Körperpflege ist wenig konjunkturanfällig. Nordea sucht Unternehmen, welche auch über Preisgestaltungsmacht verfügen. (Bild Shutterstock/Ground Picture)
Trotz wirtschaftlichen und geldpolitischen Herausforderungen sind Aktien gemäss Claus Vorm von Nordea Asset Management nach wie vor die Anlageklasse, die am ehesten solide inflationsbereinigte Renditen bieten kann. Das gelte insbesondere für attraktiv bewertete Titel «von Unternehmen mit Preissetzungsmacht».
25.01.2023, 16:41 Uhr
Redaktion: sw
Das Jahrzehnt nach der globalen Finanzkrise galt als eine der renditeträchtigsten Perioden der Börsengeschichte. Besonders wachstumsorientierte Aktien haben von den beispiellosen geldpolitischen Anreizen und den extrem niedrigen Zinssätzen profitiert.
Dieses weitgehend ruhige Umfeld ist jedoch inzwischen einer erhöhten wirtschaftlichen Unsicherheit und einer zunehmenden Marktvolatilität gewichen. «Zu Beginn des laufenden Jahres besteht die grösste Herausforderung für Anlegerinnen und Anleger weiterhin im historisch hohen Inflationsdruck, der viele Zentralbanken zu aggressiven Zinserhöhungen zwingt», erklärt Claus Vorm, Portfoliomanager der Global Stable Equity-Strategie von Nordea.
Da die Nervosität an den Märkten anhalte, seien die Anleger verständlicherweise unsicher, wohin sie sich wenden sollen. Trotz der anhaltenden Herausforderungen seien Aktien bei einer fundamentalen Betrachtung der Märkte nach wie vor die Anlageklasse, die am ehesten in der Lage sei, eine solide Rendite zum Ausgleich der Inflation zu erzielen.
«Die Risiken am Markt sind jedoch eindeutig gestiegen, so dass es für Aktienanleger von entscheidender Bedeutung ist, zunehmend selektiv vorzugehen», sagt Vorm. «Wir glauben, dass die erfolgreichsten Unternehmen im Jahr 2023 diejenigen mit stabilen Erträgen und soliden Bilanzen sein werden, die als stabilisierende Kräfte gegen wirtschaftliche Schwäche und steigende Zinsen wirken können.»
In den letzten Jahren standen vor allem Aktien mit einem überdurchschnittlichen Wachstumspotenzial im Fokus der Anlegerinnen und Anleger. Stabilität hingegen war als Aktienqualität weniger gefragt. Im neuen Anlageparadigma sei es allerdings bereits beobachtbar, dass stabilitätsorientierte Unternehmen von den Märkten belohnt werden.
Eine Kombination von Qualitäten
Stabile Aktien seien in der Regel weniger konjunkturanfällig als der breitere Markt, da die Unternehmen Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten, die für den täglichen Konsum weitgehend unerlässlich sind. Dieses Universum ist recht umfangreich und reicht von Grundnahrungsmitteln und Körperpflegeartikeln bis hin zur Bereitstellung von Versorgungsleistungen und vielen IT-Gütern und -Dienstleistungen.
Zwar erfreuen sich solche Unternehmen gemäss dem Nordea-Experten über einen Konjunkturzyklus hinweg einer weitgehend konstanten Nachfrage: «Doch diese Eigenschaft allein reicht nicht aus. Wir sind der Meinung, dass es entscheidend ist, Unternehmen zu identifizieren, die neben einer konstanten Nachfrage auch über Preisgestaltungsmacht verfügen.» Das sei in einem inflationären Umfeld besonders wichtig, da solche Unternehmen naturgemäss in einer weitaus besseren Position seien, um durch die Weitergabe von Kostensteigerungen weiterhin Umsatzwachstum zu erzielen.
Darüber hinaus seien Unternehmen mit soliden Bilanzen attraktiv, die sicherstellen können, dass sich das Umsatzwachstum in einem Gewinnwachstum niederschlage. Solche Unternehmen böten ein gewisses Mass an Inflationsschutz, ohne dabei stark zyklisch und rezessionsanfällig zu sein.
Nicht zuletzt müssten die Anlegerinnen und Anleger die Bewertung genau im Auge behalten, denn ein stabiles Unternehmen sei nicht automatisch eine stabile Aktie. «Stabile Unternehmen müssen zu grundlegend attraktiven Bewertungen gehandelt werden. Denn das Marktumfeld im letzten Jahr hat deutlich gezeigt, wie viel zusätzliche Volatilität mit hochpreisigen Aktien verbunden ist», erläutert Vorm.
Paradebeispiel Alphabet
Obwohl der Technologie- und Kommunikationsdienstleistungssektor in der Regel mit dem turbulenten, wachstumsstarken Segment des Marktes in Verbindung gebracht wird, hat Vorm auf Unternehmensebene eine Reihe widerstandsfähiger Marktführer in diesem Bereich identifiziert. Er ist beispielsweise optimistisch, was die langfristigen Aussichten von Alphabet betrifft.
Googles Muttergesellschaft erfreut sich seit mehr als einem Jahrzehnt eines starken Gewinnwachstums, angetrieben durch seine führende Position in den Bereichen Google Search, Google Maps, bei den mobilen Betriebssystemen, Verbraucherinhalten und Werbung. Die Umsätze des Unternehmens sind nicht übermässig konjunkturabhängig, sondern werden getrieben durch die anhaltende Nutzung von Mobiltelefonen und die Nachfrage nach Videos. Google-Marken wie YouTube verfügen zudem über eine starke Preissetzungsmacht.
«Dank der strengen Ausgabendisziplin schlägt sich das Umsatzwachstum von Alphabet in einem Gewinnwachstum nieder – und das bei einer soliden Bilanz, die keine Schulden und eine hohe Kapitalrendite aufweist. Was die Bewertung angeht, so ist Alphabet sowohl absolut als auch relativ zum Markt attraktiv, vor allem angesichts des stetigen Gewinnwachstums und der starken Bilanz», sagt Vorm.
Auch wenn sich das Unternehmen dem Druck auf den Tech-Sektor nicht entziehen konnte, habe sich sein langfristiges Potenzial nicht vermindert.
Rückenwind für Aktien nimmt ab
Zum ersten Mal seit fast 15 Jahren können sich die Aktienmärkte nicht mehr auf den Rückenwind historisch niedriger Zinssätze und beispielloser geldpolitischer Unterstützung verlassen. Zwar erwartet Vorm, dass die meisten Anleger nach wie vor ein Engagement an den Aktienmärkten anstreben, doch es sei verständlich, wenn der Wunsch nach einer Risikoreduzierung zunehme.
«Sollten wir eine Phase erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheit und Kursturbulenzen erleben, sind wir überzeugt, dass der Markt stabile Geschäftsmodelle aufgrund ihrer starken Kapitalerhaltungseigenschaften zunehmend schätzen wird. Dem historischen Inflationsdruck können stabile Aktien besser standhalten», resümiert Vorm.
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