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Raiffeisen: Schweizer sorgen immer schlechter vor

Die Anforderungen an den Ruhestand steigen, doch die Vorbereitungen sind oft nicht ausreichend. (Bild: ZVG)
Die Anforderungen an den Ruhestand steigen, doch die Vorbereitungen sind oft nicht ausreichend. (Bild: ZVG)

Die zweite Ausgabe des Raiffeisen Vorsorgebarometers zeigt eine immer grössere Kluft zwischen den Erwartungen, die Menschen in der Schweiz an ihre dritte Lebensphase haben, und ihren tatsächlichen Vorbereitungen. Viele Menschen setzen sich wenig oder erst spät mit ihrer Altersvorsorge auseinander.

12.09.2019, 11:01 Uhr
Vorsorge

Redaktion: lek

Menschen in der Schweiz haben hohe Erwartungen an ihre dritte Lebensphase und wollen diese immer individueller angehen. Ob Frühpensionierung, schrittweise Pensumsreduktion oder Teilzeitbeschäftigung: Der Lebensplan und damit auch die Finanzierungsanforderungen wandeln sich stark. Dennoch bereiten sich viele finanziell nur ungenügend auf diese Phase vor. Im Vorsorgebarometer, das die Raiffeisen und die Zürcher Hochschule der Angewandten Wissenschaften (ZHAW) erstellten, wurden die Dimensionen Engagement, Wissen und Vertrauen hinsichtlich der Altersvorsorge im Detail untersucht.

Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage in der Schweizer Bevölkerung zeichnen ein besorgniserregendes Bild der finanziellen Vorsorge in der Schweiz. Fast alle Indikatoren haben sich verschlechtert, der Gesamtwert des Barometers sank von 587 Punkten auf 533. Tashi Gumbatshang, Leiter Kompetenzzentrum Vermögens- und Vorsorgeplanung Raiffeisen Schweiz, beschreibt die Situation als problematisch: «Der aktuelle Barometerwert von 533 der maximal möglichen 1‘000 Punkte liegt auf tiefem Niveau. Als alarmierend erachten wir vor allem die rückläufige Entwicklung des Vorsorgebarometers.» Der rückläufige Barometerwert verdeutlicht einen dringenden Handlungsbedarf.

Drei-Säulen-System verliert an Vertrauen

Das Vertrauen in das Schweizer Drei-Säulen-System hat weiter abgenommen. Dafür verantwortlich ist auch der Vertrauensverlust in die Pensionskassen gegenüber dem Vorjahr. Dazu Tashi Gumbatshang: «Immer mehr Menschen in der Schweiz sind der Ansicht, dass Staat und Arbeitgeber für die Altersvorsorge verantwortlich sind. Vor allem jüngere Menschen sehen den Staat in der Pflicht.» Laut Raiffeisen Vorsorgebarometer dürfte dies auch eine Folge der im Mai 2019 vom Volk angenommenen Abstimmung über die AHV-Finanzierung sein.

Politik und Wirtschaft sind gefordert

Aus den Resultaten des Vorsorgebarometers lassen sich mehrere Handlungsfelder ableiten, speziell Politik und Wirtschaft sind gefordert. Daniel Greber, Leiter des Zentrums für Risk & Insurance der ZHAW, stellt fest: «Das Drei-Säulen-System sollte überdacht und an die heutige Gesellschaftsstruktur und Bedürfnisse angepasst werden. Der Generationenvertrag wird heute laut Vorsorgebarometer von einer Mehrheit nicht mehr getragen. Stattdessen wird eine Stärkung der dritten Säule gewünscht.» In der Wirtschaft sind gemäss Studie an erster Stelle Massnahmen vonseiten der Arbeitgeber gefragt, um ältere Arbeitnehmer vor Arbeitslosigkeit zu schützen. Diese sollen sich massgeblich an den Kosten für Weiterbildungen und Förderungsmassnahmen von entlassenen Arbeitnehmern beteiligen müssen und damit deren Arbeitsmarktfähigkeit erhöhen.

Ansprüche für dritte Lebensphase steigen

Die Beobachtung, dass die Verantwortung verstärkt Staat und Arbeitgebern übertragen wird, wird gestützt durch den Wunsch vieler Menschen, sich vorzeitig pensionieren zu lassen. Ein Drittel der Bevölkerung plant eine Frühpensionierung. Gleichzeitig wird mit einem höheren Geldbedarf im Pensionsalter gerechnet. Diese hohen Erwartungen ans Alter stehen im Konflikt zum weiterhin tiefen Engagement in der persönlichen Vorsorge. Viele Menschen setzen sich wenig oder erst spät mit ihrer Altersvorsorge auseinander. Zwar zahlt die Schweizer Bevölkerung mehr in die dritte Säule ein als noch im Vorjahr, dennoch ist der Anteil von Menschen ohne dritte Säule weiterhin beachtlich. Rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung besitzt keine Säule 3a. «Wir gehen davon aus, dass der auf tiefem Niveau stabile Wert des Vorsorgewissens Grund dafür ist, dass die drohenden Vorsorgelücken unterschätzt oder nicht erkannt werden», erklärt Gumbatshang.

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