04.04.2024, 12:40 Uhr
Per 1. April hat J.P. Morgan Asset Management Hermann Pfeifer zum Leiter für Deutschland, Österreich, Zentral- und Osteuropa sowie Griechenland ernannt. Er wird an Christoph Bergweiler berichten, der vor einem Jahr...
Ian Henderson, Manager des JPM Natural Resources Fund, glaubt weiterhin an einen langfristigen Aufwärtstrend im Rohstoffbereich. Kurz- und mittelfristige Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage in einzelnen Märkten bieten interessante Chancen. Bullisch ist er zurzeit auf Gold, Uran und Eisenerz und bearisch in Bezug auf Erdöl und Kupfer.
Gemäss Ian Henderson, Fondsmanager und Rohstoffspezialist von JPMorgan Asset Management, bleibt die Nachfrage nach Gold weiterhin hoch. 64% der globalen Nachfrage kommt aus der Schmuck- industrie, 18% allein aus Indien, wo Gold in der hinduistischen Bevölkerung eine wichtige Rolle bei Heirats- und Taufzeremonien spielt.
Das edle Metall ist dementsprechend weder substituierbar noch sehr preissensitiv. Ausserdem hat die chinesische Regierung Gesetze gelockert, die den Kauf und Besitz von Gold reglementieren. Angesichts der Dollarschwäche könnte China sogar danach trachten, einen Teil der Währungsreserven in Gold umzuschichten. Diverse andere prosperierende Volkswirtschaften haben Gold als Hedge gegen den Dollar gekauft. 32% der weltweiten Goldnachfrage basiert auf dem Anlagebedarf, der durch die Lancierung von Exchange Trading Funds (ETF) auf Gold zusätzlich angekurbelt wurde. Die neuen ETF erleichtern Investoren, die nach Diversifikationsmöglichkeiten suchen, den Zugang zu Gold.
Der steigenden Nachfrage steht ein fallendes Angebot gegenüber. So fiel die globale Goldproduktion im vergangenen Jahr um 2%. In Südafrika, dem grössten Goldproduzenten der Welt, steigen die Arbeitskosten. Zugleich werden die Minen tiefer und komplexer. All dies könnte die Produktion bremsen. Auch wenn dies nicht eintreffen sollte, müssten neue Minen den Betrieb aufnehmen, um den Nachfrage- und Preisdruck zu entschärfen. Doch um eine Mine zu finden und auszubeuten, können Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen.
Steigende Akzeptanz von Uran
Auch beim Uran trifft eine wachsende Nachfrage auf ein knappes Angebot. Angesichts des wachsenden Energiekonsums und der steigenden Bedenken gegen den umweltbelastenden Einsatz von fossilen Energiequellen dürfte Uran bzw. Nuklearenergie an Bedeutung gewinnen. Denn Nuklearstromwerke setzen bedeutend weniger Kohlenstoffdioxid frei als zum Beispiel Kohlekraftwerke. Ausserdem werden sie dank neuen Technologien zunehmend als sichere Alternative zu fossilen Energiekraftwerken akzeptiert. Die Nuklearenergieindustrie, die zurzeit 430 Kraftwerke betreibt, plant denn auch in den nächsten zehn Jahren die Inbetriebnahme von 80 neuen Anlagen. Nach 20-jährigem Explorationsstopp sind die Uranproduzenten aber nicht auf die plötzliche Nachfragebelebung vorbereitet. Die grössten Explorationsprojekte sind eh unter Verzug, und es dauert Jahre, um Uranreserven zu finden, auszuwählen und zu entwickeln. Wegen der scharfen Regulierungen und geopolitischen Diskussionen benötigt die Nutzbarmachung von Uran im Vergleich zu anderen Rohstoffen am meisten Zeit. Ausserdem haben die Kernkraftwerke bereits begonnen, Rohstofflager aufzubauen. Zudem kommt es immer wieder zu Förderungsunterbrüchen. Die Überflutung beim Cigar Lake führte zum Beispiel zu einem Anstieg des Uranpreises um 7%.
Neben Gold und Uran zählt auch Eisenerz zu den zurzeit aussichtsreichsten Rohstoffanlagen. Eisenerz ist die wichtigste Zutat bei der Produktion von Stahl, dessen Nachfrage durch Chinas Schwerindustrie angeheizt wird. Infrastrukturprobleme auf der Angebotsseite führen immer wieder zu Ungleichgewichten im Rohstoffmarkt.
Vorsicht mit Erdöl und Kupfer
In Bezug auf Erdöl ist Ian Henderson jedoch zurzeit vorsichtig. Der Preisdruck auf dem schwarzen Gold hat zwar nachgelassen, weil nun sowohl die Lagerhaltung wie auch die Förderung nicht mehr als problematisch, sondern als angemessen angesehen werden. Dennoch bleibt Erdöl sensitiv gegenüber negativen News aus dem Mittleren Osten. Ian Hendersons Strategie ist es denn auch, Unternehmen im Explorationsstadium zu identifizieren, die kompetitive Technologien einsetzen und dafür vom Markt belohnt werden.
Auch Kupfer findet zurzeit nicht die Gunst des Rohstoffspezialisten. Henderson glaubt zwar an die langfristige Erfolgsstory des Industriemetalls. Die forcierte Förderung hat jedoch zu erhöhten Lagerbeständen geführt. Dennoch hält er in seinem Fonds kupferhaltige Aktien, die er als günstig erachtet und die von positiven Industrienachrichten profitieren sollten.