13.12.2023, 14:55 Uhr
Die Verwaltung der Fondsgesellschaften ETHENEA und MainFirst wird unter einem Dach gebündelt. Damit werden die Back Office-Funktionen effizienter aufgestellt, während die Entscheidungsprozesse im Portfoliomanagement...
Schrill und nervig ist das Leben in SpongeBob᾿s Heimat wie das aktuelle Umfeld, so die Markteinschätzungen von Guido Barthels, ETHENEA.
Mitte September eröffnete Ben Bernanke den Märkten die Überraschung, dass die Fed nun doch nicht mit dem Rückführen der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank, dem sogenannten "Tapering", beginnen würde. Man warte auf weitere Wirtschaftsdaten, die die Expansion des US-Bruttoinlandsprodukts bestätigen würden. Der starke Zinsanstieg in den USA, verbunden mit höheren Rohstoffpreisen, wäre also eine potentielle Gefahr für das Wachstum? Spätestens an dieser Stelle könnte man den Glauben an die Rationalität der Akteure verlieren.
Keine Überraschung hingegen waren die deutschen Bundestagswahlen. Hier allerdings hat das Verschwinden der FDP ein Machtvakuum geschaffen, das nun zu einer Neuauflage der grossen Koalition oder der ersten schwarz-grünen Bundesregierung führen kann beide Varianten wahrscheinlich mit einem Linksruck der Regierung einhergehend. Mal schauen, wie das Wachstum in Deutschland mit potentiell höheren Steuern klarkommt.
Ob überraschend oder nicht das Verhalten Silvio Berlusconis am letzten Septemberwochenende, als dieser die eigene Haut auf Kosten der italienischen Regierung retten wollte, hatte zumindest einen gewissen Unterhaltungswert. Schade daran ist, dass die mittlerweile 64. italienische Nachkriegsregierung allem Anschein nach weit weniger als ein Jahr gehalten hat. Damit liegt eine Vielzahl von dringend benötigten Reformen vorerst auf Eis.
Auch ist fraglich, ob die EZB den italienischen BTP-Markt in vollem Umfang stützen könnte da das deutsche Bundesverfassungsgericht bisher kein Urteil über die Verfassungsmässigkeit des OMT-Programms verlautbaren liess. Obwohl Italien und Spanien von den Kapitalmärkten oft in den gleichen Topf geworfen werden, musste Spanien im laufenden Kalenderjahr für seine 10-jährigen Schuldverschreibungen zwischen 20 und 40 Basispunkte mehr Zinsen bezahlen. Seit der italienischen Regierungskrise hat sich das Verhältnis um circa 30 Basispunkte zu Ungunsten Italiens verschlechtert.
Zum Monatsanfang gab es dann den Super-GAU: den "Government Shutdown" in den USA. Da sich der Kongress nicht auf ein Budget einigen konnte, wird ein Verwaltungsstillstand beschlossen und ca. 800.000 Regierungsmitarbeiter werden in den unbezahlten Urlaub geschickt. Hinzukommt ein noch grösseres Problem für die US-Regierung, das Erreichen der Schuldenobergrenze von aktuell 16,7 Billionen USD. Ohne eine Einigung über das Budget ist sicher kein Konsens zur Schuldenobergrenze erzielbar. Dann wären die USA technisch im Konkurs, könnten kurzfristige Schuldtitel nicht tilgen und keine Zinszahlungen leisten. Offenbar könnten jedoch nur gewaltige Ausgabenkürzungen dazu dienen, unterhalb der Schuldenobergrenze zu bleiben oder den republikanischen Forderungen nach Kürzungen im Sozialsystem nachzukommen, um die Schuldengrenze zumindest temporär anheben zu lassen. Beides wäre Gift für den amerikanischen Aufschwung und damit wäre das "Tapering" der Fed auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben.
Hektische Aktionen und schrille politische Töne. Das erinnert an die seltsame Welt unter Wasser, in der SpongeBob wohnt: Hier ist jeder irgendwie verrückt und die laute Musik und das Gekreische der Charaktere können einem schnell Kopfschmerzen bereiten. Dieselben Kopfschmerzen, die man derzeit beim Betrachten von Politik und Kapitalmärkten bekommt.