17.10.2024, 15:42 Uhr
Aufgrund schwacher Wirtschaftsdaten hat die Europäische Zentralbank zum dritten Mal die Zinsen gesenkt. Weitere Schritte dürften bald folgen – auch weil die Inflation noch stärker als gedacht gefallen ist.
Bundesbankchef Joachim Nagel mahnt nach der Zinswende der EZB mit Blick auf den weiteren geldpolitischen Pfad zur Vorsicht. Die Unsicherheit über die künftige Wirtschafts- und Preisentwicklung sei nach wie vor gross, sagte das EZB-Ratsmitglied in Leipzig.
«Bildlich gesprochen: Ich sehe uns nicht auf einem Berggipfel, von dem es zwangsläufig nach unten geht» sagte Nagel. Man befinde sich eher auf einem Bergrücken. Es gelte nun, den richtigen Punkt für den weiteren Abstieg noch zu finden: «Folglich hat der EZB-Rat in der letzten Woche erneut betont, datenabhängig und von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden», sagte der Bundesbankchef.
Aus geldpolitischer Sicht sei es wichtig, dass die noch immer zu hohe Inflation auf den Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent zurückgehe. Im Mai lag die Inflationsrate im Euro-Raum mit 2,6 Prozent noch darüber.
Nagel verwies darauf, dass das Niveau damit etwas höher als im April ausgefallen sei, aber deutlich niedriger als im Herbst 2022: «Damals betrug die Inflation im Euro-Raum noch etwa 11 Prozent. Allerdings ist die Rückkehr zum Zielwert von 2 Prozent kein Selbstläufer», sagte Nagel.
Die EZB hatte am 6. Juni die Kurswende vollzogen und erstmals seit fast fünf Jahren die Zinsschraube gelockert. Der Leitzins wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 4,25 Prozent gesenkt. Zum weiteren Kurs hielt sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber bedeckt.