Swisscanto setzt auf Unternehmensanleihen

03.02.2009, 19:28 Uhr

In ihrem Investment Update vom Februar 2009 rät Swisscanto: Rohstoffe untergewichten, Aktien nur leicht übergewichten und Firmenanleihen übergewichten.

Nach Ansicht von Swisscanto wird die Weltwirtschaft 2009 eine der schlimmsten Rezessionen der modernen Geschichte verzeichnen. Die erzwungenen Notverkäufe von stark fremdkapitalfinanzierten Investoren und der Nachfragezusammenbruch bei den Unternehmensinvestitionen und dem Privatkonsum führen zu einem hohen Deflationsrisiko. Problematisch ist insbesondere die Gleichzeitigkeit der Rezession. Es gibt derzeit praktisch keine Wachstumsinseln, weder in der geographischen Dimension, noch in der Industriedimension.

Welche Entwicklung ist für die einzelnen Anlagekategorien auf lange Frist zu erwarten?

Geldmarktanlagen werfen praktisch keinen Zins mehr ab d.h. so wenig wie noch nie in Friedenszeiten. Ein wichtiger Baustein der Krise besteht darin, dass die Zentralbanken versuchen, "risikolose Anlagen" so teuer und unattraktiv wie möglich zu machen. So hat beispielsweise die Bank of England ihren Referenzzinssatz auf 1,5 Prozent, den tiefsten Stand seit ihrer Gründung 1694 gesenkt.

Eine ähnliche Aussage gilt für AAA-Staatsanleihen. Die explodierenden Staatshaushalte und die hohen Kreditspreads von Unternehmensanleihen sprechen mittelfristig gegen Staatsanleihen. Es könnte jedoch zu den nächsten unkonventionellen Massnahmen der amerikanischen Zentralbank gehören, durch den Rückkauf von US-Staatsanleihen direkt den US-Staatshaushalt zu monetarisieren, um auch den Langfristzins nach unten zu drücken und extrem sichere Anlagen extrem teuer zu machen. Deshalb könnten Staatsanleihen kurzfristig durchaus attraktiv bleiben.

Aktien erscheinen zwar nach sehr vielen, auch konservativen Massstäben, günstig bewertet, es stellt sich jedoch die Frage, welche Risikoprämie die Investoren dafür verlangen, mitten in der wohl grössten Finanzkrise seit dem 2. Weltkrieg (zu früh) in Aktien zu investieren. Aufgrund des stark negativen Wirtschaftsmomentums und der zu optimistischen Gewinnerwartungen der Analysten, welche zu Enttäuschungen führen werden, ist nur ein leichtes Aktienübergewicht opportun.

Firmenanleihen liefern aufgrund der aussergewöhnlich hohen Spreads selbst unter extremen Annahmen eine Outperformance gegenüber Staatsanleihen. Nimmt man an, dass rund 20% aller Firmen innerhalb von 5 Jahren Konkurs gehen und nur rund 20 Prozent der Ansprüche durch die Konkursmasse befriedigt werden können, so würde man mit Unternehmensanleihen immer noch eine bessere Rendite erzielen als mit Staatsanleihen. Allerdings wären die absoluten Renditen mit rund 3,9 Prozent alles andere als berauschend. Würden sich diese beiden Werte, wie sie in der der Weltwirtschaftskrise zu sehen waren, realisieren (Swisscanto rechnet mit einem optimistischeren Szenario), so würden Aktieninvestitionen zudem schlechter abschneiden als Firmenanleihen.

Aus drei Gründen hält Swisscanto an ihrem Rohstoff-Untergewicht fest:

1. Die ausgeprägte Contango-Situation bedingt eine hohe negative Rollrendite.

2. Die Beschleunigung des Wirtschaftsabschwungs wird den Nachfrageeinbruch akzentuieren. Die Steilheit der Angebots- und Nachfragekurve bedeutet, dass auch ein kleiner Nachfragerückgang einen hohen Preisrückgang auslösen kann.

3. Die Tatsache, dass die erhöhten Spannungen im Nahen Osten und das gleichzeitige Auftreten des Gasstreites zwischen Russland und der Ukraine keinen nennenswerten preistreibenden Effekt erzielten, ist ein negatives Zeichen.

Die Swisscanto Anlagepolitik am Beispiel des Anlagestrategiefonds Swisscanto (LU) Portfolio Fund Balanced (in Prozenten)

Aktuelle Strategie Bisherige Strategie Referenzindex
Geldmarkt 3,0 4,0 10,0
Obligationen CHF 37,0 36,3 33,0
Obligationen Fremdwährung 19,0 18,7 17,0
Aktien Schweiz 8,2 8,2 8,0
Aktien Ausland 32,8 32,8 32,0
Obligationen gesamt 56,0 55,0 50,0
Aktien gesamt 41,0 41,0 40,0
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