Investoren-Limbo – How low can you go?

Guido Barthels, Portfolio Manager der Ethna Funds.
Guido Barthels, Portfolio Manager der Ethna Funds.

Die Finanzmärkte befinden sich im Bann der Zentralbankmassnahmen. Das stagnierende Wirtschaftswachstum, die niedrige Inflation und die fallenden Zinsen beeinflussen das Renditeniveau. Werden die Märkte die Renditelatte noch tiefer legen? Lesen Sie hier den Beitrag von Guido Barthels, Portfolio Manager bei ETHENEA.

16.09.2014, 11:59 Uhr

Redaktion: dab

Der karibische Tanz Limbo ist den meisten von uns schon einmal begegnet, allerdings eher auf ernüchternde Weise: und zwar mit einem Sieg der Schwerkraft. Der Markt fordert seinerseits die Bondinvestoren schon seit geraumer Zeit zum Limbo-Tanz. Von Monat zu Monat wird die Renditelatte tiefer gelegt, aktuell im Fall von 10-jährigen Bunds auf 0,88 %. Nur die Investoren der 'Japanese Government Bonds' und die der schweizerischen Staatsanleihen müssen sich noch mehr krummlegen, auf aktuell unter 0,5 %. Historische Tiefststände.[1]

Die Krisen in der Ukraine und im Irak sollten eine verstärkte Nachfrage nach ver­meintlich sicheren Anlagen wie beispielsweise Bundesanleihen hervorrufen und im Gegenzug sollte die Nachfrage nach riskanteren Produkten rückläufig sein. Doch weit gefehlt. Die Aktienmärkte sind auf breiter Front im Monatsplus und die Kreditmärkte haben sich von ihrer Schwäche erholt, sodass der Verweis auf die geopolitischen Risiken für die Renditeentwicklung der europäischen Anleihemärkte nicht zu stimmen scheint.

Für die Richtung der Märkte müssen also andere Kräfte entscheidend sein. Einen Hinweis könnte die ungünstige Wachstumsdynamik der europäischen Volkswirtschaften liefern. Während die Eurozone im ersten Quartal noch mit 0,2 % wuchs, stagnierte sie in Q2. Die deutsche Wirtschaft schrumpfte sogar um 0,2 %. Gleichzeitig sank die Inflationsrate auf den neuen Tiefpunkt von 0,4 %, weit entfernt von den angestrebten 2 %.[2] Zudem zeigt die Zusammensetzung der Preisänderungsrate auf Komponentenebene, welchem Dilemma die Europäische Zentralbank gegenübersteht. Nur wenige der Komponenten sind zinselastisch, was bedeutet, dass das Zinsniveau, welches durch die Europäische Zentralbank (EZB) festgelegt werden kann, nur einen sehr beschränkten Einfluss auf diese Preiskomponenten hat. Wenn die EZB Massnahmen ergreifen sollte, deren Einfluss für die wirtschaftliche Entwicklung sowie für die Preisveränderung spürbar sind, dann müssen diese Massnahmen gleichsam der sprichwörtlichen 'Bazooka' sein. Hier liegt auch offenbar der Hase im Pfeffer begraben. Die Kapitalmärkte vertrauen (wieder einmal) auf die Allmacht der Zentralbanken. Durch die Antizipation der Märkte werden genau diese Erwartungen zur selbsterfüllenden Prophezeiung und wir bekommen eine Erklärung dafür, warum sich die gesamten Märkte, ob mit oder ohne Risiko, nach oben bewegen.

Wir erwarten auch weiterhin volatile Zeiten an den Kapitalmärkten und insgesamt dauerhaft niedrige Renditeniveaus. Ob die Risiko-Assets wie Unternehmensanleihen und Aktien auf dem aktuellen sportlichen Bewertungsniveau verbleiben können, wird in erster Linie von den Zentralbanken abhängig sein. Anleiheinvestoren sollten demnach ihre Flexibilität im Rücken erhöhen, denn die Märkte werden die Renditelatte passend zum Limbo-Tanz weiterhin niedrig halten.

[1] & [2] Quelle: Bloomberg

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