China verunsichert Märkte unnötig

Foto: Rainer Sturm, pixelio.de
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Die jüngste Schwäche des Renminbi ist einem Wechsel in der Währungspolitik geschuldet, sagt Michael Lai, Fondsmanager bei GAM.

22.02.2016, 14:07 Uhr

Redaktion: jog

Eine ganze Reihe von Gründen hat zu einem schlechten Start der chinesischen Finanzmärkte ins Jahr 2016 geführt: der schwache Ölpreis, die Unsicherheit über den künftigen Kurs der US-Geldpolitik, aber auch hausgemachte Probleme. Für Michael Lai, Fondsmanager des GAM Star China Equity, sind vor allem letztere eine genauere Betrachtung wert. Wir denken, dass es eine Vertrauenskrise gibt, die durch einige undurchsichtige Entscheidungen der politischen Führung ausgelöst wurden, so Lai. Diese werden von der Schwierigkeit der chinesischen Regierung begleitet, ökonomisch sensible Themen an den Märkten und gegenüber Investoren angemessen zu kommunizieren.

Renminbi entwickelt sich besser als vermutet
Zu den jüngsten Versäumnissen würde erstens das unglückliche Timing bei der Einfügung der neuen Regeln zur Aussetzung des Börsenhandels zählen. Diese sollten den Handel eigentlich beruhigen anstatt ihn noch volatiler zu machen, so wie es der Fall war, so der Fondsmanager. Dazu komme als zweites die jüngste Schwäche des Renminbi gemäss dem Experten eine Folge des im Sommer 2015 vollzogenen Wechsels von einer starren Dollarbindung des Renminbi zu einer Koppelung an einen gewichteten Währungskorb. Dieser Wechsel fällt in ein schwieriges geldpolitisches Umfeld, in dem die japanische Notenbank und die Europäische Zentralbank durch ihre lockere Geldpolitik Druck auf ihre Währungen ausüben, während die Fed angefangen hat, die Zinsen anzuheben, sagt Lai. Darüber hinaus habe der Renminbi seit 2005 deutlich gegenüber dem Dollar aufgewertet. Daher sei eine Gegenreaktion angesichts der aktuellen Dollarstärke nur natürlich. Trotz allem sollte man aber beachten, dass der Renminbi seit Jahresanfang nur um rund 1,3 Prozent abgewertet hat, aber die Reaktionen an den Aktienmärkten im Januar extrem waren. Auch dies ist unserer Ansicht nach einer schlechten Kommunikation geschuldet.

Trotz Wachstumsschwäche gibt es Grund für Optimismus
Die chinesische Regierung unternimmt nach Beobachtungen von Lai weiterhin Anstrengungen, die Wirtschaft durch fiskalische und geldpolitische Impulse zu stimulieren und so die Verlangsamung des jahrelang hohen Wachstumstempos abzufedern. Dazu sollen weitere Strukturreformen die eigene Wirtschaft weniger abhängig vom Investitionsgütersektor und dem Export machen. Stattdessen soll ein Wirtschaftsmodell eingeführt werden, das stärker von Konsum und vom Dienstleistungssektor getragen wird, so Lai. Einige Reformschritte habe die Regierung bereits unternommen, um Überkapazitäten etwa in der Stahl- und Zementbranche abzubauen. Wir hoffen aber, dass es noch weitere Initiativen, substanzielle Umsetzungen und insgesamt mehr Transparenz geben wird, sagt Lai, Vor diesem Hintergrund erscheint uns eine Politik, die auf eine weitere Schwächung des Renminbi ausgerichtet ist, eher kontraintuitiv.

Nach den Kurseinbrüchen an den chinesischen Aktienmärkten sind die Bewertungen am unteren Ende ihres historischen Schwankungskorridors angekommen. Dadurch bieten sich langfristig orientierten Investoren interessante Einstiegsgelegenheiten. Es ist unübersehbar, dass China auf dem Weg zu einer vor allem vom Dienstleistungssektor gestützten Volkswirtschaft ist, und wir sind weiterhin optimistisch, dass dieser Weg fortgesetzt wird, so Lai.

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