28.11.2024, 11:12 Uhr
«Wo bereits viel Pessimismus eingepreist ist, dort ist das positive Überraschungspotential entsprechend hoch», schreibt Ivan Domjanic, Kapitalmarktstratege bei M&G Investments. Allerdings gelte auch: «Nicht jede...
Noch immer glauben viele, dass Anlegerinnen und Anleger, die grossen Wert auf einen verantwortungsbewussten Investitionsansatz legen, auf Rendite verzichten müssen. Bei Impact Investing trifft das laut M&G Investments nicht zu.
Impact-Investoren suchen nach Unternehmen, die zur Lösung der weltweit drängendsten sozialen und ökologischen Herausforderungen beitragen. Doch das allein genügt nicht. Die Unternehmen müssen messbare positive Wirkungen liefern. Sie müssen jedoch auch qualitativ hochwertig sein – mit dem Potenzial für gute finanzielle Erträge.
Impact-Investoren prüfen daher Geschäftsmodell, Risiken, Wettbewerbsposition und Kapitalallokation eines Unternehmens. Es sollte seine Gewinne reinvestieren können, damit es langfristig seine positiven Auswirkungen sowie seine Erträge ausbauen kann. Ausserdem sollte der Aktienkurs attraktiv sein im Vergleich zu dem, was Investoren als seinen inneren Wert betrachten.
Impact-Equity-Fonds standen in diesem Jahr einer Reihe von Herausforderungen gegenüber. Angesichts steigender Inflation und absehbarer Zinserhöhungen durch die Zentralbanken haben sich viele Anleger von wachstumsstarken Aktien abgewandt. Stattdessen beobachtet M&G Investments, dass Rohstoffe und vermeintliche Value-Aktien stärker nachgefragt wurden. Beide sind in Impact-Fonds in der Regel nicht vertreten.
Das sei jedoch nur ein kurzfristiger Stimmungswandel am Markt. Die grundlegenden Aussichten für Impact-Investoren veränderten sich dadurch nicht unbedingt. Wer langfristig in wirkungsorientierte Unternehmen investieren möchte, könnte die gesunkenen Aktienkurse sogar als attraktive Gelegenheit zum Einstieg betrachten. Denn längerfristig sollten wirkungsstarke Unternehmen von einer Reihe struktureller Trends profitieren – auch weil diese Bereiche Kapital von Regierungen, aus Wirtschaftszweigen und von Verbrauchern anziehen.
Das Pariser Klimaabkommen verfolgt ein zentrales Ziel: Die globale Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Damit das gelingen kann, muss die Welt bis 2050 das Ziel von Netto-Null-Emissionen erreichen. BloombergNEF schätzt, dass in den nächsten 30 Jahren Finanzmittel von 92 bis 173 Bio. US-Dollar für saubere Energie benötigt werden. Das entspricht einer Verdopplung der gegenwärtigen jährlichen Investitionen.
Unternehmen, die erneuerbare Energien erzeugen und die Infrastruktur bereitstellen, werden dabei eine grosse Rolle spielen. Doch M&G sieht auch Chancen für viele andere Lösungsanbieter aus unterschiedlichen Branchen, zum Beispiel für Halbleiteranbieter, Abfallrecycling-Firmen und Isolierstoffhersteller. Denn weltweit sollen Emissionen sinken, Abfallmengen abnehmen und Abläufe effizienter werden.
Es gibt zahlreiche Trends, die in den kommenden Jahrzehnten zu einer höheren Nachfrage im Gesundheitswesen führen werden. So steigt beispielsweise die weltweite Lebenserwartung. Die UNO schätzt, dass im Jahr 2050 mehr als 16% der Weltbevölkerung über 60 Jahre alt sein werden. Derzeit sind es nur 9%. Eine ältere Bevölkerung wird höhere Ausgaben für medizinische Produkte und Dienstleistungen erfordern.
Ein weiterer Aspekt sind veränderte Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Dadurch nehmen Zivilisationskrankheiten wie etwa Diabetes zu; das wiederum führt zu einer absehbar höheren Nachfrage nach Präventionslösungen, Diagnostik und Behandlungen. Das steigende Einkommensniveau in vielen Industrie- und Entwicklungsländern begünstigt ebenfalls höhere Ausgaben im Gesundheitsbereich.
M&G erwartet, dass diese Trends den Unternehmen im Gesundheitswesen vielversprechende neue Möglichkeiten eröffnen werden. Das gelte zum einen für Anbieter traditioneller Gesundheitslösungen, aber auch für diejenigen, die Verbesserungen durch Innovationen und neue Technologien vorantreiben wollen – etwa durch DNA-Sequenzierung oder die Aktivitätsüberwachung zuhause.
Bei Impact-Equity-Strategien mache eine durchschnittliche Haltedauer von mindestens fünf bis zehn Jahren Sinn. Die ausgewählten Unternehmen müssen sich entsprechend in Zeiten sowohl hohen wie auch niedrigen Wirtschaftswachstums bewähren können. Im aktuellen Umfeld sei es zudem wichtig, dass sie auch höherem Inflationsdruck standhalten können.
Gemäss M&G dürften die Trends im Gesundheitswesen und Energiebereich viele Konjunkturzyklen überdauern und haben dadurch das Potenzial, den Unternehmen zu weiterem Wachstum zu verhelfen – unabhängig davon, wie sich die Wirtschaft insgesamt entwickelt. Ausserdem bevorzugt der Vermögensverwalter Unternehmen mit sehr starker Marktposition und grosser Preissetzungsmacht sowie Firmen, deren Hauptaugenmerk auf der Verbesserung der Effizienzliegt. Mit weiter steigender Inflation sei mit einer erhöhten Nachfrage nach solchen Lösungen zu rechnen. Denn auch andere Unternehmen dürften dann versuchen, ihre Kosten zu senken.
Trotz eines bisher schwierigen Jahrs erwartet M&G gute Zukunftsaussichten für Anleger, die weltweit drängende Herausforderungen positiv beeinflussen wollen. Und das, ohne Kompromisse bei den Renditen eingehen zu müssen.