Fiskalpolitische Lockerung ja, aber richtig

Bild: Morgenrot (Pixelio)
Bild: Morgenrot (Pixelio)

Gemäss den Experten von Standard Life Investments sollte jeder fiskalpolitische Stimulus auf die entsprechende Phase des Konjunkturzyklus ausgerichtet werden, um antizyklisch zu wirken. Den grössten Handlungsspielraum sieht man deshalb in der Eurozone, in Grossbritannien und in Japan.

07.02.2017, 10:32 Uhr

Redaktion: jog

Standard Life Investments (SLI) hat schon verschiedentlich kritisiert, wie die Regierungen ihre Fiskalpolitik seit der Finanzkrise ausgestaltet haben. Nach einem allzu kurzen Konjunkturpaket wurde die Fiskalpolitik schon wieder verschärft. Im Durchschnitt reduzierte sich das Bruttoinlandprodukt der Industriestaaten in der Folge zwischen 2010 und 2014 um 4 Prozentpunkte. Die zuvor bereits lockere Geldpolitik konnte diesen Rückgang nicht kompensieren. Seit 2015 ist die globale Fiskalpolitik weitgehend neutral ausgerichtet. Dies dürfte auch im Jahr 2017 so sein. Zwar gibt es Anzeichen für eine anziehende Dynamik in der Weltwirtschaft, doch SLI ist überzeugt, dass in vielen Ländern ein fiskalpolitischer Impuls angebracht wäre. Solch ein Impuls würde den Aufschwung verstärken, der vor allem auf politischer Ebene noch immer anfällig für Risiken ist. Besonders wichtig wäre dies für die Volkswirtschaften mit grossen Produktionslücken und niedriger Inflation. Wenn der Impuls richtig ausgerichtet ist, würde auch das langfristige Wirtschaftswachstum, gerade von Infrastrukturinvestitionen, profitieren. Nicht zuletzt würde ein Impuls auch den Mix zwischen Fiskal- und Geldpolitik verbessern.

Vor diesem Hintergrund könnte es überraschen, dass SLI die fiskalpolitischen Vorschläge der Republikaner bzw. des US-Präsidenten Trump skeptisch beurteilt. Obwohl noch ungewiss ist, was davon umgesetzt wird, gibt es für SLI zwei Kritikpunkte. Die erste Kritik gilt dem Timing. Der US-Wirtschaftszyklus läuft über fast acht Jahre und die Wirtschaft in den USA nähert sich der vollen Kapazitätsauslastung. Eine grosse fiskalpolitische Lockerung würde in dieser Phase zwar das kurzfristige Wachstum erhöhen, sie würde wahrscheinlich aber auch die mögliche Dauer des Zyklus durch eine Erhöhung der inländischen Inflation verkürzen und zu einer rascheren Verschärfung der Geldpolitik führen (siehe Grafik). Die zweite Kritik richtet sich auf die Ausgestaltung des Pakets. Das Paket scheint auf ungedeckten Steuersenkungen aufzubauen, während die Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen nur beschränkt erhöht wird. Nach Jahren der Vernachlässigung der Infrastrukturinvestitionen ist SLI überzeugt, dass die Staatsgelder hier besser angelegt wären.



Insgesamt zeigt dieses Beispiel, wie die Forderung von SLI nach einer lockereren Fiskalpolitik zu verstehen ist. Jeder fiskalpolitischer Stimulus sollte auf die entsprechende Phase des Konjunkturzyklus ausgerichtet werden, um antizyklisch zu wirken. SLI identifiziert deshalb den grössten Handlungsspielraum in der Eurozone, in Grossbritannien und in Japan. Ausserdem erachtet es SLI angesichts der hohen Staatsverschuldung als wichtig, dass die Staatsgelder richtig ausgegeben werden. In den meisten Fällen würden die Regierungen kurz- und langfristig durch gezielte Infrastrukturinvestitionen die grösste Wirkung erzielen.

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