23.08.2017, 13:11 Uhr
Die Dividenden kletterten weltweit im 2. Quartal 2017 auf den höchsten je registrierten Wert. Die zwei grössten Dividendenzahler stammten aus der Schweiz.
US-Vermögensverwalter Janus sieht Nachholpotenzial bei vielen europäischen Unternehmen und Branchen.
Vor dem Hintergrund eines sich verbessernden konjunkturellen Umfeldes in der Region weisen europäischen Aktien einen Bewertungsabschlag zu US-Titeln auf gemessen etwa an den Kurs-Gewinn-Verhältnissen ebenso wie an den Dividendenrenditen. Zu dieser Einschätzung kommt Wahid Chammas, Fondsmanager des Janus Europe Fund. Das Wachstum in der Region ist sicherlich noch nicht besonders robust und es bestehen weiterhin Risiken. Aber die geldpolitischen Lockerungsmassnahmen der Europäischen Zentralbank beginnen Wirkung zu zeigen, sagt Chammas. Seiner Meinung nach wird dabei das Wachstum der Unternehmensgewinne im kommenden Jahr viel höher ausfallen als das ökonomische Wachstum. Viele Industrieunternehmen zum Beispiel haben später und langsamer als ihre Mitbewerber in den USA umstrukturiert. Ihre Margen bekommen nun zusätzlichen Auftrieb vom wachsenden Exportgeschäft. Andere Firmen haben aggressiv rationalisiert und Kosten gesenkt. Auf dem erreichten Niveau profitieren sie nun besonders von den sich verbessernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Der Janus-Experte empfiehlt daher Investoren, ihre bislang defensive Strategie bei europäischen Aktien zu ändern und sich zukünftig stärker auf attraktiv erscheinende Wachstumsunternehmen zu konzentrieren. Chammas sieht allerdings auch belastende Faktoren: Natürlich trifft die Wachstumsschwäche in China und der Volkswagen-Skandal vor allem die Unternehmen in Deutschland. Denn sie sind häufig von der Automobilkonjunktur beeinflusst oder sogar abhängig davon, so der Fondsmanager. Aber viele Unternehmen entwickeln sich wirtschaftlich gesehen immer besser und dieser Aufwärtstrend wird langfristig anhalten. Zwar könne es seiner Meinung nach durchaus vorkommen, dass einzelne industrielle Sektoren in China nach ihrer Umstrukturierung stärker auf bessere Effizienz und steigende Profitabilität achten werden. Im Endeffekt könnte sich das allerdings als ideale Kombination für europäische Firmen erweisen, die auf diesen Märkten technisch hochqualitative und produktive Maschinen und andere Industriegüter verkaufen können.
Deutschland im Fokus
Während ein grosser Teil der europäischen Regionen für Immobilieninvestments weniger interessant erscheint, hält Chammas vor allem Deutschland in dieser Hinsicht für attraktiv. Die niedrigen Zinsen in Deutschland stützen die Preise und fördern den Start neuer Projekte, beobachtet Chammas. Eine zunehmende Urbanisierung und die Zuwanderungswelle machen das Land gemessen an der Zahl privater Haushalte zu einem der am schnellsten wachsenden Regionen auf der Welt. Bislang sind die Preise noch niedrig im Verhältnis zur Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung, dem Lohnniveau und den Zinssätzen.
Unter den anderen Branchen wecken vor allem Minentitel und Energieunternehmen das Interesse des Portfoliomanagers. Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass viele dieser Aktien derzeit falsch eingeschätzt und damit bewertet werden, wenn man die hohen stillen Reserven in den Bilanzen und die Preisentwicklung der Rohstoffe berücksichtigt, mit denen diese Unternehmen arbeiten.