16.12.2024, 09:50 Uhr
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Die Reise- und Tourismusbranche boomt wieder – vor allem auch innerhalb der Schwellenländer und Frontier Markets. John Johnstone von Redwheel erläutert, wie Investoren vom wiederbelebten Tourismus in fernen Ländern profitieren können.
Reisen ist in den letzten Jahrzehnten immer einfacher geworden, da die verfügbaren Einkommen gestiegen und die Kosten für Fernreisen gesunken sind. Der Reise- und Tourismussektor ist deshalb seit vielen Jahren ein schnell wachsender Wirtschaftszweig und ein wichtiger Bestandteil der Weltwirtschaft geworden. Heute entfallen auf diesen Sektor zwölf Prozent des globalen BIPs, und etwa jeder zehnte Arbeitsplatz weltweit ist mit der Reisebranche verbunden. In vielen Teilen der Welt, zum Beispiel in den aufstrebenden Märkten Südamerikas, Asiens, Osteuropas und Afrikas, ist sie ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft.
"Die Reisebranche war schon immer zyklisch, da sie von den verfügbaren Einkommen und der Rentabilität der Unternehmen abhängt. Doch niemand hat je eine Welt vorausgesehen, in der das Reisen völlig zum Erliegen kommen könnte", sagt John Johnstone, Portfoliomanager des Emerging Market Next Generation Fonds von Redwheel.
Die Covid-Pandemie hatte enorme Auswirkungen auf den Reise- und Tourismussektor. Insbesondere die Frontier Markets waren davon betroffen. "Es ist damit zu rechnen, dass die strukturellen Wachstumseigenschaften des Sektors jetzt wieder zum Tragen kommen, wo die Grenzen wieder geöffnet und Beschränkungen gelockert werden. Kurz gesagt: der Gegenwind von 2020/21 verwandelt sich in Rückenwind für 2022 und darüber hinaus", ist Johnstone überzeugt.
Der Einfluss der Reisebranche auf die Volkswirtschaften sei von Land zu Land sehr unterschiedlich. Der Tourismus in Schwellenländern wie China und Brasilien sei gering im Vergleich zu vielen kleineren Schwellenländern und Ländern der Frontier Markets.
Berücksichtige man zudem die indirekte Belastung durch Hotels, Restaurants, Einzelhändler, Unterhaltungsanbieter und viele andere Arten von Kleinunternehmen, die von den Touristen profitieren, sei die Gesamtbedeutung des Tourismus für diese Volkswirtschaften noch viel grösser. "Als Faustregel gilt, dass die indirekten Auswirkungen des Tourismus auf das BIP in der Regel doppelt so hoch sind wie der direkte Beitrag. Es ist somit leicht zu verstehen, wie einflussreich die Reisebranche für diejenigen Volkswirtschaften sein kann, die ihr am meisten ausgesetzt sind", so Johnstone.
Seiner Ansicht nach müssen wir dementsprechend nicht nur Unternehmen betrachten, die direkt mit der Erbringung von Reise- und Tourismusdienstleistungen zu tun haben, um die Bedeutung der Reisebranche zu erfassen. Der wirtschaftliche Nutzen des Tourismus sei viel breiter angelegt.
Das Land verzeichnet jedes Jahr etwa viermal so viel Touristen wie die Zahl seiner einheimischen Bevölkerung (Quelle Weltbank). Dies unterstreicht die Bedeutung der Reisebranche für seine Wirtschaft. Da das Land die Pandemie gut bewältigt hat, konnte es seine Grenzen relativ schnell wieder öffnen und die Anzahl der Touristen hat schon jetzt fast wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht.
Die Emirate (VAE) sind aber nicht nur ein Touristenziel. Dubai ist auch ein zunehmend wichtiges globales Geschäftszentrum. Nach dem Vorbild von Hongkong und Singapur hat sich Dubai als Geschäftszentrum für die gesamte Region positioniert. "Angesichts der Entwicklung der Frontier Markets ist Dubai auch in der Lage, von einem viel breiteren Wachstum aus Ostafrika, dem gesamten Nahen Osten und entlang der alten Seidenstrasse zu profitieren", meint der Portfoliomanager.
Der Immobilienmarkt der VAE habe nach Jahren der Stagnation begonnen, sich zu erholen, was sich in dem jüngsten deutlichen Anstieg der Immobilien-Verkäufe widerspiegelt (vgl. Grafik). Emaar Properties, der führende Immobilienentwickler in Dubai und ein wichtiger Bestandteil des Portfolios, meldete für das Jahr 2021 seine bisher höchsten Verkaufszahlen. Das Unternehmen werde mit weniger als dem neunfachen des Gewinns bewertet, verfüge über ein ausgezeichnetes Gewinnwachstumspotenzial und biete trotz einer sich beschleunigenden Kurserholung noch viel Potenzial in Richtung der Höchststände von 2014/15.
Wie Johnstone weiter ausführt, stützen aktuelle Daten die These, dass Schwellenländer, aber auch Frontier Markets, in den nächsten Jahren einen starken Aufschwung im weltweiten Tourismus erleben werden. Sowohl die Flugkapazitäten als auch die Hotelauslastungen steigen wieder.
Diese Rückkehr des Tourismus sei jedoch nicht nur eine Erholungsstory. Über die anfängliche zyklische Erholung des Reiseverkehrs hinaus sei eine Fortsetzung des langfristigen Wachstums zu erwarten, so der Portfoliomanager. Frontier Markets scheinen seiner Meinung nach dabei besonders gut positioniert zu sein, um vom zunehmenden Wohlstand der Schwellenländer zu profitieren. "Bereits vor der Pandemie verzeichneten wir ein beträchtliches Wachstum des Tourismus aus China und auch in Indien zeichnete sich ein solcher Zuwachs ab. Die Nähe und Attraktivität von Nachbarländern wie Vietnam, den Philippinen und Thailand haben sie zu beliebten Reisezielen für die aufstrebende Mittelschicht Asiens gemacht. Als vor drei Jahren der Redwheel Next Generation Emerging Markets Fund aufgelegt wurde, konnte die Reise- und Tourismusbranche als stabiler Wachstumspfad identifiziert werden", betont Johnstone.