14.12.2022, 10:29 Uhr
Der britische Asset Manager hat eine Leiterin für den Aktienbereich und einen Leiter fürs Fixed Income ernannt. Die beiden Funktionen werden die bisherigen Positionen des Chief Investment Officers und des Deputy...
Die alternde Weltbevölkerung, der Kredithunger der Schwellenländer und das für westliche Banken zunehmend komplexer werdende Regulierungsumfeld verändern die Anlagemöglichkeiten im Finanzsektor grundlegend, erklärt Robert Mumby, Fondsmanager bei Jupiter.
Es gab Zeiten, genauer gesagt vor der globalen Finanzkrise 2007/08, in denen westliche Banken die Art von Eigenkapitalrendite bieten konnten, die andere Unternehmen der Finanzbranche recht blass aussehen liess. Das harte Durchgreifen der Regulierungsbehörden nach dem Beinahe-Zusammenbruch des Finanzsystems hat dazu geführt, dass sich diese Renditen seither rückläufig präsentieren. Die Banken müssen jetzt mehr liquide Mittel vorhalten und mit weniger Fremdkapital auskommen. Zudem hat sich ihr Compliance-Aufwand deutlich erhöht. Für eine Ertragskraft, die uns erlaubt, für die Anleger langfristige Renditen zu erwirtschaften, müssen wir uns im Sektor somit nun anderweitig umsehen.
Älterwerden kann sich auszahlen
Ein grosses Thema, das unsere Titelselektion zuletzt massgeblich bestimmt hat, ist die alternde Weltbevölkerung. Bis 2050 werden Menschen über 60 Jahre den Prognosen zufolge mehr als 20 Prozent der gesamten Bevölkerung ausmachen, nach nur 11,7 Prozent im Jahr 2013. Dieser Pool von mehr als zwei Milliarden Menschen bietet für Finanzdienstleister mit Produkten für diese wachsende Zahl von Ruheständlern eine attraktive Gelegenheit, da deren Ersparnisse aufgrund der ständig steigenden Lebenserwartung höhere Erträge abwerfen müssen. Am besten positioniert, um von diesem Trend zu profitieren, sind Unternehmen wie Wealth-Manager, US-Lebensversicherer und asiatische Vermögenssammler.
Insbesondere in den Industrieländern findet ein Grossteil dieser Ruhestandsgelder seinen Weg in passiv verwaltete Produkte wie Tracker-Fonds und ETFs. Diesen Anlagetrend haben Unternehmen wie BlackRock mit seinem umfassenden Angebot an passiv verwalteten Fonds genutzt, aber beispielsweise auch die London Stock Exchange oder MSCI, die die Indizes für solche Fonds liefern.
Hungrig nach Krediten
Die hohe Nachfrage nach Krediten in den wachstumsstarken Schwellenländern ist ein weiteres potenziell interessantes Thema. In einem Land wie Indien, dessen Wirtschaft im zweiten Quartal mit einer unerwartet starken Rate von 5,7 Prozent wuchs, haben die privaten Banken ihre Kapazitäten erhöht, um den Kredithunger zu befriedigen. Gegenüber den staatlichen Banken des Landes bevorzugen wir die privatwirtschaftlichen Institute, da diese eine höhere Ertragskraft und besseren Kapitalzugang haben. Anders als viele ihrer westlichen Pendants weisen diese Institute derzeit hohe Eigenkapitalrenditen auf, was sie zu einem attraktiven, langfristigen Engagement für unser Portfolio macht. Indien ist jedoch nur eines von zahlreichen Schwellenländern, in denen der Finanzdienstleistungssektor im Verhältnis zu den Bedürfnissen der Wirtschaft nach wie vor unterentwickelt ist.
Direktzug Hongkong-Shanghai
Auch auf kürzere Sicht gibt es eine Reihe von Positiv-Entwicklungen. Die Internationalisierung des chinesischen Finanzsystems ist eine davon. So dürften die Banken in Hongkong in den Genuss einer im April zwischen dem Stadtstaat und der chinesischen Regierung geschlossenen Vereinbarung kommen, wonach internationale Anleger künftig in Shanghai notierte A-Aktien über die Hongkonger Börse handeln dürfen. Umgekehrt sollen Anleger vom chinesischen Festland in Hongkong gelistete H-Aktien via Shanghai kaufen und verkaufen können. Der Startschuss für das als Through Train (Direktzug) bezeichnete Programm wird vermutlich spätestens im Oktober fallen. Weitere potenzielle Massnahmen, die darauf abzielen, China in die internationalen Märkte einzugliedern, dürften den Banken zusätzliche Investmentgelegenheiten eröffnen.
Zinskurve als Erfolgsfaktor
Auch wenn die Banken in den Industrieländern kaum jemals wieder ihr Ertragsniveau von vor der Finanzkrise erzielen dürften, so scheinen sich die Gewinnaussichten doch aufzuhellen. Dies gilt insbesondere für die USA, wo sich das Wirtschaftswachstum gerade beschleunigt. Die US-Banken haben ihre Bilanzen schneller in Ordnung gebracht als die Konkurrenz in anderen Ländern und dabei ihre Kosten gesenkt sowie Kreditwachstum generiert. Um wieder auf höhere Eigenkapitalrenditen zu kommen, müssen sie jetzt nur noch ihre Gewinnmargen verbessern. US-Banken sind dabei mehr als die meisten ihrer Mitbewerber auf eine steiler werdende Zinskurve angewiesen. Die anziehende US-Wirtschaft dürfte den gewünschten Effekt erzeugen, indem sie dafür sorgt, dass sich der Spread zwischen den gezahlten Sparzinsen und den durch die Vergabe von Krediten erzielten Zinseinnahmen ausweitet. Zu unseren favorisierten US-Banken gehören aktuell zum Beispiel Citigroup und JP Morgan.
Die amerikanischen Konsumausgaben der Indikator für die US-Wirtschaft schlechthin sollten unterdessen ihren Aufwärtstrend fortsetzen. Zwar wurde hier im Juli ein unerwarteter Rückgang verzeichnet, der aber nur temporär gewesen zu sein scheint, da das Vertrauen der privaten Haushalte im August ein 7-Jahres-Hoch erreichte. Die steigenden Eigenheimpreise und die besseren Arbeitsmarktbedingungen liefern weitere Gründe, um optimistisch zu sein. Kreditkartenanbieter wie American Express und Mastercard könnten zu den Begünstigten dieser positiven Entwicklung zählen.
Gesetztes Europa
Für europäische Banken haben sich die Finanzierungskosten weiter verbilligt. Zu verdanken ist dies der jüngsten Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen auf ein Rekordtief zu senken und mit dem Aufkauf forderungsbesicherter Wertpapiere (ABS) zu beginnen, damit die stagnierende Wirtschaft in der Eurozone wieder wächst. Die Eigenkapitalrenditen halten sich jedoch weiter niedrig und haben kaum Aussicht auf Verbesserung, solange die Zinsen auf ihrem aktuellen Niveau verharren und die Kapitalanforderungen derart hoch bleiben. In den kommenden Monaten könnten europäische Banken zu einer Kursrally ansetzen, was uns dazu bewogen hat, einige der unterbewerteteren Titel zu kaufen. Diese Aktien sind allerdings nicht Bestandteil unserer Buy-and-Hold-Strategie, sondern wir betrachten sie eher als Handelschance in besonderen Situationen. Infolge der restriktiven Kreditvergabe der Banken wenden sich kleine Unternehmen in Europa zunehmend an alternative Kreditanbieter wie Leasing- und Factoringunternehmen, um ihren Finanzierungsbedarf zu decken. Durch diesen Trend dürften sich demnach gute Chancen bei Spezialfinanzierern eröffnen.