27.08.2019, 09:01 Uhr
Bei der jüngsten Korrektur der Aktienmärkte handelte es sich laut Beat Thoma von Fisch Asset Management um eine technische Marktreaktion. Sie sei nicht aufgrund fundamentaler Daten ausgelöst worden.
Seit Anfang Jahr kam es bei Wandelanleihen zu Neuemissionen auf Rekordniveau, erklärt Stephanie Zwick, Leiterin des Convertible Bond Teams bei Fisch Asset Management in Zürich.
Zahlreiche Anlageklassen verzeichneten in den vergangenen Jahren ein hohes Wachstum im Bereich passiver ETF-Anlagen, wodurch sie anfällig geworden sind für technisch getriebene Verkaufswellen, sobald die Anlegerstimmung ins Pessimistische dreht. Zuletzt gesehen im Februar bei den Aktienmarkt-Einbrüchen. Ein zentrales Merkmal des globalen Wandelanleihenmarktes ist die Tatsache, dass kaum passive ETF-Produkte in ihm investiert sind. Dies liegt an der Komplexität der Anlageklasse und den feinen Unterschieden zwischen den regionalen Märkten. "Somit ist auch das Risiko, dass diese ETFs massive Kapitalabflüsse erleiden mit einem Kursabschlag der Bewertungen in der Folge, sehr gering. Ein solches Szenario ist ein sonst allgegenwärtiges Risiko vieler anderer Anlageklassen" erklärt Stephanie Zwick, Leiterin des Convertible Bond Teams bei Fisch Asset Management in Zürich.
Die Anlegerbasis von Wandelanleihen setzt sich zusammen aus Spezialisten für Long-Only-Wandelanleihenfonds und Hedgefonds sowie Aktien- und Anleihenanlegern, die am Marktrand agieren. Hedgefonds sind ausgesprochen hilfreich, da sie aufgrund ihrer Anlagestrategien häufig Positionen kaufen, die Long-Only-Anlegern weniger attraktiv erscheinen, jedoch Liquidität bieten. Des Weiteren steigt und sinkt die Höhe der von Hedgefonds aufgenommenen Fremdmittel im Laufe der Zeit entsprechend der zum jeweiligen Zeitpunkt bestehenden Anlagechancen, woraus sich in Bezug auf die Bewertungen eine Art natürliches Polster ergibt.
Neuemissionen auf Rekordniveau
"Das Lebenselixier der Anlageklasse der Wandler bildet der Fluss in den Markt strömender Neuemissionen. Und in diesem Jahr ist bisher eine starke Tätigkeit auszumachen", so Zwick. Bereits im Januar kam es laut der Expertin zu einem enorm hohen Angebot an Neuemissionen, insbesondere im asiatischen Raum ex Japan, wo mit 6,8 Milliarden USD das zweithöchste monatliche Emissionsvolumen aller Zeiten verzeichnet wurde. Global wurden im ersten Quartal 26,8 Milliarden USD emittiert. Hochgerechnet wäre es damit realistisch, zum ersten Mal seit 2010 wieder auf ein Neuemissionsvolumen von über 100 Milliarden USD zu kommen. "Ebenfalls beachtlich ist die Palette an emittierten Wertpapierarten, darunter Umtauschanleihen, variabel verzinsliche Wandelanleihen auf Bankkapital, Pflichtwandelanleihen und eine grosse Bandbreite an Laufzeiten eine schöne Veranschaulichung dessen, wie vielfältig einsetzbar Wandelanleihen zur Deckung des Finanzierungsbedarfs von Unternehmen sind", sagt die Fisch AM-Expertin.
Gerade im momentanen Zinsumfeld sind Wandler laut Zwisch für Unternehmen ein attraktives Finanzierungsinstrument und die Aussicht auf ein weiterhin hohes Emissionsvolumen entsprechend sehr gut. Denn bei steigenden Zinsen sind Unternehmen bestrebt, Anstiege ihrer Fremdfinanzierungskosten zu minimieren beziehungsweise zu vermeiden. Das Hinzufügen der Option, eine Anleihe in Aktien umzuwandeln, hat zur Folge, dass die Renditen von Wandelanleihen deutlich niedriger sind als jene konventioneller Anleihen. Gleichzeitig ist es den Unternehmen nicht nur möglich, jüngste Volatilitätsanstiege bei ihren Aktien zu Geld zu machen, sondern auch sicherzustellen, dass die Umwandlungspreise deutlich über ihren Allzeithochs liegen.
Angesichts guter konjunktureller Daten besteht bei Investoren die Hoffnung, dass mittelfristig weiter steigende Aktienkurse zu erwarten sind. Aber auch die Angst vor heftigen Kursrückschlägen im Aktiensegment wächst angesichts der schon lange andauernden Rally. Hier bieten Wandelanleihen die Lösung: sie ermöglichen Anlegern, ihre widersprüchlichen Gefühle gegenüber den Aktienmärkten in Einklang zu bringen. Das Zusammenspiel aus den Eigenschaften einer Unternehmensanleihe und der Option, diese Anleihe in Aktien des Emittenten umzuwandeln, führt zu einem asymmetrischen Risiko-Rendite-Profil. Auf diese Weise bieten Wandelanleihen nicht nur die Partizipation an einem weiteren Anstieg der Aktienmärkte, sondern gleichzeitig durch ihren Bond Floor auch einen Schutz vor Verlusten. "So ist es nicht verwunderlich, dass wir bei unseren Kunden ein hohes und steigendes Interesse an Wandelanleihen feststellen können. Da sowohl Anleger als auch Unternehmen die Vorzüge der Wandler erkannt haben, erfährt diese Anlageklasse folgerichtig ein Comeback. Und im bisherigen Jahresverlauf 2018 haben Wandler ihre Versprechen, die sie aufgrund ihrer Konstruktion geben, nachweislich gehalten", schliesst Stephanie Zwick.