31.10.2024, 08:32 Uhr
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im Zeitraum von Januar bis September 2024 wie erwartet einen hohen Gewinn eingefahren. Auch das dritte Quartal allein war klar profitabel.
Mit dem Entscheid, den Leitzins um 0.75% zu erhöhen, beendet die Schweizerische Nationalbank die sieben Jahre dauernde Phase der Negativzinsen. Gestern hatte bereits die US-Notenbank die Leitzinsen um 0.75% angehoben.
Die Nationalbank strafft die Geldpolitik weiter und erhöht den SNB-Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 0,5%. Damit wirkt sie dem erneut gestiegenen Inflationsdruck entgegen. "Es ist nicht auszuschliessen, dass weitere Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten", schreibt sie in der Lagebeurteilung von heute. Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, ist die Nationalbank zudem bei Bedarf bereit, am Devisenmarkt aktiv zu sein.
Die Inflation stieg im August auf 3,5% und dürfte vorerst erhöht bleiben. Der jüngste Inflationsanstieg ist vor allem auf höhere Preise für Waren, insbesondere Energie und Nahrungsmittel, zurückzuführen. Die Nationalbank rechnet für dieses Jahr mit einem BIP-Wachstum von rund 2%. Das ist etwa ein halber Prozentpunkt tiefer als bei der letzten Lagebeurteilung.
Damit endet eine siebenjährige Phase von Negativzinsen. Im Januar 2015 hatte die Schweizer Nationalbank Negativzinsen eingeführt, um einer übermässigen Aufwertung des Schweizer Frankens entgegenzuwirken und damit die Exportindustrie zu schützen. Der heutige Erhöhungsschritt von 0.75% war allgemein erwartet worden, dennoch startete der SMI heute morgen mit -0.6% negativ.
"Gemäss unseren Einschätzungen wird es indes nicht der letzte Zinsschritt im aktuellen Erhöhungszyklus gewesen sein. Bereits im Dezember dürfte die nächste Erhöhung im Umfang von 75 Basispunkten erfolgen, schreibt die ZKB in einem Marktkommentar. Auch für den März 2023 rechnet die ZKB wir mit einem weiteren Schritt von 50 Basispunkten, so dass der Leitzins – und somit auch der Saron – ab dem Frühjahr 2023 bei 1.75% notieren dürfte. "Diese Zinserhöhungen werden die Konjunktur bremsen und auch Auswirkungen auf den Hypothekarmarkt zeitigen."
Gestern hatte auch die US-Notenbank einen weiteren Zinsschritt angekündigt, um die rekordhohe Inflation von über 8% zu bekämpfen und hat den Leitzins wie erwartet erneut um 0.75% auf nunmehr 3 bis 3.25% angehoben. Dies war bereits der dritte Erhöhungsschritt in dieser Grössenordung in Folge. Noch zum Jahresbeginn startet die Notenbank mit einem Leitzins von Null. Notenbankpräsident Jerome Powell signalisierte den Märkten zudem, dass weitere Zinserhöhungen auf rund 4.5% bis Ende Jahr bevorstehen könnten.
Für die mittelfristige Entwicklung der meisten Schweizer Aktien sind die geldpolitischen Entscheide der US-Notenbank viel bedeutsamer als jene der SNB, sagt Thomas Rühl, CIO der Schwyzer Kantonalbank. "Solange die Fed ihren klar restriktiven Kurs beibehält, bremst dies die Kursentwicklung. Immerhin sind mittlerweile schon deutlich höhere Leitzinsen eingepreist."
Die Notenbank steckt im Dilemma, einerseits die Inflation zu drosseln, aber gleichzeitig die US-Wirtschaft nicht abzuwürgen. Die Fed sagt in diesem Jahr ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum als noch vor drei Monaten angenommen voraus. Das Bruttoinlandprodukt soll demnach um 0,2% wachsen. Das wären 1.5 Prozentpunkte weniger als noch im März prognostiziert. Die US-Börsen reagierten negativ auf die Ankündigungen und der Dow Jones Index fiel gestern um 1.7%.
"Wir gehen davon aus, dass die Inflation nach einer hartnäckigen Phase viel schneller als erwartet zurückgehen wird, was dem Aktienmarkt Erleichterung verschaffen wird, aber das wird wohl noch einige Monate dauern. Bis dahin wird der Markt weiterhin zwischen Rezessions- und Inflationsängsten schwanken", kommentiert Sébastien Galy, Senior Macro Strategist bei Nordea Asset Management.
Die Arbeitslosenrate in den USA soll ihren Höhepunkt 2023-2024 bei 4.4% erreichen. Die Sicht der Fed auf den Arbeitsmarkt ist zu optimistisch, sagt Shamik Dhar, Chefökonom von BNY Mellon Investment Management: "In der Vergangenheit hat sich der Anstieg der Arbeitslosenquote als sehr hartnäckig erwiesen. Wenn die Arbeitslosenquote einmal zu steigen beginnt, ist es schwer, sie zu stoppen. Den Leitzins in einem Jahr um fast 450 Basispunkte anzuheben und gleichzeitig zu verhindern, dass die Arbeitslosigkeit um mehr als 100 Basispunkte ansteigt, ist eine sehr schwierige Aufgabe für die Zentralbank. Wie die Geschichte zeigt, hat die Fed nur geringe Erfolgschancen."