03.11.2022, 10:44 Uhr
Goro Takahashi ergänzt als Investment Director das japanische Aktienteam von GAM unter der Leitung von Ernst Glanzmann. Zuvor war er Senior Analyst bei Neuberger Berman
So dramatisch die Lage in der Ukraine derzeit auch ist, für die internationalen Bond-Märkte dürfte sie sehr begrenzte Auswirkungen haben. Da die Ukraine schon seit längerem sehr schwache Fundamentaldaten aufweist, ist die Zahl der Investoren beschränkt, erläutert Enzo Puntillo, Head/CIO Fixed Income, Swiss & Global Asset Management.
Das Gewicht der Ukraine am Finanzmarkt ist relativ gering, sodass bei einem drohenden Zahlungsausfall kaum weitreichenden Folgen zu befürchten sind. Russlands Gewicht ist grösser, allerdings verfügt das Land auch über sehr gute Solvenz-Indikatoren die Zahlungsfähigkeit des Landes dürfte nicht in Gefahr geraten. Die Krim-Krise bereitet deshalb nicht so sehr dem globalen Bondmarkt, sondern vor allem der regionalen Wirtschaft Probleme.
Insgesamt stabilisiert sich die Situation bei Schwellenländer-Bonds. Während die Abflüsse zurückgehen, haben Investoren, die nach günstigen Bewertungen suchen, bei Hartwährungsanleihen bereits wieder zugekauft, etwa bei indonesischen Staatsanleihen. Bei brasilianischen Anleihen in lokaler Währung, bei denen Renditen von bis zu 13% erreicht wurden, ist die Verzinsung in den vergangenen Monaten um 70 bis 80 Basispunkte gesunken und die Währung hat leicht aufgewertet. Vorsicht hingegen ist in Südafrika und angesichts der anstehenden Wahlen Ende des Monats bei türkischen Staatsanleihen geboten. Die jüngste Abwertung in China sollten Investoren vor dem Hintergrund der ökonomischen Transformation sehen, die das Land durchläuft: China versucht, ein neues, stärker auf Binnenkonsum fussendes Gleichgewicht zu finden wieder anziehende Kapitalzuflüsse wären in dieser Situation nicht hilfreich.
Amerikanische Treasuries befinden sich noch immer in einer Normalisierungsphase: Jedoch dürfte der bisherige Höhepunkt von 4,6 Prozent für fünfjährige Terminzinssätze in 5 Jahren in diesem Zyklus nicht mehr erreicht werden und sich von derzeit 4,1 Prozent eher weiter abwärts entwickeln. Auch von der anstehenden Sitzung des EZB-Rates sollten Anleiheinvestoren keine allzu grossen Veränderungen erwarten, denn die jüngsten Wirtschaftsdaten aus der Eurozone sind ermutigend und haben in einigen Punkten eher positiv überrascht.