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Gold bleibt sicherer Hafen

Bradley George, Leiter des Rohstoffteams bei Investec
Bradley George, Leiter des Rohstoffteams bei Investec

Der jüngste Kurseinbruch bei Gold und Goldminenaktien ist auf verstärkte Anzeichen einer konjunkturellen Erholung in den USA und der Euro-Zone sowie nachlassende Inflationsrisiken zurückzuführen. Trotzdem bleibt Investec Gold gegenüber positiv gestimmt. Bradley George, Leiter des Rohstoffteams bei Investec erklärt die Hintergründe.

28.03.2012, 09:35 Uhr

Redaktion: anw

"Auch wenn der Goldpreis jetzt gefallen ist, so wird er langfristig wieder steigen", ist Bradley George, Leiter des Rohstoffteams bei Investec und Manager des Investec Global Gold Fund, überzeugt. Die Aussichten für die Weltwirtschaft bleiben unsicher. Für Anleger ist aufgrund des hohen Ölpreises und der anhaltenden Euro-Schuldenkrise weiterhin Vorsicht angebracht. Durch Bewertungsdifferenz zwischen Gold und Goldminenaktien ergeben sich aktuell sehr gute Einstiegsmöglichkeiten bei günstig bewerteten Minentiteln mit soliden Bilanzen und stabilem Wachstum.

Seit Ende Februar ist der Goldpreis von 1.784 Dollar auf zeitweise unter 1.640 Dollar je Unze gefallen; dies entspricht einer Korrektur von rund acht Prozent. Noch stärker fiel der Rückgang bei Goldminenaktien aus: Der HSBC Global Gold Index hat im gleichen Zeitraum deutlich mehr als zehn Prozent an Wert verloren. Dennoch sehen die Rohstoffexperten der Fondsgesellschaft Investec Asset Management langfristig einen ungebrochenen Aufwärtstrend für Gold und Goldminenaktien.

Für den Preiseinbruch gibt es nach Ansicht von Bradley George, Leiter des Rohstoffteams bei Investec und Manager des Investec Global Gold Fund, vor allem zwei Gründe: „Zum einen interpretiert der Markt die jüngsten Äusserungen von Fed-Chef Ben Bernanke als deutliche Anzeichen für eine Erholung der US-Wirtschaft und ein Wiedererstarken des US-Dollar.“ Dies habe die Sorgen der Anleger um eine zu hohe Verschuldung der USA und anziehende Inflationsraten in der weltgrössten Volkswirtschaft zunächst verdrängt. „Zweitens ist der Goldmarkt technisch gesehen überkauft, was sich an einem überdurchschnittlich starken Anteil der Long-Positionen am Terminmarkt gezeigt hat.“ Dazu haben sich in den vergangenen Monaten die physischen Käufe aus China und Indien – auf beide Länder entfallen zusammen mehr als 40 Prozent der globalen Nachfrage – abgeschwächt.

Treiber des Goldpreises wirken nach wie vor
"Auch wenn der Goldpreis jetzt gefallen ist, so wird er langfristig wieder steigen", glaubt der Goldexperte George. Für ein Investment in das Edelmetall oder Minenaktien sprechen für ihn nach wie vor folgende Faktoren:

  • Selbst unter der Voraussetzung, dass die Inflationsraten in den wichtigsten Industrieländern stabil bleiben und die nominellen Zinssätze leicht steigen, liegen die realen Anleihen-Renditen häufig bei Null oder sind negativ. Daran werde sich mit hoher Wahrscheinlichkeit solange nichts ändern, wie die Notenbanken ihre Leitzinsen niedrig halten. Hinzu käme, dass die Geldmenge in vielen grossen Volkswirtschaften stark gestiegen ist, hervorgerufen durch eine expansive Geldpolitik der jeweiligen Notenbanken im Zuge der zurückliegenden Finanz- und Schuldenkrise.
  • Die Goldnachfrage über börsengehandelte Goldindexfonds (ETFs) bleibt hoch. Dafür spricht, dass die Anleger, die in einen ETF investieren, in der Regel einen wesentlich längeren Anlagehorizont haben als die spekulativ orientierten Investoren an den Terminmärkten. Die Goldpositionen, die ETFs halten, sind per Ende März auf einen Höchststand von insgesamt 2.400 Tonnen geklettert.
  • Die grossen Notenbanken bleiben Netto-Käufer von Gold. Die im Zuge des jüngsten Preiseinbruchs zu beobachtenden Handelsaktivitäten einiger Notenbanken sprechen dafür, dass die grossen Notenbanken weiterhin versuchen, zehn Prozent ihrer Vermögensreserven in Gold zu halten.


Die aktuelle Abkehr vieler Anleger von Gold beobachtet George daher mit Skepsis. "Gold ist und bleibt ein sicherer Hafen und eignet sich sehr gut zur Diversifizierung bei der Geldanlage. Der Rohölpreis steigt möglicherweise weiter und eine nachhaltige Lösung Europas Schuldenkrise ist noch nicht in Sicht. Deshalb sollten Anleger Gold nicht aus den Augen verlieren", so George. Nach Einschätzung des Fondsmanagers werde zudem die Geldpolitik der Notenbanken in Europa, China und Japan den Goldpreis kurz- bis mittelfristig positiv stimulieren. "Wir rechnen damit, dass der Goldpreis im Verlauf von 2012 im Schnitt bei 1.730 Dollar je Unze liegen und dann in 2013 auf 1.800 Dollar je Unze klettern wird. Den jüngsten Preiseinbruch sehe ich eher als kurze Atempause an."

Bewertung vieler Goldaktien attraktiver als noch vor wenigen Wochen
Auch mit Blick auf Goldminenaktien zeigt Bradley George Optimismus. "Gemessen an historischen Durchschnittszahlen erscheinen uns die Bewertungen vieler Minenaktien zur Zeit recht attraktiv", so George. "Um nur ein Beispiel zu nennen: Nordamerikanische Minenaktien werden derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht gehandelt. Dabei liegt der Fünf-Jahresdurchschnitt bei 45."

Als langfristige Bewertungsbasis für Goldminenaktien legen George und sein Team einen Preis von 1.300 Dollar je Unze zugrunde. Gemessen daran notiert der HSBC Goldaktien-Index bei dem 0,83-fachen dieses Wertes, was eine deutliche Unterbewertung von Goldminentiteln signalisiert. Denn im langjährigen Mittel lag dieser Wert etwa beim Faktor 1,4. "Anders als dies allgemein am Markt wahrgenommen wurde, haben die meisten Goldminengesellschaften erhebliche Werte für ihre Investoren geschaffen. Es gab nur wenige – oftmals zu teure – Übernahmen und von der Ausweitung der Margen haben die Anteilseigner in Form steigender Dividenden profitiert", erklärt George. "Dennoch ist in den vergangenen Monaten die Bewertung des Netto-Vermögenswerts in Bezug auf den Goldpreis bei vielen grossen Minengesellschaften gefallen. Oder mit anderen Worten: konstant geblieben, obwohl der Goldpreis an sich gestiegen ist."

Bei ihren Investments in Minenaktien setzt die Fondsgesellschaft den Fokus auf Gesellschaften, die sogenannte Royalty-Deals mit den Minenbetreibern abgeschlossen haben, da diese Unternehmen erfahrungsgemäss weniger von Preisschwankungen betroffen sind als Mitbewerber. Die Royalty-Unternehmen sind meist zu einem geringen Prozentsatz an mehreren Minen beteiligt, jedoch nicht an deren Kosten. So profitieren sie von einer breiten Risikostreuung.

Steigende Energiekosten im Auge behalten

Allerdings sollten bei einem Investment in Goldminenaktien Risiken nicht ausgeblendet werden. Eines davon sind laut George steigende Energiekosten, auf die üblicherweise 40 bis 50 Prozent der gesamten Förderkosten entfallen. Dazu können Währungskursveränderungen die Ertragsrechnung negativ beeinflussen. Nicht zuletzt müssten politische Risiken wie zum Beispiel Bürgerkriege in einzelnen Förderländern, aber auch regulative Massnahmen wie etwa die Einführung oder Erhebung von Steuern, Import- oder Exportzöllen im Auge behalten werden.

Lesen Sie auch den vollständigen Marktbericht von Bradley George, Investec.

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