Freizeitunternehmen mit alternativen Geschäftsmodellen haben Zukunft

Freizeitaktien sind 2012 überdurchschnittlich gestiegen – doppelt so stark wie der Gesamtmarkt. Doch Neuengagements in diesem Bereich sollten gemäss dem Equity Team der Dexia Asset Management sehr gezielt erfolgen.

12.02.2013, 09:45 Uhr

Redaktion: fab

Konventionelle Reiseanbieter wie Kuoni dürften verstärkt den Druck von Onlineportalen spüren, zumal jetzt auch noch Google in diesen Bereich eindringt. Empfehlenswert sind Unternehmen, die alternative Geschäftsmodelle verfolgen wie Dufry oder Accor.

Die Aktien der international tätigen Freizeitunternehmen haben im vergangenen Jahr den Weltaktienindex um rund das Doppelte geschlagen. Doch dies ist nicht als Trend zu werten, der die gesamte Branche erfasst. Die einzelnen Marktteilnehmer entwickeln sich sehr unterschiedlich, weshalb bei der Auswahl von Aktien Vorsicht geboten ist. So schnitten 2012 marktsensitive Unternehmen besser ab als defensive. Nach einem für sie extrem schwierigen Jahr 2011 – mit 90% Kursverlust bei Thomas Cook – erholten sich Reiseveranstalter kräftig, während Caterer wie Sodexo und Compass kaum besser waren als der Index. 2013 dürfte erneut ein schwieriges Jahr werden. Der Wachstumsrückgang in Europa könnte etliche börsennotierte Unternehmen treffen, da die meisten sehr stark in Europa engagiert sind. Dexia AM setzt deshalb lieber auf Unternehmen, die ihr Geschäft neu ausrichten, als einfach nur dem Markttrend zu folgen.

Interessante Caterer und Hotelketten
Für besonders aussichtsreich halten die Spezialisten von Dexia Unternehmen wie Accor, die ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln und Firmen wie Sodexo, die durch Umstrukturierungen die Gewinne steigern. Bei Sodexo schätzt Dexia die Entschlossenheit des Managements, in punkto Gewinn zum wichtigsten Konkurrenten Compass aufzuschliessen. Nicht zuletzt wegen der zu erwartenden Steigerung der Gewinnmarge von 5,3 auf 6,3% bis 2015 und des kräftigen strukturellen Umsatzwachstums dürften Sodexos Gewinne in den nächsten drei Jahren zweistellig ansteigen.

Die französische Hotelkette Accor verfolgt zurzeit eine weniger kapitalintensive Strategie. Das Unternehmen verkauft Immobilien bzw. beendet Leasingverträge, um stattdessen auf Einnahmen aus Franchisegebühren zu setzen. Die Gewinnmarge dürfte sich dadurch verdoppeln, und die Rentabilität bis 2016 um über 40% steigen. Accors Vorbild ist die Hotelkette InterContinental, die mit einer solchen Strategie vor ein paar Jahren sehr erfolgreich war. InterContinental ist nach wie vor empfehlenswert. Das Qualitätsunternehmen profitiert weiterhin von der Hotelmarktentwicklung und ist stark in den USA und Asien engagiert, also regional gut aufgestellt. Auch die Hotellerie auf hoher See bietet Lichtblicke für Anleger: Für eine positive Überraschung könnte 2013 der weltweit führende Kreuzfahrtveranstalter Carnival sorgen. Er wird davon profitieren, dass die Kreuzfahrtkapazitäten 2013 so schwach wachsen werden wie selten zuvor. Der Angebotsrückgang in diesem und im nächsten Jahr dürfte die Reisepreise und damit auch die Gewinne von Carnival steigen lassen.

Reiseanbieter wie Kuoni unter Druck von Google&Co.
So interessant die Umstrukturierungspläne von Reiseveranstaltern wie Thomas Cook auch scheinen mögen – die Spezialisten von Dexia Asset Management zweifeln auf kurze Sicht an der Aktie, zumal Dexia dieses Geschäft als eine schrumpfende Branche einschätzt. Pauschalreisen sind rückläufig – erstens weil immer mehr Urlauber direkt über das Internet buchen, und zweitens aufgrund der Flut an Billigfluglinien in Europa. Viele Menschen sind heute ihr eigenes Reisebüro. In den USA werden fast 60% aller Reisen über das Internet gebucht und nicht wie früher im Reisebüro. Ausserdem lauert eine weitere Gefahr: Eine der ganz grossen Internetfirmen investiert in den Freizeit- und Reisemarkt. Google wird zu Onlineplattformen wie Expedia und Booking aufschliessen. Dies ist vor allem eine Gefahr für kleinere konventionelle Unternehmen wie Thomas Cook, TUI Travel und Kuoni. Der Suchmaschinengigant gewinnt durch gelegentliche Übernahmen und durch die Einführung von Diensten wie Google Flight Search und Google Hotel immer mehr Marktanteile.

Schweizer Dufry-Gruppe als Gewinner von morgen
Statt auf kleinere traditionelle Reiseanbieter wie Kuoni zu setzen, empfiehlt Dexia weniger spezialisierte Wettbewerber wie Thomas Cook oder TUI Travel. Der Reiseveranstaltersektor verliert ihrer Ansicht nach an Bedeutung. Ausserdem lastet nicht nur das Internet auf den Gewinnmargen, sondern auch die (wenn auch glücklicherweise seltenen) Terroranschläge in beliebten arabischen Reiseländern oder die gelegentlichen Aschewolken nach Vulkanausbrüchen. Einen Bogen macht Dexia ferner um Unternehmen, die in volatilen Segmenten tätig sind und in einem Teufelskreis aus schwachem Wachstum und schwachen Margen stecken. Denn diese Unternehmen verharren in volatilen Segmenten, anstatt ihre Geschäftsmodelle zu ändern und sich aus unrentablen Ländern zurückzuziehen.

Ungeachtet dessen schätzt Dexia die auf Flughäfen sehr präsente Schweizer Duty-Free-Shop-Kette Dufry. Sie überzeugt mit Wachstumspotenzial, einem guten Geschäftsmodell und einer exzellenten Länderstruktur (26% Nordamerika und bemerkenswerte 50% Lateinamerika). Brasilien, das bald die beiden grössten Sportereignisse der Welt – die Fussballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 − ausrichtet, wird in den nächsten Jahren einen grossen Anteil am Wachstum von Dufry haben, vor allem dank zahlreicher Infrastrukturinvestitionen (u.a. Flughafenausbau und mehr Einzelhandelsflächen). Mit 90% Marktanteil in Brasilien ist Dufry einer echter Gewinner von morgen.

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