans Ruder, der gewillt war, die Probleme anzupacken. Bald war der Begriff „Abenomics“ geprägt, der die neue Wirtschaftspolitik mit den radikalen geld- fiskal- und strukturpolitischen Vorhaben als etwas noch nie dagewesenes qualifizierte.

Das Programm führte schnell zu mehr Zuversicht in Japan, und mit steigender Produktivität im Industriebereich und einer gesteigerten Konsumlust der Japaner wurden auch wieder ausländische Investoren angelockt. Nach der anfänglichen Euphorie mit starken Kurszuwächsen beim Nikkei 225 kam es Ende Mai und Anfang Juni zu drastischen Korrekturen. Zweifel wurden laut, ob die massive Ausweitung der Geldmenge und fiskalpolitische Lockerungen genügen, um Japan einerseits aus seinem jahrzehntelangen wirtschaftlichen Dornröschenschlaf zu reissen.

Mittlerweile haben sich aber die Kurse wieder klar erholt, gestützt durch positive Makrodaten. So hat auch der am Montag, 1. Juli veröffentlichte Konjunkturbericht (Tankan) der japanischen Notenbank gezeigt, dass sich die Stimmung im produzierenden Gewerbe in Japan in den letzten drei Monaten das erste Mal seit zwei Jahren wieder aufgehellt hat.

Wie wird sich der Nikkei bis Ende Jahr entwickeln?
Der Nikkei hat also in den letzten drei Monaten eine deutliche Achterbahn vollzogen. Aber wie wird sich der japanische Leitindex bis Ende Jahr entwickeln? Fondstrends.ch hat dazu eine Umfrage durchgeführt, an der sich 35 Finanzprofis beteiligt haben. Dabei rechnet eine grosse Minderheit (43%) damit, dass sich der Nikkei mit leicht sinkender Tendenz seitwärts bewegen dürfte und Ende 2013 bei 13‘000 Punkten stehen wird (Schlusskurs 28. Juni: 13‘677,32).

Die Mehrheit der befragten Experten geht aber davon aus, dass der Nikkei Ende Jahr höher stehen wird, wobei keine klare Tendenz bezüglich der Stärke des Aufschwungs auszumachen ist. So glauben jeweils rund 23%, dass der Leitindex Ende Jahr bei 14‘000 respektive 15‘000 Punkten stehen wird. 11% sind sogar der Meinung, dass der Nikkei 16‘000 Punkte erreichen wird.

Spezialisten sind zuversichtlich
Viele Spezialisten zeigen sich ebenfalls zuversichtlich, dass die eingeleiteten Reformbemühungen der „Abenomics“ zu einer Belebung der japanischen Wirtschaft und damit auch zu einem stärkeren Nikkei führen werden. So erklärte unlängst Mikio Kumada von LGT Capital Management, dass die klaren Marktsignale nicht leichtfertig als Strohfeuer abgetan werden sollten (lesen Sie dazu den vollständigen Artikel auf fondstrends.ch). So haben die jüngsten Rallys des Nikkei andere, vorhergegangene Börsenaufschwünge klar in den Schatten gestellt.


Aber sogar im Falle eines allfälligen Scheiterns der Abenomics zeigt sich Kumada optimistisch. Denn in diesem Falle hätten die Schritte von Abe wenigstens Zeit verschafft, in welcher sich Nippon von den verkrusteten Strukturen lösen und die dringenden Wirtschaftsprobleme anpacken kann.

Auch für Campell Gunn von T. Rowe Price sind japanische Aktien weiterhin ein Kauf. Denn Gunn ist ebenfalls überzeugt, dass die bisherigen Kursgewinne kein kurzzeitiges Strohfeuer sind, wie der Experte im Gespräch mit fondstrends.ch erklärte. Bereits im November hatte er darauf hingewiesen, dass japanische Aktien massiv unterbewertet sind, und dies obwohl er damals auf die Risiken des starken Yens betonte. Dieser hat sich mittlerweile dank der expansiven Geldpolitik klar abgeschwächt und dürfte auch weiterhin im Vergleich zu den wichtigsten Leitwährungen Terrain preisgeben.

Die nächste Umfrage bei fondstrends.ch:
Seit der Ankündigung des US-Notenbank-Chefs Ben Bernake, die expanisve Geldversorgung im Rahmen des Quantitative Easing ab dem Herbst sukzessive zurückzufahren, ist Bewegung in die Marktzinsen gekommen. So haben sich vor allem langjährige Anleihen verbilligt, womit die Rendite bei diesen wieder deutlich gestiegen ist. Gutes Beispiel sind die 10-jährigen Eidgenossen, deren Rendite sich in den letzten beiden Monaten auf über 1% beinahe verdoppelt hat. Machen Sie mit bei unserer aktuellen fondstrends.ch-Umfrage: Wo stehen die Renditen der 10-jährigen Eidgenossen Ende Jahr?

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