25.11.2024, 14:10 Uhr
Invesco erwartet für 2025 eine Kombination aus sinkender Inflation, geldpolitischer Lockerung und stärkerem Wachstum. Daraus ergibt sich für Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research «eine vorerst...
Das Zusammenwirken politischer, wirtschaftlicher und finanzieller Faktoren hat das Thema saubere Energie auf der Agenda vieler Regierungen ganz nach oben befördert. Die für den Klimawandel mitverantwortlichen Treibhausgasemissionen gehen zu fast drei Viertel auf das Konto des Energiesektors. An einer Minderung dieser schädlichen Emissionen führt laut Nima Pouyan von Invesco daher kein Weg vorbei.
Die zunehmende Dringlichkeit des Themas hat dieses nach Beobachtung von Nima Pouyan, Head Invesco ETF Switzerland & Liechtenstein bei Invesco, auch stärker in den Fokus der Investoren gerückt. Anleger, die sich in diesem Bereich engagieren möchten, haben inzwischen die Wahl zwischen verschiedenen aktiv gemanagten Fonds sowie einer wachsenden Zahl passiver ETFs.
Es stellt sich seiner Ansicht nach die Frage, was saubere Energie zu einem so relevanten Anlagethema gemacht hat. "Der grosse 'Game Changer' für den Energiesektor ist die enorme Verbesserung der Wirtschaftlichkeit sauberer Energietechnologien. Die Kosten der Solarenergie zum Beispiel sind in den letzten zehn Jahren um 85% gesunken», so der Experte. Die Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) zufolge werden Solar- und Windkraft schon weit vor 2040 billiger sein als Öl, Erdgas und Strom aus Kohlekraftwerken. Tatsächlich lagen die Kosten für 62% der gesamten Stromerzeugung aus Erneuerbare-Energie-Anlagen, die 2020 zugebaut wurden, unter denen der wettbewerbsfähigsten fossilen Brennstoffoption.
Auch auf politischer Ebene habe endlich ein echtes Umdenken stattgefunden: Die grosse Mehrheit der Länder bekenne sich zum Klimaschutz und stelle sich dem Klimawandel mit vereinten Kräften entgegen. Die Länder, die das Pariser Abkommen unterzeichnet haben, werden ihre Pläne für die Realisierung von Netto-Null-Emissionen bei der UN-Klimakonferenz (COP26) im November vorstellen.
Mit ihrem Ende 2019 vorgestellten European Green Deal hat die Europäische Union hier gemäss Pouyan eine Vorreiterrolle eingenommen. Der ehrgeizige Plan sehe vor, dass die Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden soll. Als Zwischenziel sollen die CO2-Emissionen bis 2030 um 55% reduziert werden – ursprünglich geplant war eine Reduktion um 40%. Dafür werde der Anteil sauberer Energien am europäischen Energiemix um 40% steigen, statt wie ursprünglich geplant um 32%.
"Auch die USA haben sich zur Umstellung auf eine hundertprozentig saubere Energiewirtschaft mit null CO2-Emissionen bis 2050 verpflichtet. Ausserdem soll die Stromerzeugung bis 2035 vollständig dekarbonisiert werden", spezifiziert der ETF-Spezialist.
China wiederum will bis 2060 CO2-neutral sein und habe dieses Ziel in seinem 14. Fünfjahresplan von 2021 bis 2025 festgeschrieben. Dieser siehe eine Senkung der CO2-Intensität um 18% sowie eine Ausweitung des Anteils nicht-fossiler Brennstoffe am Energiemix von 16% im Jahr 2020 auf rund 20% im Jahr 2025 vor.
Die Energiewende fordert laut Pouyan Regierungen und die Privatwirtschaft, die gemeinsam investieren und Innovationen vorantreiben müssen. Dadurch eröffnen sich attraktive Anlagechancen für Investoren. Um die weltweit vereinbarten Ziele zu erreichen, werden die Länder im Zeitraum 2015 bis 2050 voraussichtlich rund 30% mehr Geld als geplant in das Energiesystem investieren müssen: IRENA geht von insgesamt 120 Bio. USD statt geplanter 93 Bio. USD aus.
Auch die EU werde im Rahmen ihres Green Deal in den Jahren 2021 bis 2030 rund 350 Mrd. Euro mehr pro Jahr investieren müssen als im Zeitraum 2011 bis 2020. "Das ist ein Anstieg um rund 90 Milliarden Euro pro Jahr im Vergleich zu den Investitionen, die nötig sind, um die aktuellen Klima- und Energieziele für 2030 zu erreichen», so Pouyan. Ein Grossteil dieser Investitionen werde in Technologien und Unternehmen fliessen, die zu mindestens einem der sechs Umweltziele der EU beitragen.
ETF-Investoren, die sich für ein Investment in das "Clean Energy»-Thema interessieren, können gemäss dem Invesco-Spezialisten aus einem immer grösseren Produktangebot wählen. Dieses reiche von Ansätzen, die den Fokus auf eine saubere Energietechnologie wie Solar- oder Windkraft legen, bis hin zu breiter gefassten, stärker diversifizierten Strategien. Aus Anlegersicht könne es sich zudem lohnen, nicht nur in verschiedene saubere Energiequellen zu investieren, sondern auch Anlagechancen in Unternehmen zu nutzen, die zu einer besseren Gewinnung, Umwandlung, Nutzung und Speicherung von Energie beitragen.
Ein weiterer wichtiger Faktor sei die Anzahl der Aktien, in die investiert wird. Einige ETFs bilden Indizes mit nur 40 Komponenten ab, während andere mit mehr als 120 Titeln deutlich breiter diversifiziert seien. Wie der Index die Einzeltitel gewichtet, könne ebenfalls wichtig sein. Die häufigste Methode der Indexgewichtung sei die Gewichtung nach der Marktkapitalisierung, die jedoch mit einem höheren Konzentrationsrisiko einhergehen könne. Durch eine Gleichgewichtung aller Aktien könne dieses Risiko reduziert werden.
"Saubere Energien haben sich in den letzten zehn Jahren enorm weiterentwickelt. Meiner Ansicht nach stehen wir hier aber erst am Anfang einer sehr langfristigen Anlagestory. Überall auf der Welt treiben klimapolitische Initiativen eine beschleunigte Umstellung auf saubere Energien voran und viele grosse Länder haben sich im zurückliegenden Jahr in beispielloser Weise zur Klimaneutralität verpflichtet», so Pouyan. Die Realisierung dieser Ziele werde erhebliche Investitionen in erneuerbare Energie erfordern und potenziell sehr grosse Wachstumschancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Erneuerbare-Energie-Sektors eröffnen.