14.12.2022, 10:29 Uhr
Der britische Asset Manager hat eine Leiterin für den Aktienbereich und einen Leiter fürs Fixed Income ernannt. Die beiden Funktionen werden die bisherigen Positionen des Chief Investment Officers und des Deputy...
Gemäss John Chatfeild-Roberts, CIO von Jupiter Asset Management, wird sich Europa letzten Endes von der aktuellen Krise erholen. Anleger müssen sich jedoch in Geduld üben.
Die Krise in Europa hält noch immer an. Der Plan von Merkozy für eine strengere Haushaltsdisziplin mag die Nerven der Finanzmärkte zwar kurzfristig beruhigt haben, allerdings bestehen erhebliche Zweifel, ob schwächere Länder, die bereits jetzt unter der enormen Schuldenlast leiden, die neuen Regeln überhaupt bewältigen können. Hinzu kommt, dass sich bisher niemand an die ursprünglichen Regeln des Stabilitätspakts gehalten hat. Warum also sollte ein neues Regelwerk besser abschneiden?
Das Unvermögen europäischer Politiker, die Situation als Insolvenz- statt als Liquiditätskrise zu behandeln, wird dazu führen, dass Europa einen extrem negativen Einfluss auf das Weltwachstum haben wird. Die EZB hat zu verstehen gegeben, dass Europa im nächsten Jahr in eine Rezession rutscht wenn es nicht bereits mittendrin ist. Und sollte dies der Fall sein, bleibt auch Grossbritannien nicht verschont.
Anleger mussten 2011 die Chancen und Risiken abwägen wie niemals zuvor und Orientierung suchen zwischen pessimistischen makroökonomischen Prognosen einerseits und einigen attraktiven Vermögensbewertungen andererseits. Täglich schwangen die Märkte wie ein Pendel hin und her, während die Anleger bemüht waren, die Auswirkungen dieser gegensätzlichen Tendenzen irgendwie zu bewerten. Es ist schwer voraussagbar, wohin die Reise geht. Klar ist aber, dass ein weiterer finanzieller Aderlass erforderlich ist, damit sich die Weltwirtschaft erholen kann.
Weniger Sicherheit durch liquide Mittel
Die Staatsschuldenkrise stellt Anleger vor ein Dilemma: Wie sind Anlagerisiken zu definieren? Nach vorherrschender Meinung sind liquide Mittel und Staatsanleihen am unteren Ende des Anlage-Risikospektrums anzusiedeln, Aktien hingegen am oberen Ende. Die gegenwärtige Krise hat dieses Prinzip jedoch auf den Kopf gestellt.
In einem Umfeld, in dem Staatsschulden und das Bankensystem derartig unter Druck stehen, bieten liquide Mittel und Staatsanleihen den Anlegern möglicherweise nicht mehr die Sicherheit, die sie bislang erwarten konnten. Sogar vermeintlich sichere Anlagen sind nicht das, was sie zu sein scheinen es gibt schlicht keine risikofreie Anlage, und Volatilität sollte nicht mit Risiko verwechselt werden.
Würde man Staatsschulden auf dieselbe Weise wie Aktien analysieren, könnte man zu dem Schluss kommen, dass beispielsweise eine Rendite von weniger als 2% auf 10-jährige britische Staatsanleihen eine magere Rendite ist für eine überrepräsentierte, übermässig verschuldete Anlage, deren Kurs den höchsten Stand der letzten hundert Jahre erreicht hat und die keinerlei langfristige Wachstumsaussichten, Dividendenwachstum oder Inflationsschutz bietet. US-Staatsanleihen sind auf den ersten Blick die bessere Wahl. Das Land scheint sich trotz seiner hohen Schuldenlast allmählich zu erholen, und US-Staatsanleihen lassen sich schon deshalb nicht mit britischen vergleichen, weil der Dollar doch nach wie vor eine Leitwährung ist. Trotzdem ist eine Rendite unter 2% auf 10-jährige US-Staatsanleihen keine günstige Anlage.
Unternehmens-Aktienportfolios oft attraktiver als Staatsanleihen
Aktien gesunder multinationaler Unternehmen mit soliden Bilanzen, die weiterhin hohe Dividenden ausschütten, machen einen wesentlich besseren Eindruck. Sicher, Aktienkurse können kurzfristig volatiler sein. Aber ein Aktienportfolio hochrentabler Unternehmen wie Johnson & Johnson oder Glaxo mit attraktiven Bewertungen und gesunden Dividendenerträgen von rund 3,5% bzw. 5,2% kann mehr Sicherheit bieten, als die Anleihen der meisten Länder mit AAA-Rating oder die Einlagenkonten der meisten europäischen Banken. Solche Dividenden sind eine angemessene Entschädigung für kurzfristige Kursschwankungen, die Anleger einfach aushalten müssen.
Während sich Europa weiter in der Krise befindet, sind die Aussichten einiger Schwellenländer deutlich besser. Der chinesische Immobilienmarkt wirkt zwar extrem unsolide und auch die Schwellenländer boten in 2011 keine rentablen Investitionsmöglichkeiten. Dennoch stehen die Chancen nicht schlecht, dass wir am Ende doch noch die vielbeschworene Spaltung der Weltwirtschaft in zwei Geschwindigkeiten erleben werden vorausgesetzt natürlich, dass die schnell wachsende Mittelschicht dieser Länder ihr Geld nach westlichen Massstäben ausgibt. Langfristig orientierte Anleger werden davon profitieren.
USA im Aufschwung - Erholung für Europa
Allmählich sind wir zuversichtlich, dass sich die US-Wirtschaft im Aufschwung befindet. Der US-Immobilienmarkt sollte seine Talsohle bald durchschritten haben. Fakt ist: Der Markt ist um mehr als 30% gefallen und Stresstests sollen nun die kurzfristigen Auswirkungen weiterer Kursstürze auf die Banken bewerten. Fakt ist aber auch: Das US-Bevölkerungswachstum hält an und so wird der Überschuss an Wohnfläche wohl nicht von Dauer sein. Vielmehr wird der Bedarf an neuen Häusern steigen. Entsprechend könnte ein Hauskauf in den USA eine gute,
langfristige Anlageentscheidung sein.
Letzten Endes wird sich Europa erholen und uns ist klar, dass die Märkte dies lange vor der Lösung ihrer Probleme vorwegnehmen. Grosse Krisen schaffen nicht selten grosse Anlagemöglichkeiten, und da Europa gegenwärtig eine besonders grosse Krise erlebt, ist damit zu rechnen, dass sich mit der Zeit einige wunderbare Chancen bieten.
Zum jetzigen Zeitpunkt möchten wir zwar noch defensiv agieren, aber die Zeit für steigende Risikoniveaus wird kommen. Noch haben wir diesen Punkt nicht erreicht. Anleger brauchen das, was Tolstoi die "zwei mächtigsten Krieger" nannte: Geduld und Zeit. Erst dann können sie von ihren Investitionen optimal profitieren.