04.04.2024, 12:40 Uhr
Per 1. April hat J.P. Morgan Asset Management Hermann Pfeifer zum Leiter für Deutschland, Österreich, Zentral- und Osteuropa sowie Griechenland ernannt. Er wird an Christoph Bergweiler berichten, der vor einem Jahr...
Trotz aktueller Volatilität im Handelsstreit zwischen den USA und China bestehen strukturelle langfristige Investmentchancen in der Region Asien-Pazifik, meinen die Experten von J.P. Morgan. Demnach sollte sich auch die gestiegene Relevanz der Region im Portfolio widerspiegeln.
Die Rhetorik im Handelsstreit zwischen den USA und China hat sich wieder verschärft. Das verunsichert die Märkte. Die Experten von J.P. Morgan Asset Management erwarten jedoch keine Wiederholung der heftigen Verluste, die Risikoanlagen im vierten Quartal 2018 hinnehmen mussten. "Die damaligen Wachstumssorgen konnten inzwischen in vielen Bereichen zerstreut werden, da beispielsweise in China die Stimulierungsmassnahmen Wirkung gezeigt haben, die Zentralbanken ihren unterstützenden Kurs fortsetzten und der US-Dollar nicht wieder stärker geworden ist», sagt Ayaz Ebrahim, Portfolio Manager und Co-Head des Asia Pacific Regional Teams bei J.P. Morgan Asset Management. Auch wenn der Handelsstreit weiterhin eine grosse Unsicherheit darstellt, die weiter für Volatilität an den Märkten sorgt, dürfen Anleger nach Meinung Ebrahims das enorme langfristige Wachstumspotenzial der Asien-Pazifik-Region, das in den nächsten fünf Jahren gegenüber dem breiten Index deutlich höher ausfallen sollte, nicht aus den Augen verlieren.
"Bereits in den letzten zehn Jahren übertraf die Wertsteigerung asiatischer Aktien jede andere Region der Welt. Dieses Wachstum beruht auf den strukturellen Veränderungen in ganz Asien und führte zu neuen, interessanten Geschäftsmodellen, die in anderen Teilen der Welt noch unbekannt sind und beeindruckende Anlagechancen bieten», betont der Experte. So würden zahlreiche Fakten für die zunehmende Bedeutung Asiens auf der Weltbühne sprechen: Der Anteil der Region am MSCI All Country World Index wuchs in den letzten 20 Jahren von 5 Prozent im Jahr 1999 auf heute 16 Prozent. Dies sei auf die starke Wertentwicklung, aber auch zahlreiche Börsengänge von Unternehmen zurückzuführen. Asiens Anteil am Umsatz innerhalb des MSCI All Country World Index erhöhte sich in dieser Zeit von 4 Prozent auf 30 Prozent. Der Gewinnanteil stieg von 3 Prozent auf 33 Prozent. Doch es seien nicht nur Umsätze und Erträge schneller gewachsen als in der übrigen Welt. Auch die Margen der Unternehmen hätten sich deutlich verbessert, wie die Differenz zwischen Gewinn- und Umsatzwachstum zeige.
"Die aktuelle Gewichtung von Asien in den marktkapitalisierten Indizes wird dieser Dynamik bei weitem nicht gerecht. Bewertungen, die den positiven Wandel besser widerspiegeln, sowie weiteres herausragendes Ertragswachstum sollten zukünftig noch stärkere Anlagechancen zeigen", unterstreicht Ebrahim.
Mit dem Wachstum des Anlageuniversums hat sich laut dem Experten die Sektorzusammensetzung in Asien erheblich verändert: Insbesondere die immer bedeutendere Rolle Asiens als Technologieführer gestalte die Märkte der Region neu. Sektoren wie Versorgungsunternehmen und Finanzdienstleister verlieren an Bedeutung, wohingegen Segmente wie Konsumgüter, Kommunikationsdienstleistungen und Informationstechnologie in den Vordergrund gerückt sind. Durch die Konsumfreude der wachsenden Mittelschicht profitieren einerseits Online-Händler, andererseits Unternehmen mit Premium-Marken. Bei den Kommunikationsdienstleistungen gibt es starkes Wachstum in den Sektoren Medien, Software undTelekommunikation, wie Ebrahim weiter ausführt.
Auf Länderebene sei die Veränderung sogar noch stärker wahrnehmbar. Während der prozentuale Anteil der ehemaligen Platzhirsche Hongkong und Singapur zurückgeht, ist die Bedeutung Indiens gestiegen und China ist inzwischen das grösste Land im Index. "Insgesamt haben die asiatischen Stadtstaaten gegenüber Märkten wie Indien und China, die nach wie vor weniger wohlhabend, aber umso grösser sind, an Bedeutung verloren. Dadurch haben sich die Anlagechancen nicht nur verschoben, sondern auch deutlich erweitert – und dieser Trend wird weiter anhalten", erläutert der Experte.
"Die konsumfreudigen asiatischen Verbraucher treiben mit zunehmendem Wohlstand Veränderungen voran, die unabhängig von Marktzyklen für Wachstum sorgen", fährt er fort. So profitiere beispielsweise der Finanzsektor von der steigenden Verbreitung von Hypotheken, Versicherungen und Anlageprodukten. Auch im Mobile Banking seien Institute der Region führend. Ein besonderer Trend in China, auf den Ebrahim hinweist: Wohlhabendere Familien geben viel Geld für eine gute Ausbildung ihrer Kinder aus. So hat sich eine eigene Bildungsindustrie entwickelt – die Umsätze in diesem Segment liegen mittlerweile bei über 60 Milliarden US-Dollar. Dass mit dem steigenden Wohlstand die Bevölkerung immer älter wird, gleichwohl aber auch Wohlstandskrankheiten Einzug halten, fördert wiederum den Gesundheitssektor.
Mit wachsender Kaufkraft lässt sich zudem eine "Premiumisierung» des Konsums feststellen, also eine Verlagerung hin zu anspruchsvolleren Waren und Dienstleistungen. In Vietnam und China beispielsweise expandieren Molkereibetriebe in höherwertigere Produktsegmente. Auch die Freizeitindustrie bietet für die zunehmend anspruchsvolle Zielgruppe neue Angebote mit luxuriösen Resorts, Hotels und Freizeitparks. Das Segment der Videospiele verzeichnet in allen Altersgruppen Zuwächse. Die Nutzer verbringen einerseits immer mehr Zeit spielend und verlagern dies zunehmend auf Online-Games. Lokale Unternehmen würden nicht zuletzt bei den technologischen Veränderungen, die sich in Asien und darüber hinaus vollziehen, eine zentrale Rolle – zu nennen sind Innovationen in Bereichen wie Netzwerke, elektrische und autonome Fahrzeuge, alternative Intelligenz und Fertigungsautomatisierung.
"Auch wenn Chinas wirtschaftlicher Wandel bislang eine der prägenden Entwicklungen im 21. Jahrhundert ist, widergespiegelte sich das bisher nicht unbedingt in seinen Aktienmärkten», sagt Ebrahim. Die ersten chinesischen börsennotierten und für Ausländer investierbaren Unternehmen waren Staatsfirmen, die nicht immer die Interessen ihrer Minderheitsaktionäre in den Mittelpunkt stellten. Nach und nach wurden aber laut dem Experten immer vielfältigere und spannendere Unternehmen investierbar – bislang dominierten allerdings Technologie- und Finanzwerte. Durch die Öffnung des heimischen Markts für A-Aktien biete sich heute für ausländische Investoren ein deutlich breiteres Spektrum an Möglichkeiten, so Ebrahim.
"Der Markt der A-Shares ist nach Sektoren breit diversifiziert, sehr liquide und ermöglicht den Zugang zu mittelständischen und kleinen qualitativ hochwertigen Unternehmen, die langfristige Wachstumstrends der Region abbilden."
Zudem entwickelten sich chinesische Unternehmen auf der Technologiekurve immer weiter nach oben, von margenschwachen Standardprodukten in höherwertige Bereiche wie Handybauteile und Softwaredienstleistungen. In einigen Segmenten verfolgen chinesische Unternehmen innovative eigene Geschäftsmodelle, etwa bei Bezahlsystemen, in Gaming-Bereichen und bei Finanztechnologien. "Aufgrund seiner Struktur hat der A-Aktienmarkt eine niedrige Korrelation mit chinesischen Auslandsaktien und anderen wichtigen globalen Anlageklassen – damit eignet er sich sehr gut zur Diversifikation. Während der Markt zu Beginn mit einem deutlichen Aufschlag gegenüber chinesischen Auslandsaktien gehandelt wurde, haben sich die Bewertungen inzwischen normalisiert», führt der Experte aus. Die stärkere Einbeziehung von A-Aktien in die MSCI-Indizes und Aufnahme in den Financial Times Stock Exchange Russell Index ab Juni 2019 sei wichtig, da China als zweitgrösster Aktienmarkt der Welt spätestens zu diesem Zeitupunkt noch stärker in den Fokus rückt.
"Auch wenn aktuell wieder die Augen der Welt auf China gerichtet sind, beschränken sich die Anlagemöglichkeiten in Asien aber nicht nur hierauf. Die ganze Asien-Pazifik-Region bietet ein vielfältiges Anlageuniversum», betont Ebrahim.