«Das Argument für Schwellenländer»

Aktien aus Schwellenländern profitieren von einem schwächeren Dollar. (Bild Fidelity)
Aktien aus Schwellenländern profitieren von einem schwächeren Dollar. (Bild Fidelity)

«Die fiskalischen Belastungen in den USA werden immer schwerer zu ignorieren, der Dollar hat nachgegeben, und der Hintergrund für das globale Wachstum wirkt unsicher. In diesem Umfeld beginnen Anleger, eine Anlageklasse neu zu überdenken, die lange Zeit unbeliebt war: Aktien aus Schwellenländern», schreiben Amber Gordon, Associate Investment Director, Ottilie Forsyth, Investment Specialist und Dana Skotarenko, Investment Specialist bei Fidelity.

04.08.2025, 11:06 Uhr
Aktien

Redaktion: sw

Obwohl europäische Aktien bisher die Hauptnutzniesser des wachsenden Wunsches der Anleger nach Diversifizierung waren, haben Emerging Markets in letzter Zeit begonnen, das Interesse der Anleger zu wecken. Laut einer Umfrage der Bank of America haben globale Manager ihre Zuteilung zu EM zuletzt am stärksten von allen Anlageklassen erhöht.

Dieser Trend könnte sich laut Fidelity fortsetzen, da globale Investoren weiterhin stark in US-Aktien übergewichtet sind. Viele Schwellenmärkte besitzen erhebliche Bestände an US-Aktien. Diese Märkte könnten profitieren, wenn Gelder zurück in den heimischen Markt fliessen.

Grössere fundamentale Widerstandsfähigkeit

Erstens sehe der fundamentale Hintergrund für viele Schwellenländer robust aus. Während der Pandemie ergriffen Industrieländer umfangreiche Stimulus-Massnahmen. Schwellenländer, insbesondere China, handelten restriktiver und verfügen nun über grösseren fiskalischen Spielraum.

Die Schuldendienstquoten in Schwellenländern ausser Brasilien sehen vernünftig aus

Quelle: BIS, J.P. Morgan, Stand: 5. Juni 2025. *Ohne China, Russland und die Türkei. Für EM und EM ohne Brasilien beziehen sich die DSRs auf den gesamten privaten Sektor, während für DM eine Reihe für private Haushalte verfügbar ist. Der schraffierte Bereich entspricht der Prognose von J.P. Morgan.

Die Schuldentragfähigkeit sei insgesamt vernünftig, mit Brasilien als Ausnahme. Die Kosten für die Schuldenbedienung bleiben ohne Brasilien moderat. Zentralbanken in Schwellenländern handelten frühzeitig gegen Inflation. Die realen Leitzinsen sind hoch und bieten Raum für Lockerungen. Leistungsbilanzsalden, Devisenreserven und Importdeckung sind stärker als vor einem Jahrzehnt.

Ein schwächerer Dollar ist ein Rückenwind für Schwellenländer-Aktien. Er stärkt die Währungen, senkt die importierte Inflation, erhöht die Kaufkraft und erleichtert Zinssenkungen. Auch die Schuldenkosten sinken, und höhere Rohstoffpreise fördern Exporteure.

Schwellenländer tendieren dazu, besser abzuschneiden, wenn der Dollar schwach ist

Quelle: Fidelity International, LSEG Datastream, Stand: 7. Juli 2025.

Trotz sinkender effektiver Zollraten bleiben diese höher als 2024. Schwellenländer haben ihre Exportmärkte jedoch diversifiziert. China bleibt ein stark inländisch getriebener Markt, mit 85 Prozent der Umsätze im Inland. Höhere Zölle könnten laut Fidelity dort den Übergang zu konsumgetriebenem Wachstum beschleunigen.

Überzeugende Bewertungen und erste Anzeichen in China

Schwellenländer werden mit einem Abschlag von über 40 Prozent gegenüber den USA gehandelt – trotz robuster Fundamentaldaten und starker Profitabilität. Ein Grund für diesen Abschlag war die Schwäche Chinas. Die Politik hat sich seit September gelockert. Erste Anzeichen deuten auf eine Stabilisierung hin. Fiskalische Anreize stützen die Ausgaben, etwa für Haushaltsgeräte.

Zwar bleiben strukturelle Herausforderungen, etwa Überkapazitäten und hohe Wohnkosten, bestehen. Doch die Entschuldung der Haushalte bietet Spielraum für Konsum, besonders in untererschlossenen Bereichen wie Reisen oder Musik-Streaming.

Ein überzeugender Wachstumsvorteil

Der Konsens erwartet für 2025 ein Gewinnwachstum von knapp 14 Prozent in Schwellenländern, verglichen mit 10 Prozent in Industrieländern. Treiber sind technologische Innovation in Taiwan und günstige Demografie in Ländern wie Indien und Indonesien.

«Abschliessend denken wir, dass die Aussichten für Schwellenländer zunehmend positiv aussehen – mit gesünderen fiskalischen Profilen, Raum für geldpolitische Lockerung, dem Rückenwind eines schwächeren Dollars und Anzeichen der Stabilisierung in China. Schwellenländer-Aktien bieten einen fruchtbaren Boden für Stock Picking – besonders in unterbewerteten Märkten wie Brasilien, Mexiko und Südafrika», so das Fazit.

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