05.12.2024, 10:13 Uhr
56 Prozent der Schweizer Investoren halten eine Rezession im Jahr 2025 für wenig wahrscheinlich, trotz geopolitischer und inflationsbedingter Unsicherheiten. Dies ein Fazit des «Institutional Investor Survey» von...
Die Diskrepanz gibt's schon länger: "Weiche" Daten wie Umfragen, Sentiment-Indikatoren und Markteinschätzungen mancher Strategen stimmen vorsichtig. "Harte" Daten wie BIP-Wachstum, Industrieproduktion und Beschäftigung sind dagegen weiterhin robust. Axel Botte von Ostrum Asset Management, einer Tochter von Natixis, sieht darin eine Chance.
"Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt", sagte schon Wilhelm Busch. An dieses Zitat erinnert die Markteinschätzung von Axel Botte, Marktstratege des französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management, das zur Natixis-Gruppe gehört. Botte ist keineswegs pessimistisch gestimmt und auch nicht so vorsichtig, wie es manche seiner Berufskolleginnen und -kollegen sind.
"Zwar scheint am Ende des Jahres eine Rezession nur schwer zu vermeiden zu sein. Glaubt man aber dem derzeitigen Verhalten der Unternehmen, könnte sie moderat ausfallen", zitiert der österreichische Fondsdienst e-fundresearch den Franzosen. Das Resultat wäre, weil noch selten vorgekommen, das von den wenigsten Auguren erwarte Soft Landing.
Botte verweist in seiner wöchentlichen Anlageanalyse auf die seiner Meinung nach "ungewöhnliche Divergenz zwischen dem Sentiment und der wirtschaftlichen Realität". Während "weiche" Daten wie zum Beispiel Umfragen und Stimmungsindikatoren Besorgnis erregende Signale sendeten, seien "harte" Daten wie Bruttoinlandprodukt, Industrieproduktion und Arbeitsmarktzahlen "sehr robust."
Selbstverständlich werfen Inflation und Zinsen weiterhin grosse Schatten aufs Marktklima. Was Botte jedoch auffällt und er den pessimistischen Stimmen entgegenhält, ist der Umstand, dass insbesondere die Unternehmen weiterhin Entscheidungen treffen würden, die sie für die Schaffung von Arbeitsplätzen oder Investitionen in der Zukunft verpflichten. Das gebe der Wirtschaft eine Stütze.
Die Arbeitslosenquote in der Eurozone lag im September bei 6,6% und damit auf einem historischen Tief. Mehr als ein Viertel der befragten europäischen Unternehmen gaben in einer Eurostat-Umfrage an, dass der Grund, warum sie ihre Produktion nicht erhöhen, der Mangel an Arbeitskräften ist. Die Bereitschaft, Arbeitsplätze zu schaffen, sei also nach wie vor vorhanden, folgert Botte.
Auch in den USA sei der jüngste Arbeitsmarktbericht trotz des von mehreren führenden Unternehmen angekündigten Einstellungsstopps positiv zu werten. Die Zahl der offenen Stellen nahm trotz der Anzeichen einer konjunkturellen Abschwächung im Oktober weiter zu. Auch das für Botte ein Signal, dass es um die Wirtschaft besser steht als aufgrund von negativen Medienberichten und anderen Stimmen angenommen und gefühlt.
Der Marktstratege von Ostrum sieht Vorboten, dass sich die Anlagemärkte zumindest stabilisieren. Ein Signal sind für ihn sind die Zuflüsse in europäische Aktienfonds. Sie deuteten darauf hin, dass Anlegerinnen und Anleger beginnen, "Licht am Ende des Tunnels zu sehen."
Die Bewertungen entsprechen den langfristigen Durchschnittswerten, wobei – auch Botte anerkennt, dass Abwärtskorrekturen der Gewinnschätzungen für die Aktienmärkte ein gewisses Risiko bilden. Die Gefahrenlage ist also noch nicht aus der Welt geräumt.
Positiv äussert er sich zu Hochzinsanleihen. Der europäische und mehr noch der US-Markt für High Yields ziehe wieder Investoren an, zitiert ihn e-fundresearch. "Die Prognosen für die US-Ratings sind günstig für den spekulativen Markt, und die Renditenaufschläge implizieren eine beträchtliche Risikoprämie in einem Umfeld mit niedrigen Ausfallraten", lautet dazu sein Fazit.
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